Terrorwarnung in München Polizei: Erhöhte Terrorgefahr besteht weiterhin

Die Silvesternacht wurde in München von einer Terrorwarnung überschattet. Die Polizei räumte zwei Bahnhöfe. Es soll konkrete Pläne für Attentate des IS gegeben haben. Auch am Neujahrsmorgen gibt es noch keine Entwarnung.

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Polizisten stehen am Silvesterabend vor dem Hauptbahnhof München. Die Polizei hat vor einem Terroranschlag in der bayerischen Landeshauptstadt gewarnt. Quelle: dpa

Nach den akuten Terrorwarnungen der Silvesternacht in München ist die Gefahr nach Angaben der Polizei noch nicht komplett gebannt. „Entwarnung können wir noch keine geben. Diese erhöhte Terrorgefahr besteht momentan nach wie vor“, sagte ein Polizeisprecher am Freitagmorgen. Die Ermittlungen liefen auf Hochtouren, es habe aber noch keine Festnahmen oder ähnliche Aktionen gegeben. Man setze aber alle Hebel in Bewegung, um Tatverdächtige, wenn man sie denn ermitteln könne, dingfest zu machen.

Nach Geheimdienstwarnungen vor einem drohenden Selbstmordanschlag durch Anhänger der Terrormiliz IS hatte die Polizei am Silvesterabend den Münchner Hauptbahnhof sowie den Bahnhof Pasing im Westen der Stadt geräumt. Sie warnte die Menschen vor größeren Ansammlungen. „Die Hinweise, die wir vom Bundeskriminalamt erhalten haben, bezogen sich auf geplante Selbstmordanschläge am Münchner Hauptbahnhof und/oder am Bahnhof Pasing“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). „Es gab Hinweise auf konkret fünf bis sieben Attentäter.“ Unklar sei noch, ob alle selbst die Tat verübt hätten oder Helfer gewesen wären.

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kommt bei einer nächtlichen Pressekonferenz. Quelle: dpa

„Der Hinweis bezog sich ganz konkret auf eine Tatausführung um Mitternacht“, sagte Herrmann bei einer nächtlichen Pressekonferenz. „Nun sind seither schon wieder zwei Stunden vergangen. Wir hoffen, dass es weiterhin ruhig bleibt und dass dieser Anschlag nicht stattfindet - vielleicht weil er tatsächlich gar nicht so geplant war oder vielleicht weil die Täter jetzt davon Abstand genommen haben.“

Das sollten die Ermittlungen der nächsten Tage zeigen. Auch Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä sagte gegen 2.00 Uhr am Neujahrsmorgen, die Behörden sähen die Lage momentan als entspannter an als vor Mitternacht.

Schneller Überblick: Was in der Silvesternacht in München geschah

Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks soll es sich bei den mutmaßlichen Attentätern um sieben Iraker handeln, die sich schon in München aufhalten und namentlich bekannt sind. Geplant war demnach wohl, dass sich die Männer zu zweit an die Anschlagsorte begeben, um sich kurz hintereinander in die Luft zu sprengen.

Rund 550 Einsatzkräfte waren nach Angaben Andräs im Einsatz. Die Münchner Polizei hatte Kräfte aus dem südbayerischen Raum zur Unterstützung in die Landeshauptstadt geholt. „Zusammen mit Spezialeinheiten sorgen wir für Eure Sicherheit“, teilte sie über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. Trotz intensivster Ermittlungen seien die Informationen über einen Selbstmordanschlag nicht konkretisiert worden, sagte Andrä.

Der Hinweis kam laut Herrmann gegen 19.40 Uhr vom Bundeskriminalamt - nachdem dieses von einem befreundeten Nachrichtendienst die „dringende Warnung“ vor einem Anschlag in München um Mitternacht erhalten habe. Aus Sicherheitskreisen hieß es, die erste Warnung sei vom französischen Geheimdienst gekommen.

Der Hinweis habe eine konkrete Uhrzeit, einen konkreten Ort und eine klare Benennung von Tätern aus dem Bereich des sogenannten Islamischen Staates (IS) beinhaltet. „Das Bundeskriminalamt und die bayerische Polizei waren übereinstimmend der Auffassung, dass das nicht einfach ignoriert werden kann.“ Die Einschätzung der Gefährdung sei vergleichbar gewesen mit der in Hannover, wo vor wenigen Wochen ein Fußball-Länderspiel abgesagt worden war.

Um 22.40 Uhr hatte die Polizei via Twitter gewarnt, den Hauptbahnhof und den Bahnhof in Pasing zu meiden. Zudem empfahl sie, einen Bogen um größere Menschenmassen gerade im Innenstadtbereich zu machen. Es sei nicht klar, wohin mutmaßliche Täter gingen, wenn sie nicht an die eigentlichen Anschlagziele gelangten, sagte ein Sprecher. Der Hauptbahnhof war abgeriegelt, Einsatzkräfte mit schweren Waffen sicherten ihn. Zwischen 3.30 und 4.00 Uhr gab die Polizei die Bahnhöfe wieder frei. Der Bahnverkehr konnte planmäßig fahren.

Bis zum Morgen zog die Polizei wieder einige Kräfte ab, wie eine Sprecherin sagte. Dennoch seien an Neujahr den ganzen Tag über mehr Polizisten als sonst auf den Straßen der Landeshauptstadt unterwegs.

In Brüssel war das Silvesterfeuerwerk wegen Terrordrohungen abgesagt worden. Noch am Donnerstag hatte die Münchner Polizei erklärt, in der Silvesternacht werde es im Vergleich zu den Vorjahren keine erhöhten Sicherheitsvorkehrungen geben.

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