Luftfahrtgipfel in Hamburg Deutsche Flughäfen müssen produktiver werden

Luftfahrtgipfel: Eine Zwischenbilanz Quelle: dpa

Nach dem Flugreise-Chaos des vergangenen Jahres haben Politik und Wirtschaft Besserung gelobt und Maßnahmen beschlossen. Am Donnerstag ziehen die Verantwortlichen in Hamburg eine erste Zwischenbilanz.

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Was hat der Luftfahrtgipfel im vergangenen Oktober für die Fluggäste gebracht? Spitzenvertreter von Bund und Ländern, der Flugsicherung, Airlines, Flughäfen und Verbänden treffen sich am Donnerstagmorgen im Hamburger Rathaus zu einer Zwischenbilanz.

Die Beteiligten hatten sich im Oktober darauf verständigt, mit 24 konkreten Maßnahmen gegen Verspätungen und Servicemängel vorzugehen. Dazu zählten zum Beispiel zusätzliche Mitarbeiter für eine bessere Qualität bei den Fluggesellschaften, schnellere und effektivere Sicherheitskontrollen und ein flexiblerer Einsatz der Fluglotsen. Nun wollen sie überprüfen, welche Maßnahmen umgesetzt oder eingeleitet sind. Am Ende soll ein Resümee veröffentlicht werden.

Eingeladen zu dem Treffen haben Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und der Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), wie bereits im Oktober. Auslöser waren zahlreiche Verspätungen und Flugausfälle im vergangenen Sommer. Nach einer Analyse des Internet-Portals AirHelp hat sich die Zahl der gestrichenen und verspäteten Flüge in Deutschland im vergangenen Jahr gegenüber 2016 um 55 Prozent auf 242.000 Problemflüge erhöht. Dabei sei das Flugaufkommen lediglich um fünf Prozent gestiegen. Fast zwei Millionen Flugreisende hätten ihr Ziel gar nicht oder mit mehr als drei Stunden Verspätung erreicht, doppelt so viele wie 2016.

Das Chaos im Flugverkehr, das Passagiere im vergangenen Sommer zu spüren bekamen, soll sich nicht wiederholen. Politik und Luftverkehrswirtschaft haben es versprochen. Doch an einigen Stellen hakt es weiter.

Ob es für die Fluggäste in der kommenden Reisesaison besser wird, steht keineswegs fest. Denn am Himmel über Deutschland wird es noch enger. Nach dem Rekordwert von 3,4 Millionen Flugbewegungen im Vorjahr erwartet die Flugsicherung eine weitere Steigerung von bis zu vier Prozent im deutschen Luftraum. Etliche Probleme mit den Sicherheitskontrollen an den Flughäfen sind noch nicht gelöst. Auch der Personalengpass bei der Flugsicherung bleibt auf der Tagesordnung.

Condor-Chef Ralf Teckentrup erwartet daher auch für dieses Jahr wieder Beeinträchtigungen im Flugverkehr während der Reisezeit. Bei den Sicherheitskontrollen gebe es noch immer Engpässe. „Prozesse, Organisation und Verantwortlichkeiten – da muss noch deutlich nachgebessert werden“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Produktivität an den Airports sei im Vergleich zu anderen europäischen Ländern auf keiner zufriedenstellenden Qualitätsstufe: „Hier ist eindeutig die Politik gefragt.“

Mit Blick auf die Flugsicherung sagte der Condor-Chef, die Behörden hätten unterschätzt, wie stark die Nachfrage im europäischen Luftverkehr wachsen würde. Kurzfristig lasse sich das nicht mehr ändern, sagte Teckentrup, der auch Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) ist: „Wir haben zu wenig Lotsen. Das wird auch 2020, 2021 und 2022 so sein“, sagte er. Zusätzlich eingestelltes Personal in den Flugsicherungen könne erst nach einer Ausbildung von mindestens vier Jahren den regulären Dienst antreten.

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