Niederlage auf Lampedusa Preisgekrönte Bürgermeisterin abgewählt

Die Bürgermeisterin der süditalienischen Insel Lampedusa, Giusi Nicolini, verliert ihr Amt. Die 56-Jährige erlangte durch ihre Haltung zur Flüchtlingskrise internationale Bekanntheit.

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Die Bürgermeisterin von Lampedusa, Giusi Nicolini (r.) spricht mit der damaligen Integrationsministerin Italiens, Cecile Kyenge, während eines Besuchs des Registrierzentrums auf Lampedusa. Quelle: dpa

Rom Sie stand für Menschlichkeit in der Flüchtlingskrise im Mittelmeer: Giusi Nicolini, die Bürgermeisterin der süditalienischen Insel Lampedusa. Nun wurde sie bei den Kommunalwahlen abgewählt. Die 56-jährige Politikerin verlor bei der Wahl am Sonntag gegen ihren Herausforderer, den zweifachen Ex-Bürgermeister Salvatore Martello.

Nicolini war seit 2012 Bürgermeisterin von Lampedusa und Linosa. Kurz nach ihrer Amtsübernahme schrieb sie einen offenen Brief an die Europäische Union, in der sie die Gleichgültigkeit Europas in der Migrationskrise anprangerte. Lampedusa wurde 2013 weltweit wegen einer Flüchtlingskatastrophe mit mehr als 366 Toten bekannt.

Seitdem bekam Nicolini mehrfach Preise, darunter den Unesco-Friedenspreis und die Theodor-Heuss-Medaille. Zudem statteten ihr hochrangige Politiker Besuche ab. Für die sozialdemokratische Regierungspartei PD war sie lange ein Aushängeschild. Letztes Jahr wurde Nicolini vom US-Präsidenten Barack Obama zum Staatsbankett in Washington empfangen.

Ihre Ansichten zur Aufnahme von Flüchtlingen seien nicht entscheidend für die Wahlniederlage gewesen, sagte Nicolini nach der Wahlschlappe. Vielmehr habe sie sich mit ihrer Position zum Umweltschutz und im Kampf gegen Korruption wenig Freunde gemacht. Sie wies auch Vorwürfe zurück, eher ein Medienphänomen als eine präsente Bürgermeisterin gewesen zu sein.

„Diese Insel war vor fünf Jahren in der allgemeinen Vorstellung das Tor zur Hölle, nicht zu Europa“, sagte sie der Zeitung „La Repubblica“ (Dienstag). „Heute ist Lampedusa nicht mehr der einzige Zugangsweg nach Europa und auch nicht mehr der Ort, an dem man mit dem Tod Urlaub macht.“

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