Sturm auf Mossul Anti-IS-Koalition erobert 20 Dörfer

Das irakische Militär und die kurdische Peschmerga-Miliz haben im Rahmen ihrer Mossul-Offensive nach eigenen Angaben bisher 20 Dörfer von der Terrormiliz IS zurückerobert. Die IS-Hochburg soll eingekesselt werden.

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Noch finden die Kämpfe im Vorland von Mossul statt. Quelle: dpa

Bagdad Das irakische Militär und die kurdische Peschmerga-Miliz haben in den ersten 24 Stunden ihrer Mossul-Offensive gegen die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) nach eigenen Angaben 20 Dörfer erobert. Die Soldaten rücken von Süden und Südosten auf die Millionen-Metropole im Norden des Landes vor, die Peschmerga-Kämpfer von Osten aus. Unterstützt werden sie von einer Militärkoalition unter Führung der USA, zu der auch Frankreich, Großbritannien, Kanada und die Türkei gehören.

Nach Angaben der Peschmerga griffen Kampfflugzeuge der Koalition an ihrem Frontabschnitt 17 IS-Stellungen an. Im Norden und Nordosten Mossuls hätten kurdische Kämpfer zudem einen beachtlichen Teil der 80 Kilometer langen Straße von Mossul nach Erbil unter ihre Kontrolle gebracht. Außerdem wurden in dem stark verminten Gelände um Mossul mindestens vier Autobomben zerstört. Informationen über Opfer gab es am Dienstag weder in der irakischen noch in der kurdischen Mitteilung.

Noch finden die Kämpfe im Vorland von Mossul statt. Der bevorstehende Straßen- und Häuserkampf dürfte nicht nur eine militärische, sondern auch eine humanitäre Herausforderung werden. Die Vereinten Nationen warnen, dass es einen Exodus von bis zu einer Million Menschen geben könnte. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) befürchtet zudem, dass Zehntausende Menschen von den Extremisten als lebende Schutzschilde missbraucht werden könnten. Der IOM-Chef in Irak, Thomas Weiss, sagte, wegen der Gefahr des Einsatzes von chemischen Waffen bemühe sich die Organisation auch um die Beschaffung von Gasmasken.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) fordert alle Kriegsparteien in Mossul auf, die Zivilisten zu schonen und zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser nicht anzugreifen. Das Rote Kreuz hat seine medizinischen Kapazitäten in der Nähe von Mossul ausgebaut und appelliert an die Konfliktparteien, Verwundete aus der Stadt zu lassen, damit sie behandelt werden könnten. Es bereite sich auch darauf vor, Opfer von Chemiewaffen zu behandeln. Das IKRK versuche außerdem, Kontakt mit dem IS in Mossul aufzunehmen, um die Einhaltung grundlegender Regeln des Kriegsrechts zu erreichen.

EU-Sicherheitskommissar Julian King warnte unterdessen vor einer erhöhten Terrorgefahr in Europa durch den Sturm auf Mossul. "Die Rückeroberung der nordirakischen IS-Hochburg Mossul kann dazu führen, dass gewaltbereite IS-Kämpfer nach Europa zurückkommen", sagte er der Zeitung "Welt". "Das ist eine sehr ernste Bedrohung, auf die wir vorbereitet sein müssen." King sprach davon, dass sich noch 2500 IS-Kämpfer aus EU-Staaten in Irak und Syrien aufhielten.

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