




Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat laut dem südkoreanischen Geheimdienst seinen Verteidigungsminister hinrichten lassen. Militärchef Hyon Yong Chol habe sterben müssen, weil er während einer Sitzung geschlafen und Kim Widerworte gegeben habe, sagte der Abgeordnete Shin Kyoung Min am Mittwoch. Dies hätten Beamte des Geheimdiensts NIS einem Parlamentskomitee hinter verschlossenen Türen mitgeteilt. Das Büro des Abgeordneten Lee Cheol Woo bestätigte die Angaben.
Die bisherigen Machthaber Nordkoreas
Kim Il-sung führte das Land von 1948 bis zu seinem Tod 1994 mit einer eigenen Ideologie, die Nordkorea von anderen Staaten abschottete.Er gilt als der Staatsgründer Nordkoreas und wird bis heute als "Ewiger Präsident" verehrt. Sein Sohn Kim Jong-il wurde systematisch als Nachfolger aufgebaut.
Während sein Vater als "Ewiger Führer" verehrt wurde, schreibt die nordkoreanische Propaganda ihm die Attribute "geliebter Führer" und "Sonne des 21. Jahrhunderts" vor. Durch seinen frühen Tod 2011 herrschte er nur 17 Jahre über Nordkorea und machte das Land währenddessen zu einer Atommacht. Überraschend wurde erst ein Jahr vor dem Tod sein drittgeborener Sohn als Nachfolger präsentiert.
Als "Geliebter Führer" wird in der nordkoreanischen Propaganda dargestellt - und er hat mit nur 30 Jahren die Geschäfte in Nordkorea übernommen. Anders als sein Vater konnte er nicht als Nachfolger aufgebaut werden und muss sich seinen Platz in der nordkoreanischen Politik erst erkämpfen: Das macht er, in dem er sich durch hartes Auftreten auszeichnet, aber auch offen Fehler zugibt.
Laut Shin erfolgte die Exekution Hyons bereits Ende April. Demnach wurde der geschasste Verteidigungsminister vor den Augen Hunderter Zuschauer auf einem Schießstand an der Kang-Kon-Militärakademie in Pjöngjang durch Schüsse einer Flugabwehrkanone getötet. Woher der Geheimdienst NIS die Informationen hat, sagten die Beamten den Parlamentariern nicht. Die Erkenntnisse seien über mehrere Kanäle gewonnen worden und glaubwürdig, hieß es laut Shin lediglich. Erst im April hatten Geheimdienstvertreter im Parlament berichtet, dass die Führung in Pjöngjang 14 ranghohe Beamte hinrichten ließ, die Kims Autorität herausgefordert hätten.
Seit seiner Machtübernahme Ende 2011 hat Machthaber Kim eine Reihe von Mitgliedern seines Führungszirkels im Zuge einer politischen Säuberungswelle hinrichten lassen. Für Aufsehen sorgte vor allem die Exekution seines Mentors und Onkels Jang Song Thaek, der 2013 wegen mutmaßlichen Hochverrats sterben musste.
Experten sind sich uneins, ob das blutige Durchgreifen Kims dessen uneingeschränkte Kontrolle über Nordkorea widerspiegelt oder vielmehr ein Zeichen für Schwierigkeiten bei der Machtkonsolidierung sind. Der Nordkoreaexperte Koh Yu Hawan sagte, Kim versuche offenbar mit Säuberungswellen die alte Militärgarde an die Kandare zu nehmen, weil sie die einzige ernsthafte Bedrohung für seine Herrschaft darstelle. Dass er zur Festigung seiner Macht auf ein „Regieren durch Terror“ setze, werde jedoch letztlich nur eine geringe Wirkung haben, wenn er keine Durchbrüche bei der Bewältigung der wirtschaftlichen Nöte des Landes erziele, fügte Koh hinzu.