Editorial
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Etwas stimmt nicht mit dem Gefühl in Deutschland

Quelle: Jann Höfer für WirtschaftsWoche
Horst von Buttlar Chefredakteur WirtschaftsWoche

Die Stimmung in Deutschland ist schlecht. Geht der Standort nun wirklich unter oder ist das Ganze nur ein Zerrbild? Es bedarf eines gewissen Maßes an Zuversicht, das ist alles. Eine Kolumne.

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Das Gespräch zwischen Regierung und Volk über die Lage im Land läuft seit geraumer Zeit wie in diesem Loriot-Sketch mit dem Frühstücksei: Da stimmt angeblich etwas mit dem Gefühl nicht. Die schlechte Stimmung im Volk fällt vor allem dem Kanzler zunehmend auf die Nerven, weil die Lage beileibe nicht so schlimm sei. Deutschland sei weder „kranker Mann Europas“, noch dem unaufhaltsamen Abstieg geweiht. Dann werden historische Stärken und die absolute Größe (drittgrößte Volkswirtschaft der Welt!) angeführt. Das Problem sei, dass sich die Abstiegsstimmung verselbstständigt habe, befeuert durch das Krisengeschrei der Medien.

Ich nehme diesen Befund, auch wenn ich Loriot zitiere, ernst. Seit Monaten führe ich zwei Arten von Gesprächen: Die einen zeichnen ein Bild von Niedergang und Exodus und fordern auf, in der Kritik nicht nachzulassen. 0,1 Prozent Wachstum nach minus 0,3 Prozent im Jahr 2023 sei nun mal die Realität. Und Platz drei auf der Welt hilft auch nicht, wenn genau diese Stellung in Gefahr ist.

Die andere Seite findet, dass sich die Kritik von der Lage entkoppelt hat. Das Narrativ des Exportweltmeisters, der nicht nur schwächelt, sondern in der neuen fragmentierten Welt nicht mehr zurechtkommt, sei ein Zerrbild.

Neulich schrieb mir ein Abonnent, die WirtschaftsWoche sei ihm oft „zu düster“. Das hat mir zu denken gegeben, zumal wir in fast jeder Ausgabe Geschichten über Aufbruch, Neustarts und Durchbrüche haben. Was also stimmt nun? Vielleicht sogar beides. Vor einiger Zeit veröffentliche das Allensbach Institut eine bemerkenswerte Studie mit dem Titel „Glück in schwierigen Zeiten“. Ein Befund war, dass viele Menschen eine Kluft zwischen der persönlichen Zufriedenheit und einem Gefühl der allgemeinen Unsicherheit spüren. Job, Freunde, Familie, das passt oft alles. Darüber aber schwebt ein Gefühl der Fragilität, der Bedrohung.

Auf das Land übertragen, heißt das: Es fehlt uns an Zuversicht. Wir müssen die Probleme beschreiben, ohne ständig zu übertreiben, dass sie unumkehrbar sind; wir müssen Stärken wieder ausspielen und nicht nur beschwören. Gleichzeitig darf es keine Abwärtsspirale geben, dass man sich einrichtet im Untergang – zumal manche Zahlen für 2025 Hoffnung machen. (Die Regierung darf aber gern auch noch ein paar Schubser geben.)

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