Deutschland-Bild Spaniens Problem mit dem eigenen Image

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Spaniens wirtschaftlicher Schwachpunkt

Arbeitslosenzahlen: Deutschland geht es lange nicht so gut, wie es in Spanien den Anschein hat Quelle: dpa

Aber trotzdem schafft es Spanien nicht, sich wirtschaftlich richtig zu verkaufen. Noch immer haben wir das Bild von Stierkämpfen, Fiestas, Sonne und Sangria im Kopf, eins das die Urlaubsindustrie groß gemacht hat und noch immer benutzt wird, um Spanien zu verkaufen.

Aber es sind nicht nur die Stereotypen, die ein Image kreieren, es sind auch Zahlen und Statistiken und die werden derzeit ständig angebracht, um Spanien mit Deutschland zu vergleichen. Eine Zahl, die derzeit immer wieder wie ein Schreckgespenst durch die spanischen Medien geistert, ist die Arbeitslosigkeit. Nach offiziellen Statistiken beträgt sie fast 25 Prozent, Deutschland kommt gerade mal auf rund sieben Prozent.

Aber diese Zahl, die immer wieder für alles mögliche herhalten muss, bei Reden von Politikern, Unternehmen und Gewerkschaften, lässt außer Acht, dass Spaniens Schattenwirtschaft nach Angaben von einige Experten rund 20 Prozent des Bruttoinlandproduktes erwirtschaftet. Ebenfalls verdeckt die Horrorzahl von 25 Prozent, die jetzt als Argument für radikale Sparmaßnahmen und Reformen herhalten muss, das noch immer hohe Volumen an Schwarzgeld, was in Spanien zirkuliert, und die vielen Wohnungen und Häuser, die vermietet werden, ohne das der Staat etwas davon weiß. Das erklärt auch, warum es in Spanien trotz der hohen Arbeitslosenzahlen noch zu keiner sozialen Revolte gekommen ist. Einige Arbeitslose leben ein Doppelleben.

Zurückkommend auf Problemen hinter den politischen Kulissen zwischen “meinen beiden Heimatländern” ist es überraschend, dass obwohl viele Fundamentaldaten in Deutschland schlechter oder fast genauso schlecht sind wie in Spanien, Angela Merkel die Debatte um Reformen in der EU anführt.

Verzerrtes Bild

Dabei geht es Deutschland lang nicht so gut wie es in Spanien oft scheint. Deutschlands Arbeitslosenzahl spiegelt auch nicht das wahre Bild wider. Die Zahlen sind frisiert, weil viele ohne Job direkt in staatliche Fortbildungsmaßnahmen gesteckt werden oder einen Mini-Job haben. Tatsächlich wächst die Armut in dem Land, das sich derzeit als starke Industriemacht und boomende Wirtschaft verkauft. Die sozialen Konflikte wachsen. Angela Merkel hat ein Team von brillianten Kommunikationsexperten, die das Image eines starken Landes verkaufen.

Fakt ist, dass die multikulturelle Mischung in vielen Städten künftig eine große Herausforderung für Deutschland sein wird, ebenso die enormen Staatsausgaben für Sozialleistungen und Subventionen, im Verhältnis zum BIP gesehen, über den spanischen liegen. Genauso wie die Staatsverschuldung, die mit 81 Prozent des BIPs höher ist als in Spanien. Die deutsche Wirtschaft wächst kaum, und dennoch verkauft sich das Bild des “deutschen Wirtschaftswunders” im Ausland.

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