Lufthansa und Bahn Ökonom rüttelt an Streikrecht für Mini-Gewerkschaften

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Bahn-Tarifkonflikt steuert auf Arbeitskampf zu


Cockpit erwägt zurzeit begrenzte Streiks, bei denen das Personal an einzelnen Standorten für wenige Stunden die Arbeit niederlegt. Die Gewerkschaft will sich zudem mit den Gewerkschaften der Deutschen Bahn abstimmen. Auch dort gibt es im Tarifkonflikt noch keine Einigung. Der Streit steuert immer stärker auf einen Arbeitskampf zu.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mobilisierte ihre Mitglieder am gestrigen Mittwoch bei einem Aktionstag in Fulda. „Wir sind dazu gezwungen zu streiken, wenn wir keine anderen Angebote von der Arbeitgeberseite bekommen“, sagte dort der Vorsitzende Claus Weselsky. „Wann es losgehen kann, entscheidet schlussendlich unsere Geduld und die Frage, ob die Bahn sich bewegt“, fügte er hinzu. Die Bahn müsse ihre „Verweigerungshaltung“ aufgeben.

Wo öffentlicher Nahverkehr am teuersten ist
Platz 10: San Francisco und Chicago Wer in der berühmten Cable Car von San Francisco (Foto) oder in der Hochbahn von Chicago unterwegs ist, muss zwei US-Dollar für das günstigste Ticket bezahlen. Das macht den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) dieser beiden Städte zum zehntteuersten der Welt, hat die Deutsche Bank ausgerechnet. Dafür hat sie die Preise des jeweils günstigsten Nahverkehr-Tarifs in Städten weltweit in US-Dollar umgerechnet und verglichen. Um einzuordnen, wie teuer oder günstig die Preise sind, hat die Deutsche Bank New York als Bezugspunkt gewählt: Die Preise in Chicago und San Francisco sind beispielsweise 20 Prozent günstiger als im Big Apple. Quelle: dpa
Platz 9: Berlin und ParisBerlin teilt sich den neunten Platz mit Paris. In beiden Städten kostet der günstigste ÖPNV-Tarif umgerechnet 2,06 US-Dollar. Das sind gerade mal 82 Prozent des New Yorker Preises. Quelle: dpa
Platz 8: SydneyWer im australischen Sydney im öffentlichen Nahverkehr unterwegs ist, zahlt 2,14 US-Dollar für das günstigste Ticket – und damit 15 Prozent weniger als in New York. Quelle: AP
Platz 7: Edinburgh und OttawaDen siebten Platz teilen sich wieder zwei Städte: Im schottischen Edinburgh und im kanadischen Ottawa (Foto) kosten die günstigsten ÖPNV-Tickets jeweils umgerechnet 2,48 US-Dollar. Das ist ein Prozent weniger als in New York. Quelle: AP
Platz 6: New YorkWer einmal in New York ist, muss in den Central Park, ins Empire State Buildung – und eine U-Bahn-Fahrt mitmachen. Ein Ticket des günstigsten Tarifs kostet 2,50 US-Dollar, was die Deutsche Bank als Bezugspunkt für alle anderen weltweiten Preise genommen hat. Quelle: REUTERS
Platz 5: TorontoIn der größten Stadt Kanadas kostet ein ÖPNV-Ticket des kleinsten Tarifs umgerechnet 2,73 US-Dollar. Damit zahlen Menschen in Toronto neun Prozent mehr als in New York. Quelle: dpa
Platz 4: FrankfurtAuch Deutschlands Bankenmetropole hat es ins Ranking geschafft: Wer mit der S-Bahn vom Hauptbahnhof zum Hauptsitz der Deutschen Bank fahren möchte, muss umgerechnet 2,88 US-Dollar zahlen. Das sind 15 Prozent mehr als der niedrigste Tarif in New York und platziert Frankfurt im weltweiten Vergleich auf Platz 4. Quelle: dpa

Die GDL fordert in der laufenden Tarifrunde fünf Prozent mehr Lohn und zwei Stunden weniger Wochenarbeitszeit. Es geht aber nicht nur ums Geld für die Beschäftigten. Thema ist auch die Form der Zusammenarbeit der GDL mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). So will die Lokführergewerkschaft auch für andere Bahn-Beschäftigte verhandeln und damit der mitgliederstärkeren EVG Konkurrenz machen.

Das Problem, das Spartengewerkschaften wie die der Flugbegleiter, Lokomotivführer oder Fluglotsen im Fall der Fälle ganze Wirtschaftsbranchen lahmlegen können, ist kein Neues. Die Politik hat dafür noch keine Lösung gefunden. Dass Handlungsbedarf besteht, legt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) aus dem vergangenen Jahr.

IW-Studie: Mini-Gewerkschaften sind „auffallend konfliktfreudig“

Die Experten werteten mehr als 120 Tarifkonflikte aus und kommen zu dem ernüchternden Ergebnis, dass die kleinen Spartengewerkschaften mit Ausnahme der Vereinigung Cockpit „auffallend konfliktfreudig“ sind. „Überdurchschnittlich oft kommt es dort zu Warnstreiks oder einem Scheitern der Verhandlungen. Selbst streikerfahrene Branchengewerkschaften wie die IG Metall oder die Gewerkschaften im öffentlichen Dienst präsentieren sich friedfertiger“, resümieren die Experten.

Besonderer „Zündstoff“ bei Tarifverhandlungen entsteht der Studie zufolge, wenn ein Unternehmen in seiner Branche mit gleich mehreren rivalisierenden Gewerkschaften verhandeln muss, wie etwa bei Schienenverkehr oder Flugsicherung der Fall. „Es stolpert dann nicht selten von einer Tarifauseinandersetzung in die nächste, sodass die tarifliche Friedenspflicht eines einzelnen Tarifvertrags entwertet wird.“ In Branchen ohne Gewerkschaftswettbewerb liege die Konfliktintensität dagegen deutlich niedriger. Als Paradebeispiel nennt die Studie die chemische Industrie.

Die IW-Forscher plädieren deshalb – anders als Haucap - dafür, dass der Gesetzgeber den Grundsatz der Tarifeinheit wiederherstellt, um Konflikte einzudämmen. Dabei gilt die Formel: eine Branche, eine Gewerkschaft.

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