Atommüll Stop and Go(rleben)

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Es gibt keine Alternative

Teilnehmer einer Demonstration gegen das Atommuellendlager Gorleben Quelle: dapd

Die Grünen wissen allerdings angeblich heute schon, dass Gorleben untauglich ist. Das Problem: Eine Ersatzlösung können auch sie nicht vorweisen. Und durch die ethisch-moralischen Festlegungen ist die Auswahl ohnehin stark eingeschränkt:


  • Aus dem Blickwinkel der höchsten Sicherheit wäre es wünschenswert, den weltweit optimalen Standort auszuwählen und dort den globalen Atommüll einzulagern. Doch welcher Staat würde sich da schon gern als Welt-Kippe anbieten? Zudem sind sich hierzulande zumindest alle politischen Kräfte einig, dass radioaktiver Abfall aus deutschen Betrieben auch in Deutschland entsorgt werden muss.

  • Also kommen nur noch Standorte in Deutschland in Frage. Auch da ist technisch hoch umstritten, welches Lagermedium wohl das beste wäre. Manche Experten schwören auf Salz – so kam man ja auf Gorleben -, andere bevorzugen Granit, die dritten Ton. Insofern können sich schon die Wissenschaftler nicht auf „das Beste“ einigen. Wie sollen es dann die Politiker nach wissenschaftlichen Kriterien tun? Nach politischen Kriterien – nämlich dort, wo der Widerstand am geringsten oder die Zahl der zu verprellenden Wähler am kleinsten ist – hätte man auch schon jetzt entscheiden können.

  • Von der Logik her ist „der beste Standort“ ohnehin nie endgültig zu finden, denn stets lassen sich neue geologische Erkenntnisse gewinnen oder durch technischen Fortschritt neue Lösungen ermitteln. Insofern muss irgendwann ein Schlussstrich gezogen und gebaut werden, möchte man nicht auf Ewigkeit auf ein Endlager verzichten.

Das alles führt aber zu einem erheblichen politischen Legitimationsproblem. Denn man muss dem Bürger erklären: Die strahlende Fracht kommt nicht in das beste und sicherste Lager, sondern allenfalls in ein gutes oder das derzeit nach Mehrheitsmeinung beste in Deutschland. Vertrauen lässt sich so nur schwer gewinnen. Es lässt sich aber nicht steigern, wenn man nun schon vorschnell erklärt, dass es Gorleben auf keinen Fall sein kann. Denn was tun wir, wenn die Alternativen in Ton und Granit sich als schlechter erweisen?

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