HSBC-Bankerin Helen Wong "China braucht eine stabile Mittelschicht"

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China muss mit Europa stärker zusammenarbeiten

Aber das hohe Wachstum geht oft zu Lasten der Umwelt.
China weiß, dass das schnelle Wachstum zu Lasten der Umwelt geht und hat sich deshalb sehr aktiv an den Verhandlungen zu den Klimaabkommen in Paris und Kopenhagen beteiligt. Bis 2030 etwa soll der Carbonintensität des BIP um bis zu 65 Prozent fallen verglichen mit 2005. Klar ist, dass viel getan werden muss, um diese Ziele einzuhalten.

Welche Rolle spielen große Infrastrukturprojekte wie die Neue Seidenstraße für den Wandel Chinas?
Die Initiative ist für das Land sehr wichtig. Es geht nicht nur darum, die Infrastruktur zu verbessern, sondern auch darum, Länder zu verbinden und für mehr Handel zu sorgen. Davon profitiert längst nicht nur China. Das Projekt zieht massenhaft ausländische Unternehmen an, auch aus Deutschland. Die volle Auswirkung der Initiative werden wir nicht in den nächsten paar Jahren sehen, da geht es um Dekaden.

Wie profitieren ausländische Banken wie HSBC davon?
Wir sind auf verschiedene Arten an dem Projekt beteiligt. Wir beraten, übernehmen Projektfinanzierungen, sorgen für Währungsabsicherungen, Handelsfinanzierung oder Cash-Management oder für die Börsennotierung von beteiligten Unternehmen.

Das klingt nach einem guten Geschäft.
Ob das ein Erfolg wird, hängt am Ende davon ab, wie viel tatsächlich gebaut wird. Aber die neu gegründete Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank AIIB, der Seidenstraßen-Fonds sowie die New Developement Bank sind ein hoffnungsvoller Start. Zusammen stellen sie bis zu 1,1 Billionen Dollar zur Verfügung. Das sorgt für steigende Investmentnachfrage und stärkt die Chancen von Auslandsbanken...

...wenn sie sich auf dem chinesischen Markt behaupten können.
Auslandsbanken können mittlerweile uneingeschränkt Geschäfte in China tätigen. Für große Transaktionen wie beispielsweise den Deal zwischen ChemChina und Syngenta brauchen wir ausländische Banken. Das können lokale Banken nicht alleine stemmen.

Gleichzeitig ist mit Donald Trump ein Präsident ins Weiße Haus eingezogen, der kein Freund vom Freihandel ist.
Wir beobachten, dass China vermehrt auf regionale Zusammenarbeit setzt. Der Handel innerhalb Asiens ist schon stark gewachsen, lange bevor die neue US-Administration im Amt war. China muss auch mit den Ländern des Nahen Ostens stärker zusammenarbeiten, und letztlich auch mit Europa.

Ist die Zusammenarbeit wichtiger denn je?
Ich denke schon, denn China muss wachsen, allein schon aufgrund des Bevölkerungswachstums. Wir brauchen eine stabile Mittelschicht und abwechslungsreichere Beschäftigungsmöglichkeiten, allein schon, damit die Arbeitslosenquote nicht steigt. Das sollte auch im Interesse aller anderen Volkswirtschaften sein.

Welche Rolle spielt der Renminbi künftig?
Je mehr der Handel in China wächst, desto internationaler wird der Renminbi. Schon heute wird ein Viertel des chinesischen Handels in Renminbi abgewickelt, die Seidenstraßen-Initiative wird diese Zahlen weiter erhöhen. Dafür wird China seine Finanzmärkte noch weiter öffnen, sonst ist das nicht realisierbar.

Wird dafür genug getan?
An den Aktien- und Anleihemärkten können ausländische Investoren zunehmend in Renminbi notierte Produkte investieren. Künftig wird der MSCI chinesische Aktien in seinen Weltindex aufnehmen. Auch das wird dazu führen, dass
mehr ausländisches Kapital nach China strömt, der Renminbi mehr genutzt wird.

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