Machtwechsel Komiker Selinski gewinnt Präsidentenwahl in der Ukraine

Machtwechsel mit TV-Star: Selinski hat die Stichwahl in der Ukraine gegen Poroschenko haushoch gewonnen. Moskau nennt es eine „krachende Niederlage“.

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Selinski feiert den Wahlsieg gegen Poroschenko mit Anhängern und Konfettiregen. Quelle: Reuters

Kiew Der Herausforderer Wolodimir Selenski hat die Präsidentschaftswahl in der Ukraine Nachwahlbefragungen zufolge deutlich gewonnen. Der Komiker kam in der Stichwahl vom Sonntag demnach auf etwa drei Viertel der Stimmen. Der Schauspieler und politische Quereinsteiger wertet seinen Sieg bei der Präsidentenwahl im Krisenland Ukraine als wegweisend für viele Länder.

„Alle Bürger in den postsowjetischen Ländern, schaut auf uns! Es ist möglich“, sagte der prowestliche Komiker nach Bekanntgabe erster Prognosen am Sonntag in Kiew. Er bedankte sich bei seiner Familie, seinen Wahlkampfteam und den Wählern für die Unterstützung. „Ich werde euch niemals hinters Licht führen“, sagte der 41-Jährige. Vor seinen jubelnden Anhängern küsste er seine Frau auf der Bühne.

Amtsinhaber Petro Poroschenko räumte seine Niederlage ein und gratulierte Selenski zum Sieg. „So gehört es sich. So ist es in demokratischen Ländern üblich“, sagte Poroschenko vor seinen Anhängern. Er bereit, Selenski im Zuge der Amtsübergabe zu unterstützen. Zugleich betonte er: „Ich verlasse das Amt, aber ich möchte deutlich unterstreichen, dass ich nicht die Politik verlasse“, sagte Poroschenko. Er werde weiter in der Politik bleiben und für die Ukraine kämpfen, sagte der 53-Jährige. Die Partei Poroschenkos hatte zuvor erklärt, nun die Parlamentswahl im Oktober in den Blick zu nehmen. „Wir brauchen gemeinsame Anstrengungen, um das Land zu verteidigen“, sagte Poroschenko

In einer der Nachwahlbefragungen kam Selenski auf 73,2 Prozent der Stimmen und Poroschenko auf 25,3 Prozent. Für die Umfrage des Kiewer Internationalen Institut der Soziologie und des Rasumkow-Zentrums wurden mehr als 13 000 Antworten an 300 Wahllokalen ausgewertet. Die Fehlerspanne wurde mit drei Prozentpunkten angegeben.

Russland hat den Ausgang der Stichwahl um das Präsidentenamt in der Ukraine als „krachende Niederlage“ für Amtsinhaber Petro Poroschenko bezeichnet. Es sei noch zu früh, mit dem Sieg des Schauspielers Wolodymyr Selenskyj Hoffnungen zu verbinden, sagte der prominente russische Außenpolitiker Konstantin Kossatschow der Agentur Interfax zufolge am Sonntagabend. Aber Russland wünsche ihm, dass er ein eigenständiger Präsident eines unabhängigen Landes werden könne. Kossatschow ist Chef des Auswärtigen Ausschusses im russischen Föderationsrat, dem Oberhaus des Parlaments in Moskau.

Russland sieht Amtsinhaber Poroschenko als gesteuerten Politiker der USA, der Nato und von Teilen der EU. Die Abstimmung zeige, dass die Menschen sich mit ihren innenpolitischen Problemen beschäftigen wollten, sagte Kossatschow. Das Manöver Poroschenkos, mit einem russischen Feind von den inneren Schwierigkeiten abzulenken, sei gescheitert. Der Präsident hatte in seinem Wahlkampf immer wieder davor gewarnt, die Ukraine könne unter Kontrolle des russischen Präsidenten Wladimir Putin fallen. Der Ausgang der Stichwahl sei für Poroschenko „erniedrigend und beschämend“, meinte Kossatschow.

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