Die Grünen haben Union und SPD wegen ihres Widerstandes gegen ein Verbot von Verbrennungsmotoren für Pkw ab 2030 kritisiert. „Wenn wir das Pariser Klimaabkommen ernst nehmen, dürfen nach 2030 keine Verbrennungsmotoren mehr neu auf die Straße“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Oliver Krischer, dem „Spiegel“.
Krischer bezog sich bei seiner Kritik auf eine - parteiübergreifend beschlossene - Stellungnahme des Bundesrates vom 23. September zu einer „europäischen Strategie für emissionsarme Mobilität“. Darin wird die Brüsseler Kommission gebeten zu prüfen, wie sich die bisherigen Steuer- und Abgabenpraktiken der Mitgliedstaaten auf die Förderung emissionsfreier Mobilität auswirken.
Auf dieser Basis solle die Kommission dann Vorschläge für einen effizienteren Einsatz von Abgaben und Steuern unterbreiten, „damit spätestens ab dem Jahr 2030 unionsweit nur noch emissionsfreie Pkw zugelassen werden“. Denn der Bundesrat, so heißt es in der Stellungnahme weiter, „ist der Überzeugung, dass gerade europaweit angenäherte Steuern und zweckgebundene Abgaben auf Fahrzeuge und Kraftstoffe geeignet sind, den Wandel zu einer emissionsfreien Mobilität zu befördern“.
Das Wichtigste über Wasserstoff und Brennstoffzelle
Wasserstoff ist im Gegensatz zum Öl kein begrenzter Rohstoff. Es ist das am häufigsten vorkommende chemische Element. Größter Erzeuger ist die chemische Industrie, die Wasserstoff als Neben- oder Koppelprodukt herstellt. Allein damit könnten in Deutschland nach Angaben des Technologiekonzerns Linde 750.000 Fahrzeuge betrieben werden.
Das Prinzip ist einfach, die technische Umsetzung aber anspruchsvoll: Bei der energieaufwendigen Elektrolyse wird Wasser mit Hilfe von Elektrizität in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Wasserstoff ist ein flüchtiges und reaktionsfreudiges Gas, das nur unter hohem Druck oder extrem gekühlt gelagert werden kann.
In einer Brennstoffzelle erzeugen Wasserstoff und Sauerstoff an einer Membran in einer sogenannten kalten Verbrennung Elektrizität. Dabei entsteht auch Wärme. Das Abgas ist Wasserdampf. In einem Auto kann mit einer Brennstoffzelle ein Elektromotor angetrieben werden.
Umstritten ist aber die Erzeugung des Wasserstoffs. Bislang wird der Energieträger zu 90 Prozent aus dem fossilen Rohstoff Erdgas hergestellt. Während aus dem Auspuff eines Brennstoffzellenautos nur Wasserdampf entweicht, wird bei der Herstellung des Wasserstoffs das klimaschädliche Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) freigesetzt. Wird Wasserstoff aber mit Hilfe von Strom aus Windenergie oder Photovoltaik gewonnen, ist die Klimabilanz deutlich besser.
Die Reichweite von Autos mit Brennstoffzelle ist deutlich größer als die der batteriegetriebenen Fahrzeuge. Ein Beispiel: Eine Mercedes-Benz B-Klasse mit Brennstoffzelle hat nach Unternehmensangaben eine Reichweite von 385 Kilometern, der Elektro-Smart mit Batterie kann bis zu 135 Kilometer zurücklegen.
Die Stellungnahme wurde mit Mehrheit angenommen, das bedeutet, dass auch Landesregierungen mit SPD und Unionsbeteiligung zugestimmt haben müssen. „Da erstaunt es schon, wenn Union und SPD sich kurz darauf darüber echauffieren, wenn Grüne die Umsetzung einfordern“, sagte Krischer jetzt. Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hatte schon in ihrem Anfang September vorgestellten „Integrierten Umweltprogramm 2030“ gefordert, die CO2-Grenzwerte für Autos zu verschärfen. Darin heißt es: „Im Jahr 2030 neu verkaufte Pkw sollen emissionsfrei betrieben werden können.“ Damit bekräftigte die Ministerin eine Forderung, die sie noch aus ihrem Entwurf für den Klimaschutzplan 2050 streichen musste.
Grünen-Chef Cem Özdemir erklärte, CDU/CSU und SPD müssten endlich den Weg freimachen für den geordneten Ausstieg aus den Verbrennungsmotoren. „An der E-Mobilität führt kein Weg vorbei - und zwar nicht nur im Sinne des Klimaschutzes, sondern vor allem im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Autobauer.“
Der Grünen-Bundesvorstand fordert in einem Antrag für den Grünen-Parteitag im November, von 2030 an keine Autos mit Benzin- oder Dieselmotoren mehr neu zuzulassen. Die notwendige „Verkehrswende“ sei auch im Interesse der Industrie. Die deutschen Autobauer hätten sich mit dem Festhalten am Verbrennungsmotor in eine Sackgasse manövriert.
Sieben Spritspartipps
Das Ziel ist, flott zu beschleunigen, möglichst rasch hochzuschalten und dann mit niedrigen Drehzahlen die gewählte Geschwindigkeit beizubehalten. Nach den Erfahrungen des ADAC lassen sich mit den folgenden Tipps bis zu 30 Prozent Treibstoff sparen.
Nach dem Anfahren sofort in den zweiten Gang schalten. Mit Dreiviertelgas zügig beschleunigen und früh hochschalten.
Zurückschalten ist nicht erforderlich, solange der Motor, ohne zu ruckeln, Gas annimmt. Nach jedem Schaltvorgang ist wieder ein Tritt aufs Gaspedal notwendig – das kostet jedes Mal Sprit.
Vorausschauend fahren – jedes Bremsen vergeudet Energie. So lange wie möglich die Motorbremswirkung nutzen. Im Schiebebetrieb, etwa beim Heranrollen an eine Ampel, nicht auskuppeln. Die meisten Autos sind mit einer Schubabschaltung ausgerüstet, welche die Kraftstoffzufuhr in dieser Situation unterbricht.
Die Gangwahl beeinflusst unmittelbar den Kraftstoffverbrauch. Daher sollten Sie stets im höchstmöglichen Gang fahren. Einsparungen bis zu 20 Prozent und mehr sind nach Messreihen des ADAC möglich.
Sitz-, Fensterheizung oder Klimaanlagen ausschalten, wenn Sie sie nicht mehr benötigen. Klimaanlagen erhöhen den Verbrauch um bis zu zwei Liter pro 100 Kilometer.
Nicht mehr benötigte Getränkekisten, Dachboxen oder Fahrradträger sollten Sie aus dem Auto verbannen. Denn 100 Kilogramm Gewicht verursachen bis zu 0,3 Liter Mehrverbrauch pro 100 Kilometer, Dachgepäckträger erhöhen den Luftwiderstand.
Den Motor starten, ohne das Gaspedal zu betätigen, und sofort losfahren. Im Leerlauf verbraucht das Auto bis zu einem Liter Sprit pro Stunde. Das – verbotene – Warmlaufen schadet der Umwelt; zudem erwärmt sich das Auto nach Tests des ADAC auch gar nicht.
Bei der Herstellung von Elektromobilen hätten Autobauer aus China, Japan und den USA großen Vorsprung, hieß es weiter. Der Skandal um gefälschte Diesel-Abgaswerte müsse ein „Weckruf“ für die Industrie sein, schneller auf die Elektromobilität umzusteigen. Der Verband der Automobilindustrie reagierte nach Bekanntwerden des Grünen-Vorstoßes Ende September ablehnend: Die Initiative sei weder klimapolitisch, industriepolitisch noch sozialpolitisch sinnvoll. Selbst Unternehmen, die sich ambitionierte Ziele zur Elektromobilität setzten, gingen davon aus, dass 2030 noch zwei Drittel der Neuwagen mit Verbrennungs- oder Hybridmotoren fahren werden.
Der ADAC erklärte am Samstag: „Die Verkehrswende bedarf langfristiger, internationaler Bemühungen bei Forschung, Wirtschaft und Politik, um nachhaltig umgesetzt zu werden.“ Verbrennungsmotoren werden nach Ansicht des Automobilclubs auch über 2030 hinaus ein wichtiger Faktor für Verkehr und Wirtschaft in Deutschland bleiben. Einseitige Verbote bestimmter Technologien auf nationaler Ebene seien keine realistische Option.