Mit viel Pomp und Wertschätzung sind am Wochenende die Gewinner der Nobelpreise gefeiert worden. In Oslo nahm der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos den Friedensnobelpreis entgegen. Die Auszeichnung war ihm für seine Bemühungen um ein Ende des blutigen Guerilla-Kriegs in seinem Land zuerkannt worden. „Wir haben das Unmögliche möglich gemacht“, sagte Santos am Samstag. Am Sonntagabend sollte zu Ehren des Friedensnobelpreisträgers in Oslo ein Nobel-Konzert stattfinden.
In der schwedischen Hauptstadt Stockholm überreichte König Carl XVI. Gustaf den Preisträgern in Medizin, Physik, Chemie und Wirtschaftswissenschaft ihre Auszeichnungen. Nur der Literaturnobelpreis wurde am Samstag nicht persönlich verliehen, weil Preisträger Bob Dylan für die Feier abgesagt hatte.
Bei einem festlichen Bankett am Abend las die US-Botschafterin in Stockholm, Azita Raji, eine Dankesrede vor, die Dylan an die schwedische Akademie geschickt hatte. Darin entschuldigte sich der 75-jährige Musiker, nicht persönlich bei der Feier dabei sein zu können. Der Preis habe ihn sehr überrascht. Er hätte sich nie gefragt, ob seine Lieder Literatur seien. Wann und auf welchem Wege er die Auszeichnung bekommt, ist noch unklar.
Zehn Mythen über den Nobelpreis
Richtig. Adolf Hitler wurde 1939 von dem schwedischen Abgeordneten E.G.C. Brandt für den Preis nominiert, der „Brüderlichkeit unter den Nationen“ und weltweite Abrüstung vorantreiben soll. Brandt zog die Nominierung später zurück und erklärte, sie sei satirisch gemeint gewesen. Die Episode zeigt, dass praktisch jedermann nominiert werden kann. Über die Aussichten, den Preis tatsächlich zu bekommen, sagt eine Nominierung nichts aus.
Falsch. Der Friedensnobelpreis wird, wie von Alfred Nobel verfügt, in Oslo verkündet und verliehen. Warum Nobel das so wünschte, ist nicht bekannt.
Richtig. Der Preis für Wirtschaftswissenschaften zählte nicht zu den fünf Auszeichnungen, die Alfred Nobel in seinem Testament für die Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden forderte. Er wurde 1968 zu Ehren Nobels von der schwedischen Zentralbank gestiftet. Er wird gemeinsam mit den anderen Preisen bekanntgegeben, ist mit demselben Preisgeld in Höhe von acht Millionen schwedischen Kronen (878.000 Euro) dotiert und wird bei der jährlichen Nobelpreiszeremonie im Dezember verliehen. Doch formal ist er kein Nobelpreis. Der offizielle Name lautet „Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften der schwedischen Reichsbank“.
Richtig. Das Geschlecht spiele bei ihrer Entscheidung über die Preisträger jedoch keine Rolle, sagen die Nobel-Juroren. Das Verhältnis spiegele nur die historische Dominanz von Männern in vielen Forschungsbereichen wider.
Falsch. Seit 1974 werden von den Preiskomitees nur lebende Personen berücksichtigt. 2011 machte die Nobelstiftung allerdings eine Ausnahme: Erst unmittelbar nach der Bekanntgabe des Preises für Medizin hatte sich herausgestellt, dass einer der Geehrten, der kanadische Immunforscher Ralph Steinman, wenige Tage zuvor gestorben war. Die Stiftung beließ es bei der Entscheidung, Steinmans Anteil am Preisgeld ging an seine Hinterbliebenen.
Falsch. Die Französin Marie Curie gewann 1903 den Preis für Physik und 1911 den für Chemie. Der US-Chemiker und Friedensaktivist Linus Pauling erhielt 1954 den Nobelpreis für Chemie, acht Jahre später wurde er mit dem Friedensnobelpreis geehrt.
Falsch. Der redegewandte, konservative britische Politiker Winston Churchill erhielt zwar einen Nobelpreis, allerdings in der Kategorie Literatur. Er wurde damit 1953 „für seine meisterlichen historischen und biografischen Schilderungen sowie für brillante Rhetorik bei der Verteidigung erhabener menschlicher Werte“ ausgezeichnet.
Falsch. Die Nobelstatuten besagen, dass die Auszeichnungen unter mehreren Preisträgern aufgeteilt werden können, doch in keinem Fall „darf eine Preissumme unter mehr als drei Personen aufgeteilt werden“.
Richtig. Die Nobelstatuten sind diesbezüglich eindeutig. Wer einen Nobelpreis bekommen hat, behält ihn für immer. Paragraf 10 lautet: „Gegen die Entscheidung eines Preisgremiums dürfen keine Einsprüche bezüglich der Zuerkennung eines Preises erhoben werden.“ Online-Petitionen, die zum Entzug eines bestimmten Preises aufrufen, sind daher wirkungslos.
Falsch. Es gibt keine Obergrenze, wie oft jemand mit einem Nobelpreis geehrt werden kann. Der US-Wissenschaftler John Bardeen gewann den Preis für Physik zweimal, 1956 und 1972. Der britische Biochemiker Frederick Sanger erhielt zwei Preise für Chemie, 1958 und 1980.
Den Medizin-Nobelpreis nahm der japanische Zellforscher Yoshinori Ohsumi für seine Entdeckung entgegen, wie die Müllabfuhr der Körperzellen funktioniert. „Ihre bahnbrechende Forschung hat ein uraltes Rätsel in der Biologie gelöst“, sagte Laudator Nils-Göran Larsson vom Nobelkomitee für Medizin.
Mit dem Physik-Preis wurden die theoretischen Physiker David Thouless, Duncan Haldane und Michael Kosterlitz für ihre Beschreibung exotischer Materiezustände geehrt. Die gebürtigen Briten leben und forschen in den USA.
Den Nobelpreis in Chemie überreichte der schwedische Monarch dem gebürtigen Briten James Fraser Stoddart, Jean-Pierre Sauvage aus Frankreich und dem Niederländer Bernard Feringa für die Entwicklung der kleinsten Maschinen der Welt. „Ihre Arbeit hat die Grundlage für ein völlig neues Forschungsfeld geschaffen“, sagte Nobeljuror Olof Ramström.
Schließlich wurden die in den USA lehrenden Forscher Oliver Hart und Bengt Holmström mit dem Nobelpreis für Wirtschaft bedacht. Ihre Arbeiten helfen beim Verständnis von komplizierten Verträgen, etwa von Top-Managern. Im Gegensatz zu den traditionellen Nobelpreisen geht die Wirtschafts-Auszeichnung nicht auf das Testament des schwedischen Dynamit-Erfinders Alfred Nobel zurück. Sie wurde erst 1968 von der Reichsbank gestiftet.
Alle Preise sind mit jeweils acht Millionen schwedischen Kronen (rund 830 000 Euro) dotiert und werden jedes Jahr am Todestag des Preisstifters Alfred Nobel verliehen, dem 10. Dezember.