




Nordkorea startet aus Sicht von Machthaber Kim Jong Un nach der Hinrichtung seines in Ungnade gefallenen Onkels Jang Song Thaek mit einem stärkeren inneren und politischen Zusammenhalt ins neue Jahr. Mit „resoluten“ Schritten zur „Zerstörung sektiererischen Schmutzes“ in der Partei sei die Eintracht „100 Mal“ verbessert worden, sagte Kim in seiner Neujahrsansprache am Mittwoch im Staatsfernsehen.
Jang nannte der junge Machthaber zwar nicht beim Namen. Doch galt es sicher, dass er seinen einstigen Mentor meinte, der im Dezember erst entlassen und dann wegen mutmaßlichen Hochverrats exekutiert wurde.
Beobachter rätseln noch immer darüber, was das Vorgehen gegen Jang für die Zukunft Nordkoreas bedeutet. Viele Experten glauben, dass der junge Kim damit die gleiche Machtfülle wie sein Vater Kim Jong Il und sein Großvater Kim Il Sung anstreben möchte. So galt Jang lange als die Nummer zwei im nordkoreanischen Staatsapparat.
Zudem rief Kim in seiner Rede zu einer Verbesserung der gespannten Beziehungen zu Südkorea auf. Es sei nun Zeit, dass beide Seiten aufhörten, sich gegenseitig zu verleumden. Seoul müsse vielmehr auf die Stimmen hören, die eine Vereinigung der beiden Länder forderten, sagte Kim. Zugleich warnte er indes, ein unbeabsichtigter Konflikt könne „eine massive Nuklearkatastrophe“ auslösen, die die Sicherheit der USA gefährden könne.
In Ton und Inhalt ähnelten Kims Worte vorangegangenen Ansprachen zum Jahreswechsel. Im Gegensatz zu Androhungen eines Atomkriegs, mit der er die Welt im Frühjahr 2013 noch aufgeschreckt hatte, war aber eine deutliche Veränderung erkennbar. Einige Experten werteten Kims Äußerungen denn auch als ersten Schritt zu einem neuen Dialog mit Südkorea.
Andere Beobachter mahnten indes zur Vorsicht. Zwar gebe es in der aktuellen Neujahrsansprache ein stärkeres Drängen zu verbesserten Beziehungen zu Seoul, sagte der Nordkorea-Experte Lim Eul Chul von der Kyungnam-Universität in Südkorea. Doch das bedeute nicht, dass Pjöngjang bald dramatische Schritte unternehmen werde.
In Südkorea wird nach der Exekution Jangs befürchtet, dass eine mögliche Instabilität im Norden dazu führt, dass Pjöngjang mit neuen Provokationen gegen Seoul versucht, die Einheit in Nordkorea zu stärken.
Neujahrsansprachen Kims werden von Experten und Regierungen in aller Welt auf Hinweise über Absichten und politische Ziele des hermetisch abgeriegelten kommunistischen Landes abgeklopft.