Cockpit erwägt zurzeit begrenzte Streiks, bei denen das Personal an einzelnen Standorten für wenige Stunden die Arbeit niederlegt. Die Gewerkschaft will sich zudem mit den Gewerkschaften der Deutschen Bahn abstimmen. Auch dort gibt es im Tarifkonflikt noch keine Einigung. Der Streit steuert immer stärker auf einen Arbeitskampf zu.
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mobilisierte ihre Mitglieder am gestrigen Mittwoch bei einem Aktionstag in Fulda. „Wir sind dazu gezwungen zu streiken, wenn wir keine anderen Angebote von der Arbeitgeberseite bekommen“, sagte dort der Vorsitzende Claus Weselsky. „Wann es losgehen kann, entscheidet schlussendlich unsere Geduld und die Frage, ob die Bahn sich bewegt“, fügte er hinzu. Die Bahn müsse ihre „Verweigerungshaltung“ aufgeben.
Die GDL fordert in der laufenden Tarifrunde fünf Prozent mehr Lohn und zwei Stunden weniger Wochenarbeitszeit. Es geht aber nicht nur ums Geld für die Beschäftigten. Thema ist auch die Form der Zusammenarbeit der GDL mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). So will die Lokführergewerkschaft auch für andere Bahn-Beschäftigte verhandeln und damit der mitgliederstärkeren EVG Konkurrenz machen.
Das Problem, das Spartengewerkschaften wie die der Flugbegleiter, Lokomotivführer oder Fluglotsen im Fall der Fälle ganze Wirtschaftsbranchen lahmlegen können, ist kein Neues. Die Politik hat dafür noch keine Lösung gefunden. Dass Handlungsbedarf besteht, legt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) aus dem vergangenen Jahr.
IW-Studie: Mini-Gewerkschaften sind „auffallend konfliktfreudig“
Die Experten werteten mehr als 120 Tarifkonflikte aus und kommen zu dem ernüchternden Ergebnis, dass die kleinen Spartengewerkschaften mit Ausnahme der Vereinigung Cockpit „auffallend konfliktfreudig“ sind. „Überdurchschnittlich oft kommt es dort zu Warnstreiks oder einem Scheitern der Verhandlungen. Selbst streikerfahrene Branchengewerkschaften wie die IG Metall oder die Gewerkschaften im öffentlichen Dienst präsentieren sich friedfertiger“, resümieren die Experten.
Besonderer „Zündstoff“ bei Tarifverhandlungen entsteht der Studie zufolge, wenn ein Unternehmen in seiner Branche mit gleich mehreren rivalisierenden Gewerkschaften verhandeln muss, wie etwa bei Schienenverkehr oder Flugsicherung der Fall. „Es stolpert dann nicht selten von einer Tarifauseinandersetzung in die nächste, sodass die tarifliche Friedenspflicht eines einzelnen Tarifvertrags entwertet wird.“ In Branchen ohne Gewerkschaftswettbewerb liege die Konfliktintensität dagegen deutlich niedriger. Als Paradebeispiel nennt die Studie die chemische Industrie.
Die IW-Forscher plädieren deshalb – anders als Haucap - dafür, dass der Gesetzgeber den Grundsatz der Tarifeinheit wiederherstellt, um Konflikte einzudämmen. Dabei gilt die Formel: eine Branche, eine Gewerkschaft.