Martin Walser zum AfD-Aufstieg „Zum Glück haben wir Angela Merkel“

Für den Schriftsteller Martin Walser ist die AfD eine Partei, die nur auf Ressentiments setzt. Merkel hält er für die „ideale“ Politikerin in dieser Situation. Auch andere Prominente gehen hart mit der AfD ins Gericht.

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„Diese Partei hat keine politische Substanz.“ Quelle: dpa

Berlin Der Schriftsteller Martin Walser ist überzeugt, dass sich die AfD nicht dauerhaft in der politischen Landschaft in Deutschland etablieren wird. „Soweit ich Kenntnis habe, hat diese Partei keine politische Substanz, sie bewirtschaftet nur ein Ressentiment, nur etwas, was noch nicht bewältigt ist. Das genügt nicht, um Bestand zu haben“, sagte Walser im Interview mit der „Bild“-Zeitung.

Es sei daher „gar nicht nötig“, sie zu zähmen, „die AfD wird von selbst verschwinden“, ist der 89-Jährige überzeugt. Gleichwohl plädiert Walser dafür, den Ursachen für den AfD-Aufstieg auf den Grund zu gehen. „Ich bin kein Arzt der Nation, aber unter gewissen Umständen kommt etwas heraus, was wir noch nicht bewältigt haben“, sagte er. „Und da ist ein Bedarf an Aufklärung, damit die AfD vergessen werden kann.“

Walser glaubt, einen Grund zu kennen. „Solche Menschen werden mobilisiert, wenn die Gesamtgesellschaft sich in einer in sich kranken Bewegung befindet, und das sind wir ja durch die Flüchtlinge“, sagte er. „Aber zum Glück haben wir Angela Merkel“, fügte er hinzu, „sie ist die ideale Politikerin für diese Situation.“

Walser ist nicht der einzige Prominente, der sich in diesen Tagen kritisch mit der AfD auseinandersetzt. Zum Jahreswechsel forderte etwa der Präsident des Fußball-Bundesligisten FC Bayern, Uli Hoeneß, alles zu tun, „um diese Leute zu entlarven“. Im Interview mit der „tz“ bezeichnete er die AfD als eine Partei, die so tue, als würde sie den Finger in die Wunde legen. „Aus meiner Sicht haben sie bis heute allerdings noch keine einzige Alternative aufgezeigt“, sagte er. „Für mich zählen ihre Politiker auch nur zu den Besserwissern, nicht den Bessermachern.“

Hoeneß appellierte an die „richtigen Politiker“, sich mit den Sorgen und Nöten der Bürger „intensiver“ zu beschäftigen. „Sie müssen wissen, was die Menschen bewegt. Und die Ursachen dafür sind einfacher zu untersuchen, wenn man sie denn kennt.“ In diesem Zusammenhang sprach er von der Bundestagswahl als einer richtungweisenden Wahl.

„Es kommt sehr darauf an, ob die etablierten Parteien wie die CDU/CSU, die SPD oder auch die Grünen in der Lage sind, die Wähler zurückzuholen, die sie in den vergangenen Landtagswahlen verloren haben“, so Hoeneß. Und er betonte: „Es ist sehr wichtig, dass wir in Europa keine rechten Mehrheiten kriegen.“ Deswegen wünsche er sich, dass die etablierten Parteien die Bürger „vernünftig vertreten“.


„Das ist extrem bedenklich und macht große, große Sorgen“

Auch der Trainer des SC Freiburg Christian Streich hat sich schon politisch geäußert. Seine Statements gegen Fremdenhass und gegen die AfD wurden unzählige Male im Internet angeschaut und in sozialen Medien weiterverbreitet.

So forderte er Anfang Dezember mehr Zivilcourage, als in Freiburg fremdenfeindliche Kommentare in Folge der Vergewaltigung und Ermordung einer Studentin aufgekommen waren. Tatverdächtiger war ein junger Flüchtling. „Jetzt kommt es darauf an, wie diese Gemeinschaft in diesem Land auftreten wird. Was auch gesellschaftlich toleriert wird“, sagte Streich damals.

Angesichts des Aufstiegs der AfD hatte Streich Anfang des Jahres auch seine Mannschaft, aufgefordert, bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg Mitte März ihre Stimme abzugeben. Bei einer Pressekonferenz hatte er es seinerzeit als wichtig bezeichnet, „dass wir möglichst viele Stimmen abgeben für demokratische Parteien und wir gegen diese unsägliche fremdenfeindliche und gästefeindliche Politik von einigen Parteien Stimmen sammeln können“.

Streich hatte damals das Ergebnis bei der hessischen Kommunalwahl, bei der die AfD 11,9 Prozent der abgegebenen Stimmen erhielt, als „Katastrophe“ gewertet. „Gerade in diesem Land mit dieser Historie - das ist extrem bedenklich und macht große, große Sorgen“, sagte der Fußball-Trainer.

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