Doch am Ende dürften mehr als die Sachthemen entscheiden. Für Christian Lindner geht es nämlich nicht nur um die künftige Landesregierung in Düsseldorf. Der FDP-Chef versteht das hervorragende Wahlergebnis in Düsseldorf – 12,6 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme der FDP – als Auftrag, die FDP in den Bundestag in Berlin zurückzuführen. Werner Bruns von der Rheinischen Fachhochschule in Köln warnt, die FDP dürfe nun nicht überheblich oder arrogant werden.
„Das wäre die größte Gefahr für ein Comeback in Berlin.“
Das ist einer der Gründe, warum Lindner davor zurückschreckt, in eine Landesregierung einzutreten. Noch immer hängt der Partei das Image an, sie interessiere sich im Zweifel mehr für Ministerämter und Dienstwagen als für Inhalte.
In der Zeit der letzten schwarz-gelben Bundesregierung in Berlin konnte die FDP zwischen 2009 und 2013 keine nennenswerten politischen Ziele durchsetzen – das ist vielen Wählern in Erinnerung geblieben, besonders denen, die die FDP für ihr Versprechen einer großen Steuerreform gewählt hatten.
Kurz: Es ist nachvollziehbar, dass Christian Lindner nicht als Umfaller dastehen will. Armin Laschet, der der Union ohnehin eher als Anhänger von Schwarz-Grün als von Schwarz-Gelb gilt, müsste den Liberalen inhaltlich weit entgegenkommen. Für Lindners These, dass sich eine große Koalition wohl einfacher als Schwarz-Gelb verhandeln ließe, spricht einiges. Zumal bei nur einer Stimme Mehrheit im Landtag nicht gewiss wäre, ob Armin Laschet in einer geheimen Wahl tatsächlich zum Ministerpräsidenten gewählt werden würde. Auch der CDU-Spitzenkandidat hat also Gründe Schwarz-Gelb zu scheuen.
Wie auch immer die Regierungsbildung in Nordrhein-Westfalen ausgeht – der FDP-Chef hat kein Interesse an einer wochenlangen Hängepartie. Christian Lindner wird nun ganz pragmatisch abwägen: Nützt oder schadet es der FDP eher, wenn sie der nächsten Landesregierung in Nordrhein-Westfalen angehören wird? Denn im Zweifel ist der Wiedereinzug in den Bundestag wichtiger als eine Regierungsbeteiligung.