




Ein bisschen angespannt sehen Malu Dreyer (SPD) und Julia Klöckner (CDU) schon aus, als das TV-Duell beginnt. Es ist ein historischer Zweikampf im deutschen Fernsehen, Dreyer will Ministerpräsidentin in Rheinland-Pfalz bleiben, Klöckner will es nach 25 Jahren SPD-Herrschaft werden. Im SWR-Fernsehen duellieren sich beide Frauen eine Stunde lang. Dreyers Konzept: Das Land steht gut da. „Ich kämpfe dafür, dass ich Ministerpräsidentin in diesem Land bleibe.“ Klöckners Strategie: Rheinland-Pfalz kann es besser.
Knapp zwei Wochen vor der Landtagswahl versuchen beide Spitzenkandidatinnen deutlich zu machen, dass sie die bessere Wahl sind am 13. März. Beide lächeln, aber es fällt ihnen auch ein bisschen schwer. Denn es geht um viel. Nach einer SWR-Umfrage sind 17 Prozent der Befragten noch unentschlossen, wer die bessere Regierungschefin wäre. In den Umfragen liegt die CDU vorn, der Vorsprung ist allerdings in den vergangenen Wochen geschmolzen. Doch eins nach dem anderen.
Gleich zu Beginn kommt das Top-Thema des Wahlkampfes dran: die Flüchtlingspolitik. CDU-Landeschefin Klöckner, die mit ihrem Plan „A2“ mit Grenzzentren und Tageskontingenten von Flüchtlingen über die aktuelle Politik von Kanzlerin Angela Merkel hinausgeht, betont: „Die Kanzlerin hält Europa zusammen. Ich stehe an ihrer Seite.“
Dreyer lobt Merkels Suche nach einer europäischen Lösung. „Die Kanzlerin hat einfach recht“, sagt sie und wirft Klöckner vor, sie falle ihrer Parteivorsitzenden in den Rücken. Die CDU-Frau nimmt Ängste in der Bevölkerung auf, die SPD-Frau setzt auf Zusammenhalt.
Schnell wird es emotionaler. Klöckner würde gern länger sprechen zum Thema Flüchtlinge und sagt zu Moderator Fritz Frey: „Komplexe Sachverhalte brauchen auch komplexe Antworten. Es passt nicht alles in eine Schlagzeile.“ Dreyer betont angriffslustig, als es um Integration geht: „Da frage ich mich manchmal schon: Leben Sie eigentlich in Rheinland-Pfalz?“ Beide Frauen wollen sich öfter korrigieren. Klöckner: „Ein Faktum stimmt nicht.“ Dreyer: „Liebe Frau Klöckner!“ und „Es ist leider falsch, was Sie sagen.“
Dennoch begegnen sich beide Frauen grundsätzlich respektvoll, auch wenn Vorwürfe und verbale Spitzen dabei sind. Die größten Unterschiede gibt es gefühlt in der Flüchtlingspolitik, doch auch bei der Abgrenzung zur AfD, in der Bildungs- und der Wirtschaftspolitik werden viele Differenzen offensichtlich. Gemeinsamkeiten sind sehr rar.
Als Schlusswort sagt die Herausforderin: „Es wird Zeit für den Neuanfang.“ Und die Regierungschefin: „Sie können sich auf mich verlassen.“
Gibt es eine Gewinnerin? Der Mainzer Politikwissenschaftler Thorsten Faas hat ein Testpublikum von 70 Leuten bewerten lassen, ob sie Aussagen positiv oder negativ finden. „Ganz, ganz knapper Vorsprung für Malu Dreyer“, lautet sein Fazit.