Ohnehin lasse sich kaum auf allen Stufen die Einhaltung der Maßnahmen nachvollziehen. Die Produktion ist komplex. Nach Angaben von Textil und Mode durchlaufe allein ein Hemd bis zum Handel bis zu 140 Stationen.
Ein weiteres Kernproblem bringt AVE-Geschäftsführer Eggert auf den Punkt: „Ein deutscher Alleingang ist keine Lösung.“ Um wirkliche Veränderungen anzustoßen, müsse die Bundesregierung vielmehr im Schulterschluss mit anderen Industrieländern die Regierungen vor Ort in die Verantwortung nehmen.
Deutsche Unternehmen sind bei Ihren Auftragnehmern meist nur ein Kunde unter vielen. So sagt etwa Antje von Dewitz, Geschäftsführerin des mittelständischen Outdoor-Ausrüsters Vaude: „Wir selbst können die Unternehmen vor Ort kaum überreden bessere Löhne zu zahlen. Das können eigentlich nur die Großen.“
Doch dem Bündnis fehlt es schon an Grundlegendem, zum Beispiel der Definition, was ein existenzsichernder Lohn überhaupt ist, die Möglichkeiten der Kontrolle sowie politische Absprachen mit den betroffenen Ländern. Vor allem Bangladesch, Kambodscha und Pakistan nannte Minister Müller häufiger.
Bislang scheint das Textilbündnis mehr eine Absichtserklärung als ein klares Konzept, das die Arbeitsbedingungen in den Schwellenländern verändert. Die konkreteste Idee ist da noch ein Verbraucherportal, das im Januar 2015 starten soll. Dort können sich Konsumenten über alle Siegel in der Textilbranche informieren und herausfinden, ob die Produkte wirklich fair gehandelt wurden.
Übrigens: Die Textilien, die die Vorgaben des Bündnisses erfüllen, sollen in Zukunft einen „Grünen Knopf“ bekommen. Ob es in der Masse der Zertifizierungen allerdings noch eine des Bundes braucht, kann dann der Verbraucher entscheiden.