40. Geburtstag von Philipp Rösler Herzlich hinterfotzig

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"Indiskretionen gehören dazu"

Philipp Rösler Quelle: dpa

Rösler konterte den Hinweis auf mangelnde Flexibilität nicht schlagfertig mit der Vermutung, dass bei ihm das Rückgrat vielleicht noch funktioniere, während die CDU ihren Kurs noch deutlich schneller und an noch mehr Fronten korrigiert als die FDP. Dafür revanchierte er sich mit einer Erzählung aus dem morgendlichen Koalitionsgespräch, wo die FDP „sehr erfolgreich“ abgeschnitten hätte.

Das hätte er zusammen mit dem neu installierten Spitzenmann Rainer Brüderle hingekriegt: „Wir haben das alte Spiel gespielt: guter Bube, böser Bube.“ Fehlte nur der hämische Zusatz: Und die Deppen von der Union sind auf den alten Trick auch noch reingefallen. Man dürfe eben „die Entschlossenheit und den Kampfeswillen der Freien Demokratischen Partei nie unterschätzen“.

Rösler freute sich, dass alle Gratulanten als „echte Gäste“ da seien, „nicht als Leihgäste“. Nicht von Gnaden der Union also, sondern aus eigenem Recht des Geburtstagsjugendlichen waren immerhin 1100 Besucher in die luxuriöse Oldtimergarage Classic Remise gekommen. Den Ort hatte die Partei nicht nur gewählt, weil Rösler privat ein Fan historischer Autos ist und einen über 20 Jahre alten Mini fährt; sondern auch, weil er an dieser Stelle vor genau zehn Jahren seine erste Rede auf dem politischen Parkett Berlins gehalten hatte.

Die Kanzlerin, die Rösler trotz Kritik aus den eigenen Reihen „meine Chefin“ nennt, sei auch „eine der wenigen hier im Saal, die nicht Vorsitzende der FDP werden möchte“ – ein dezenter Hinweis auf die vielen Neider und Intriganten unter den Freidemokraten. Dass Rösler auch rabiat kann, hatte zuletzt der Fraktionschef Rainer Brüderle zu spüren bekommen, dem der Parteivorsitzende vor versammelter Präsidiumsmannschaft anbot, die Nachfolge anzutreten.

Weil Brüderle kniff, steht Rösler nun vorerst unangefochten da. Brüderle wiederum erinnerte in seiner Ansprache, die nicht Brüderles übliche Launigkeit widerspiegelte, sicherheitshalber noch einmal daran, dass die Arbeitsteilung im Wahlkampf zwischen den beiden festgelegt sei: Rösler sei der Mannschaftskapitän, und er, Brüderle, sei die Sturmspitze. Und die Helden, das sind bekanntlich die Torschützen.

Normalerweise, das hatte gleich zu Beginn FDP-Generalsekretär Patrick Döring in seiner Begrüßung verraten, sei Rösler „ein verlässlicher Freund“. Wenn der erst mal jemanden in sein Herz geschlossen habe, „dann muss schon viel passieren, dass sich das ändert – Indiskretionen gehören dazu“.

Man konnte beinahe sehen, wie jeder Gast taxierte, wer da alles gemeint gewesen sein könnte. Denn wenn es danach geht, können sich im Herzen des Vorsitzenden nicht viele Führungsleute der Liberalen eingenistet haben.

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