
Es trifft alle: Schwarze, Rote, Grüne, Männer und Frauen. Mal fahren sie zu schnell, mal klappt das Einparken nicht, vielleicht ist Alkohol im Spiel. Zuletzt musste sich der Chef des Verkehrsausschusses im Bundestag, Martin Burkert (SPD), erklären.
Der Nürnberger Abgeordnete schildert, sein Wagen sei auf der A 6 von einem Fahrzeug berührt worden. Er habe in eine Ausfahrt ausweichen können. Dann sei er zur Polizei gefahren. Die andere Fahrerin gab hingegen an, der Politiker habe sie abgedrängt, sie sei gegen dessen Pkw geprallt. Ermittelt werden soll wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort. Burkert: „Heute weiß ich, das Beste ist: Anhalten, Handy nehmen, Polizei holen.“ Er sei nicht alkoholisiert gewesen.
Mit den Behörden zu tun hat auch Bodo Ramelow (Die Linke), wohl nächster Ministerpräsident in Thüringen. „Bild“ zeigte ein Foto auf der B 7 vom April. Ein Skoda, der dem Linken-Vormann gehört, wurde mit 96 Stundenkilometern geblitzt, erlaubt sind 60. Zu sehen sind ein Fahrer mit Ramelow-typischem Rollkragen, ein ihm ähnliches Kinn und der Rand der bekannten Brille. Doch der Rückspiegel verdeckt die Augen. Auf seiner Netzseite bestreitet Ramelow nicht direkt, dass er fuhr. Trotzdem wehrt er sich: „Laut meinem Kalender war ich da aber gerade auf dem Weg nach Wien.“ Gegen den Strafzettel schaltete er einen Anwalt ein.





Als Autofahrer reagieren Politiker wie Normalos. Wähler strafen ihre Abgeordneten selten für ein Versagen, eher dafür, wie sie mit Fehlern umgehen. In puncto Reue schneidet Burkert besser ab als Ramelow.
Bosbach bittet um Verständnis
Auf Diskretion hoffen Politiker umsonst. Staatsanwälte melden sich mit dem Knöllchen beim Bundestag, der Immunitätsausschuss hat 48 Stunden Zeit. Erfolgt kein Einspruch, wird der Bescheid verschickt. Doch irgendwer sticht immer was durch.
Das findet Wolfgang Bosbach (CDU), Vorsitzender des Bundestagsinnenausschusses, in Ordnung. „Natürlich haben die Leute auch jenseits der Politik ein großes Interesse an uns.“ Der Rheinländer, der zeitweilig 14 Punkte auf dem Flensburger Konto hatte, machte den „Idiotentest“ deshalb lieber fern der Wähler, in der Hauptstadt. Er rät den Kollegen: „Nicht tricksen, sondern offen sein.“ Aber Bosbach bittet auch um Verständnis. „Nach einer Veranstaltung um 22 oder 23 Uhr hat man nur noch den Wunsch: nach Hause!“
Bekannt wurden die Vergehen heutiger Bundesministerinnen der SPD – beide mit ländlichem Wahlkreis und viel Fahrpraxis. Nach Medienberichten verursachte Umweltministerin Barbara Hendricks 2013 beim Ausparken einen harmlosen Blechschaden und hinterließ zunächst die Visitenkarte. Den Schaden beglich sie, doch ermittelte die Polizei wegen Fahrerflucht.
Ähnlich erging es Arbeitsministerin Andrea Nahles bereits 2008. Sie zahlte ein Bußgeld, weil sie die Visitenkarte ans touchierte Auto klemmte, aber nicht lange wartete.
Tragischer mutete 2011 Andreas Schockenhoffs Patzer an – auch beim Parken. Schnell wurde über Ermittlungen wegen Unfallflucht und Trunkenheit berichtet. Der CDU-MdB räumte ein Alkoholproblem ein.
Das zeigt, dass autofahrende Politiker ihr Image gefährden. Dagegen wehrte sich jüngst Tübingens OB Boris Palmer (Grüne). Er fand den städtischen Parkplatz verstellt und parkte das andere Auto zu. Die Falschparkerin zeigte an, ihr Lack sei beschädigt. Die Posse drang im Wahlkampf schnell an die Öffentlichkeit. Nicht gut schnitt dabei die Fitnesskette „Clever Fit“ ab, zu der das Auto gehörte. Schlau eingeparkt hatte die Mitarbeiterin wirklich nicht.