Krieg in Syrien Waffenstillstand wird weitgehend eingehalten

Seit fünf Jahren tobt in Syrien ein Bürgerkrieg. 250.000 Menschen sterben, ganze Regionen sind zerstört. Jetzt gibt es eine Waffenruhe. Sollte sie langfristig halten, wäre das ein Hoffnungszeichnen für das Land.

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Syrische Truppen. Quelle: dpa

Mit dem Inkrafttreten einer Waffenruhe ist in Teilen Syriens zum ersten Mal seit Jahren relative Ruhe eingekehrt. Doch ging der Krieg gegen die Terrormiliz Islamischer Staat am Samstag weiter. Die Gruppe, die von der Feuerpause ausgenommen ist, startete nach Beginn der Feuerpause mehrere Angriffe, unter anderem eine Offensive auf die nordsyrische Grenzstadt Tal Abjad. Zudem gab es einen Autobombenanschlag in der Mitte des Landes, der dem IS zugeschrieben wurde.

Der von den USA und Russland vermittelte Waffenstillstand ist der bislang größte internationale Versuch, die Gewalt im Syrien-Konflikt zu verringern. Der Krieg hat seit 2011 eine Viertel Million Menschen das Leben gekostet und die schlimmste Flüchtlingskrise Europas seit dem Zweiten Weltkrieg verursacht. Die syrische Regierung und 97 Rebellen- und militante Gruppen haben gesagt, sie würden sich an die Waffenruhe halten. Neben dem IS ist auch der Al-Kaida-Ableger Nusra-Front von der Feuerpause ausgenommen.

Oppositionsaktivisten berichteten aus verschiedenen Teilen Syriens, dass die Situation seit Inkrafttreten der Waffenruhe „vorsichtig ruhig“ gewesen sei. Sie meldeten vereinzelte Verstöße. Ein syrischer Rebellenkommandeur, Fares al-Bajusch, sagte, seine Kämpfer hätten zahlreiche Verletzungen der Waffenruhe auf Seiten der Regierung registriert. Diese könnten zum Zusammenbruch der Waffenstillstandsvereinbarung führen, warnte er. Seine Gruppe, die von den USA unterstützte 1300 Mann starke Fursan-al-Hak-Brigade und andere, die mit der Freien Syrischen Armee in Verbindung stünden, hielten sich bislang an die Feuerpause.

Laut Staatsmedien startete der IS zwei Selbstmordanschläge nahe der zentralsyrischen Stadt Salamije. Einer der Angriffe galt demnach einem Armeecheckpoint. Dabei seien zwei Menschen getötet und vier weitere verletzt worden. Eine zweite Autobombe sei vor dem Erreichen eines Militärpostens von syrischen Soldaten zerstört worden, meldete das Staatsfernsehen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sagte, bei den beiden Getöteten handele es sich um Soldaten. Syrische Kriegsflugzeuge hätten mutmaßliche IS-Stellungen in Gebieten außerhalb von Salamije angegriffen, teilte die Aktivistengruppe mit.

In der nordsyrischen Provinz Rakka stürmten IS-Kämpfer die Stadt Tal Abjad und das nahegelegene Dorf Suluk, wie ein syrischer Rebellenvertreter sagte. Beide Orte waren vor Monaten von Kurden eingenommen worden. Die Kämpfe hätten nach Mitternacht am Freitag begonnen und dauerten noch an, sagte Talal Sillo, ein Sprecher der mehrheitlich kurdischen Demokratischen Kräfte Syriens. Sillo und die Kurden-Miliz YPG sagten, einige der IS-Kämpfer seien aus der Türkei gekommen. Die YPG teilte in einer Erklärung mit, ihre Kräfte hätten die Angreifer nach stundenlangen Gefechten getötet.

Die Nachrichtenagentur Aamak, die dem IS nahesteht, berichtete, Kämpfer der Terrormiliz hätten einen „Überraschungsangriff“ auf mehrere Gegenden in der Provinz Rakka gestartet, in der auch Tal Abjad liegt. Der Bericht nannte keine näheren Details.

Zum Schutz der Feuerpause ließ Russland seine Kampfflugzeuge in dem Bürgerkriegsland am Boden, wie der ranghohe Militäroffizier Sergej Rudskoi mitteilte. Luftangriffe gegen den IS und die Nusra-Front sollen demnach aber fortgesetzt werden.

Unmittelbar vor Beginn der Waffenruhe gaben die Vereinten Nationen eine Fortsetzung der Genfer Friedensgespräche für Syrien in rund eineinhalb Wochen bekannt. Falls der Waffenstillstand ab Samstag weitgehend halte, sollten die Verhandlungen am 7. März in Genf weitergehen, sagte der Syrien-Sondergesandte der Vereinten Nationen, Staffan de Mistura.

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