Parlamentswahlen in Italien Fünf-Sterne-Bewegung mit jungem Spitzenkandidaten

Ob das Beppe Grillo passt? Der erst 31-jährige Luigi di Maio wird Spitzenkandidat der Fünf-Sterne-Bewegung in Italien. Im Gegensatz zum launischen „Gottvater“ der Partei gilt Di Maio als moderat und weniger populistisch.

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Der Jungpolitiker erhielt 31.000 Stimmen der Mitglieder der Fünf-Sterne-Bewegung. Quelle: AP

Rimini Die Fünf-Sterne-Bewegung hat den in Italien populären Jungpolitiker Luigi di Maio wie erwartet zum Kandidaten bei den Parlamentswahlen gewählt. „Luigi Di Maio ist der Kandidat für das Premiersamt für das Movimento 5 Stelle“, twitterte die Partei am Samstag. Mehr als 37.400 nahmen bei der Online-Abstimmung teil, fast 31.000 stimmten für Di Maio, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.

Neben Di Maio hatten sich sieben weitere Mitglieder der Partei für die Kandidatur beworben, der 31-Jährige war aber klarer Favorit. „Die Verantwortung, die ihr mir anvertraut, ist groß, aber alle zusammen können wir es schaffen“, zitierte die Bewegung Di Maio nach Bekanntgabe des Ergebnisses. Bei den Wahlen, die spätestens im Frühjahr 2018 abgehalten werden müssen, müssten sich die Italiener entscheiden, ob sie „weiter überleben wollen oder anfangen zu leben“.

In Umfragen liegt die populäre Bewegung knapp vor den regierenden Sozialdemokraten der PD. Di Maio – derzeit stellvertretender Präsident der Abgeordnetenkammer – gilt als Gegengewicht zum Kopf der Bewegung Beppe Grillo. Im Gegensatz zum zuweilen launischen „Gottvater“ der Partei tritt Di Maio moderat auf. Seine Führungsqualitäten sind noch ungetestet. 2013 kam er als Studienabbrecher ins Parlament und wurde dann zum stellvertretenden Präsidenten der Abgeordnetenkammer gewählt, der jüngste in der Geschichte der Republik. International leistete er sich einen Fehltritt, als er Pinochet als Diktator Venezuelas statt Chiles bezeichnete.

Innenpolitisch versucht die Partei – die sich traditionell weder als links noch rechts positioniert – nun konservative Wähler zu erreichen. Di Maio, aufgewachsen in dem Vorort von Neapel Pomigliano d'Arco, soll dies bewerkstelligen. Vor Unternehmern sagte er kürzlich, dass die Fünf-Sterne-Bewegung nicht länger „populistisch“ sei. Ein Referendum über einen Verbleib Italiens in der Euro-Zone, eigentlich immer Versprechen der Sterne, sei nur „der letzte Ausweg“.

Zu seinen politischen Vorbildern zählte er einmal den als eher unaufgeregt geltenden spanischen Regierungschef Mariano Rajoy. Und in einem Interview bekannte er, dass seine Eltern hohe Erwartungen an ihn hatten, er aber „nicht besonders charismatisch“ gewesen sei. Dennoch, bei der nächsten Wahl will er das Gegenteil beweisen.

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