Putins Politpromis Das Schröder-Syndrom ist weiter verbreitet, als viele denken

Seit Jahren innig: Gerhard Schröder (l) und Wladimir Putin Quelle: imago images

Ex-Kanzler Gerhard Schröder ist nicht der Einzige: In den Aufsichtsgremien russischer Staatskonzerne findet sich reichlich ehemalige Politprominenz. Anders als der Ex-Kanzler sind mehrere ehemalige Staatschefs mittlerweile zurückgetreten.

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Gerhard Schröder ist nicht der einzige Ex-Politiker, der in russischen Staatskonzernen eine herausragende Rolle spielt. Einige seiner ehemaligen Kollegen legten ihre Ämter nieder. Der Ex-Kanzler aber führt nach außen hin unbeirrt die Aufsichtsgremien von Nord Stream und des Ölkonzerns Rosneft (Staatsanteil: 51 Prozent) an, gerade wurde er auch noch für den Verwaltungsrat des Gasriesen Gazprom nominiert.

Mit Schröder im Verwaltungsrat von Rosneft sitzt auch die parteilose Karin Kneissl, von 2017 bis 2019 österreichische Außenministerin, parteilos, aber auf dem Ticket der FPÖ.

Wie Schröder verkehrte sie mit Wladimir Putin sogar privat: Der russische Präsident tanzte auf ihrer Hochzeit 2018 in der Steiermark.

Putin bittet zum Tanz mit der Braut: auf Kneissls Hochzeit im August 2018. Quelle: imago images

Zuletzt fiel Kneissl als Kommentatorin für den staatsnahen russischen Sender RT auf.

Überhaupt scheinen österreichische Ex-Politiker ein Faible für Russland zu  haben. Wolfgang Schüssel, von 2000 bis 2007 Bundeskanzler in Wien, sitzt seit 2019 im Verwaltungsrat des Ölgiganten Lukoil. Der hat zwar gute Beziehungen zum Kreml, ist allerdings ein privates Unternehmen. Deshalb wird Schüssel wohl bleiben.

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Sein Ex-Amtskollege, Österreichs früherer Bundeskanzler Christian Kern, legte dagegen jetzt seinen Aufsichtsposten bei der russischen Staatsbahn nieder. „Ich habe heute in den Morgenstunden die Organe der Joint Stock Company Russian Railways RDZ darüber informiert, dass ich mein Mandat im Direktorium mit sofortiger Wirkung zurücklege“, sagt Kern der österreichischen Zeitung „Der Standard“. Seit der Nacht sei die Staatsbahn „tatsächlich Teil einer Kriegslogistik geworden. Ich bedauere das zutiefst.“

Ebenfalls zurückgetreten ist der finnische Ex-Regierungschef Esko Aho. Er saß im Verwaltungsrat von Russlands größtem Geldhaus Sberbank. Das sagt Aho laut Nachrichtenagentur Reuters der finnischen Zeitung „Turun Sanomat“. Der russische Staat hält an der Sberbank 50 Prozent plus eine Aktie. Laut „Financial Times“ trat auch der italienische Politiker Matteo Renzi seinen Posten ab: Er sei nicht länger Aufsichtsrat beim Carsharing-Unternehmen Delimobil, meldet die „FT“ am Donnerstag.

Auch Frankreichs ehemaliger Premier François Fillon will seine Posten in den Aufsichtsräten russischer Unternehmen räumen. Dies geht aus einem am Freitag veröffentlichten Gastbeitrag in „Le Journal de Dimanche“ hervor. Laut Nachrichtenagentur dpa schrieb Fillon: „Wladimir Putin ist der alleinige Schuldige an der Entstehung eines Konflikts, der hätte vermieden werden können und sollen.“ Deshalb könne er seine Mitgliedschaft in den Aufsichtsräten des Chemiekonzerns Sibur sowie der Ölfirma Sarubeschneft nicht fortführen. Fillon war von 2007 bis 2012 unter Nicolas Sarkozy Premier.  

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Über Rücktrittsabsichten eines anderen prominenten Franzosen ist noch nichts bekannt: Der Franzose Yves-Thibault de Silguy, einst hoher Beamter im Pariser Außenministerium und von 1995 bis 1999 EU-Währungskommissar in Brüssel, sitzt im Verwaltungsrat der russischen VTB Bank – ebenfalls von Putins Gnaden. Denn die VTB Bank ist zwar wie die Sberbank ebenfalls börsennotiert, aber 92 Prozent der Aktien hält der russische Staat.

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