Aber der Mainstream weht aus dem Lager, das sich links nennt, ohne allerdings im eigentlichen Wortsinn "links" zu sein. Auch wenn sich die Vorkämpfer noch so sehr an irgendwelchen, selbst kreierten Feinden des Mainstreams abarbeiten, die sie zum Beispiel ewig gestrige Konservative nennen, denen sie unterstellen überall real nicht existierende Denkgebote -und Denkverbote zu wittern, bekommen sie die reale Existenz der furchtbaren Gedankenkrake der politischen Korrektheit naturgemäß nicht weg. Im Gegenteil: Sie drehen das Rad des politisch korrekten Mainstream eine Volte weiter.
Der Mainstream ist karrierefördernd und stiftet Wohlfühl- und Siegergemeinschaften, die sich gegenseitig schön reden. Es mag sogenannte Gegner des politisch korrekten Mainstreams geben, die in einem völlig verzerrten und vom Mainstream erstickten Umfeld unbedingt "Neger" oder "Zigeuner" sagen wollen, wie man von den Propagandisten dieses Feuilletons immer wieder hört. Allerdings: Jene Leute ordnen sich motzend dem Mainstream unter. Sie und ihre Meinungsäußerungen sind im Internet im Kontext völlig bedeutungslos und entsprechend nicht geeignet die Realität des politisch korrekten Mainstream zu relativieren.
Der billige Trick vieler sich in allen großen Leitmedien befindenen Mainstream-Propagandisten, auch ein bisschen gegen linke Eiferer zu wettern, zeigt wes Geistes Kind diese Mainstream-Ritter sind. Sie präsentieren sich neuerdings verschärft selber ein bisschen konservativ, so wie es bereits die Renegaten der 68er vorgemacht haben. Doch auch mit diesem eingebildeten, neuen Konservativismus qualifizieren sich diese Mainstream-Propagandisten nur als zur Selbstreflexion unfähige Surfer auf ihrem, für sie so angenehmen Mainstream.
Leider bieten die Beiträge, die aktuell die Existenz politischer Korrektheit leugnen wollen, außer einem großen Lamenti nichts. Keine Substanz. Auch der Anlass dieses Geschnatters, nämlich das gestern erschienene neue Buch von Sarrazin über einen neuen "Tugendterror" spielt in der Sache gar keine Rolle. Ganz in Mainstream-Manier werden Sarrazin irgendwelche Tatsachenbehauptungen oder Analysen unterschoben, die in dessen Buch nicht vorkommen. Es mag sein, dass Sarrazin auch seine eigenen Mainstream-Erfahrungen in seinem Buch beklagt. Aber die Beschäftigung der Mainstream-Propagandisten mit einer solchen sarrazinschen Beschwerde hätte keinen Mehrwert für die Behauptung, dass es den politisch korrekten Mainstream nicht gäbe. Das Gegenteil trifft zu. Gerade diese rottenartigen Attacken auf Sarrazin sind der Beweis, dass der Mainstream vital ist und brutal agiert.
Achja, vor einigen Jahren sind die Mainstreamer auf den glorreichen Gedanken gekommen, zu behaupten, dass es keine Denkverbote und -gebote gäbe. Es gäbe aber die Spielregeln der Diskussionskultur, zum Beispiel die Regel der Höflichkeit. Das ist schon einigermaßen pervers, wenn extrem streitlustige Menschen mit einem hohen Aggressionspotenzial, die sich selber nicht an die Regeln der Höflichkeit halten (können), von anderen eben diese Höflichkeit brutalstmöglich verlangen.
Aber das ist nicht einmal der wesentliche Punkt. Viel wesentlicher ist, dass mit diesem Spielregelgefasel das Grundgesetz und auch die ständige Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes ganz nebenbei aushebelt wird.
Die richtig verstandene Meinungsfreiheit endet an den Grenzen der allgemeinen Gesetze, mit einer großzügigen Auslegung zu Gunsten der Meinungsfreiheit. Das ist die einzige Spielregel. Gefühlte Sülzereien und "Spielregeln" nach dem eigenen Gusto von ein paar Mainstream-Fürsten sind nicht nur der Tod der Pressefreiheit, sondern belegen genau die Existenz des politisch korrekten Mainstream, der seine Mitschwimmer blind macht: für die Realität, für die Rechtslage und für die Moral.