Libanon Führende Hafen-Vertreter nach Explosion in Beirut festgenommen

Bei den Ermittlungen solle untersucht werden, ob die Explosion durch Fahrlässigkeit verursacht worden sei. Interpol unterstützt die örtlichen Behörden.

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Ein Mann vor der zerstören Hafenanlage nach der Explosion. Quelle: AP

Drei Tage nach der verheerenden Explosion in Beirut sind Verantwortliche des Hafens der libanesischen Hauptstadt festgenommen worden. Dazu zählten Zoll-Chef Badri Dahir, dessen Vorgänger Schafik Mirhi und Hafen-Direktor Hassan Kuraitim, meldete die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA am Freitagabend.

Die Entscheidung sei im Zuge von Ermittlungen zu den Hintergründen der Explosion getroffen worden, hieß es weiter. Bereits am Vorabend waren 16 Hafen-Mitarbeiter festgenommen worden. Nach Justizangaben wurden bislang 18 Personen vernommen.

Bei der gewaltigen Detonation am Dienstag waren mehr als 150 Menschen ums Leben gekommen, rund 5000 wurden verletzt. Große Teile des Hafens und der umliegenden Wohngebiete wurden zerstört. Die Explosion soll durch eine große Menge der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat ausgelöst worden sei, die nach Regierungsangaben über Jahre ohne Sicherheitsvorkehrungen im Hafen gelagert worden war. Die Ermittlungen zur Ursache der Katastrophe laufen aber noch.

Der libanesische Präsident Michel Aoun erklärte am Freitag vor Journalisten, bei den Ermittlungen solle untersucht werden, ob die Explosion durch Fahrlässigkeit verursacht worden sei. Es solle aber auch geprüft werden, ob es möglicherweise eine „ausländische Einmischung“ durch eine Rakete oder Bombe gegeben habe. Dafür gibt es allerdings bislang keinerlei Anzeichen.

Die internationale Polizeiorganisation Interpol unterstützt die örtlichen Behörden mit Experten. Dabei gehe es unter anderem um die Identifizierung von Opfern, teilte Interpol am Freitagabend in Lyon mit. Interpol werde jegliche Hilfe leisten, die vom Libanon beantragt werde, erklärte Generalsekretär Jürgen Stock. Rettungshelfer suchten in der libanesischen Hauptstadt nach weiteren Überlebenden der Explosion. Interpol ist mit 194 Mitgliedstaaten nach eigenen Angaben die weltweit größte Polizeiorganisation.

Donald Trump schickt Hilfe

US-Präsident Donald Trump sicherte dem Libanon derweil Hilfen zu. Er habe dem libanesischen Präsidenten Michel Aoun gesagt, drei große US-Flugzeuge seien auf dem Weg nach Beirut, twitterte Trump am Freitag. Sie hätten Medizinausrüstung, Nahrung, Wasser sowie Rettungskräfte an Bord.

Laut US-Behördenangaben werden die Hilfen einen Wert von mehr als 15 Millionen Dollar haben. Mit den Medikamenten und sonstigen medizinischen Gütern könnten bis zu 60.000 Personen drei Monate versorgt werden.

Trump hat den Angaben zufolge mit Aoun über die Lage im Libanon gesprochen, ebenso mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der gerade in Beirut war. Für Sonntag sei mit beiden sowie weiteren Regierungschefs eine Telefonkonferenz angesetzt. "Alle wollen helfen", so Trump.

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