Saudi-Arabien und drei weitere arabische Staaten haben im Konflikt mit Katar nun doch weitere Sanktionen gegen das Golf-Emirat angedroht. In einer gemeinsamen Mitteilung der vier Staaten vom späten Donnerstagabend, aus der arabische Medien zitierten, heißt es: „Wir werden alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, politische, wirtschaftliche und rechtliche, wie und wann wir es für angebracht halten, um unsere Rechte, Sicherheit, Stabilität und Interessen vor der aggressiven Politik der Regierung Katars zu schützen.“ US-Außenminister Rex Tillerson reist Anfang nächster Woche in die Golf-Region, um dort über eine Lösung für die Krise um Katar zu sprechen. Tillerson werde am Montag auf Einladung des Emirs nach Kuwait fliegen, teilte das US-Außenministerium am späten Donnerstagabend (Ortszeit) mit. Kuwait tritt in dem Streit zwischen Katar und vier anderen arabischen Staaten als Vermittler auf.
Die von der Regionalmacht Saudi-Arabien angeführte Gruppe wiederholte den Vorwurf an Katar, Terroristen zu unterstützen und die Sicherheit und Stabilität der Golf-Region zu untergraben. Der Vorwurf der Terrorunterstützung gilt als Hauptgrund für die seit vier Wochen laufende Blockade des Emirats durch Saudi-Arabien, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Ägypten.
Die vier Nachbarstaaten hatten erst am Mittwoch erklärt, bis auf Weiteres keine neuen Sanktionen gegen Katar zu verhängen - obwohl der kleine, aber reiche Golf-Staat 13 an ihn gestellte Forderungen offensichtlich nicht innerhalb einer gesetzten Frist erfüllt hatte. Das Wüstenemirat war per Ultimatum unter anderem aufgefordert worden, die Beziehungen zum schiitischen Iran - dem Erzrivalen des sunnitischen Königreichs Saudi-Arabien - zurückzufahren und seinen reichweitenstarken TV-Sender Al-Dschasira zu schließen.
Die Akteure der Katar-Krise
Das kleine Golf-Emirat ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer wieder von der Linie seiner Nachbarn abgewichen, nicht zuletzt in den Kriegen in Libyen und Syrien. Weil es sich ein riesiges Gasfeld im Persischen Golf mit dem Iran teilt, will es gute Beziehungen zu Teheran. Mit dem Nachrichtenkanal Al-Dschasira besitzt Katar eine einflussreiche Stimme in der Region.
Als einziges Land mit direkter Beteiligung an der Krise ist es nicht GCC-Mitglied, keine Monarchie und liegt zudem fern vom Persischen Golf. Doch Kairo hat einen Grund, bei der Blockade des Emirats mitzumachen: Denn nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi 2013 verbot die autoritäre Führung die von Katar unterstützte Muslimbruderschaft.
Das kleine Königreich wird von sunnitischen Herrschern regiert, die Mehrheit der Einwohner sind jedoch Schiiten. 2011 ließ Bahrain Proteste von Schiiten mit Riads Schützenhilfe niederschlagen. Kritiker werfen Bahrain vor, es sei eine saudische Kolonie.
Der größte Staat der Region dominiert den Golf-Kooperationsrat GCC. Die Saudis führen auch die Blockade Katars an. Das sunnitische Königshaus stößt sich vor allem an den guten Beziehungen Katars zum schiitischen Nachbarn Iran, für die sunnitische Führungsmacht Saudi-Arabien ein Erzfeind. Unter König Salman ist Riads Außenpolitik deutlich aggressiver geworden.
An der Seite Saudi-Arabiens und Bahrains gehen sie gegen Katar vor. Die VAE stört vor allem Katars Unterstützung der islamistischen Muslimbrüder, in denen die Emirate wie Saudi-Arabien eine Terrororganisation sehen. Allerdings stammt rund 40 Prozent des in den VAE verbrauchten Gases aus Katar.
In der Katar-Krise hat das mehrheitlich sunnitische Emirat mit starker schiitischer Minderheit die Rolle des Vermittlers übernommen. Die konstitutionelle Erbmonarchie konnte schon einmal vor drei Jahren einen Konflikt zwischen den Golfstaaten schlichten. Damals hatten Saudi-Arabien, Bahrain und die VAE ihre Botschafter aus Katar abgezogen.
Katars Regierung bezeichnet den Hauptvorwurf der Terrorfinanzierung als Vorwand, um der Allianz international Sympathie für ihre Maßnahmen zu sichern. Dabei gilt es als offenes Geheimnis, dass im Syrien-Krieg Geld aus Katar an die radikalsten Gegner der Regierung von Präsident Baschar al-Assad fließt. Doch auch Saudi-Arabien ist als Förderer des islamistischen Terrorismus bekannt. So gilt die saudi-arabische Lesart des Islam - der Wahhabismus - als Quelle der Dschihad-Ideologie, auf die sich etwa die Terrormiliz IS stützt.