Euro-Beitritt Vier Grafiken zeigen Kroatiens Wirtschaftskraft

Zum 1. Januar 2023 führt Kroatien als zwanzigstes EU-Mitglied den Euro als Zahlungsmittel ein. Wie steht das Land wirtschaftlich derzeit da? Kroatiens Wirtschaftsleistung in vier Grafiken erklärt.

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In Zagreb ein Hotel buchen, in Split ein Eis kaufen und am Strand von Novalja einen Tauchkurs reservieren: Ab 2023 geht das alles in Euro, die kroatische Währung Kuna wird abgelöst.

Nachdem Kroatien Anfang Dezember bereits dem Schengen-Raum beigetreten ist, stellt die Euro-Einführung den nächsten Schritt der europäischen Integration dar. Damit hat der kroatische Notenbankchef Boris Vujčić ab 1. Januar ein Stimmrecht im Rat der Europäischen Zentralbank.

Der Euro-Beitritt Kroatiens wird aber nicht nur in der EZB oder im Tourismus praktische Auswirkungen haben. Auch die übrigen Wirtschaftssektoren Kroatiens und die Wirtschaft des übrigen Euro-Raums werden zwangsläufig näher zusammenrücken. Viele dürften sich mit Blick auf den vier Millionen Einwohner großen Balkanstaat aktuell aber auch fragen: Was kommt da auf uns zu?

Die wirtschaftliche Lage Kroatiens lässt sich an vielen Parametern ablesen. Da wäre zum Beispiel der niedrige Schuldenstand des Landes: Die Staatsverschuldung liegt mit 78 Prozent deutlich unter dem Schnitt der Euro-Zone von 94 Prozent. Auch die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts, der Außenhandel mit Deutschland und die Arbeitslosenquote geben Auskunft darüber, wie es um die kroatische Wirtschaft steht.

Diese vier Grafiken beschreiben Kroatiens Ökonomie:

Grafik 1: BIP – kroatischer Wachstumstrend

Unmittelbar nach dem EU-Beitritt vor zehn Jahren taumelte die kroatische Wirtschaft, die Rezession in Folge der Finanzkrise hielt an. Hinzu kam eine hohe Arbeitslosigkeit, bei Jugendlichen von mehr als 40 Prozent. Nach den schwierigeren Jahren hat sich Kroatiens Wirtschaft aber gefangen. Das BIP ist, die Corona-Delle von 2020 mal ausgenommen, seit 2015 auf Wachstumskurs. Aktuell liegt das BIP bei knapp 70 Milliarden US-Dollar, um die Jahrtausendwende waren es noch kaum mehr als 20 Milliarden US-Dollar gewesen.

Der Internationale Währungsfonds prognostiziert für Kroatiens Wirtschaft nach dem Euro-Beitritt in den kommenden Jahren eine starke Wachstumsphase: 2027 könnte das kroatische BIP ersten Prognosen zufolge bei 92,76 Milliarden US-Dollar liegen – das wäre ein Drittel mehr als im aktuellen Jahr.

Grafik 2: Deutschland exportiert Elektrotechnik und Maschinen nach Kroatien

Mit der Einführung einer gemeinsamen Währung wird auch der Handel zwischen Kroatien und Deutschland erleichtert. Welche Branchen betrifft das aktuell vor allem? Ein Blick auf die deutsche Exportstatistik der bundeseigenen Gesellschaft Germany Trade & Invest zeigt: Deutsche Unternehmen exportieren vor allem Elektrotechnik, Maschinen und chemische Erzeugnisse nach Kroatien.

Grafik 3: Aus Kroatien kommen chemische Erzeugnisse, Autos und Kfz-Teile

Knapp ein Fünftel der kroatischen Exporte nach Deutschland sind laut Germany Trade & Invest chemische Erzeugnisse. Die zweitgrößten Importe aus Kroatien sind in Deutschland Kraftfahrzeuge und Teile von Kraftfahrzeugen. Kroatische Automobilzulieferer wie AD Plastik, Rima und Hahn Automation haben sich in Europa gut vernetzt. Auch Maschinen und Nahrungsmittel zählen in Deutschland zu beliebten Importgütern aus Kroatien.

Grafik 4: Immer weniger Arbeitslose in Kroatien

Die noch vor zehn Jahren anhaltende Wirtschaftskrise bescherte dem Land an der Adria sehr hohe Arbeitslosenquoten. Fast ein Fünftel der erwerbsfähigen Kroaten stand ohne Job da. Unter Jugendlichen waren es sogar mehr als 40 Prozent. Von diesen hohen Werten ist Kroatiens Wirtschaft jedoch aktuell weit entfernt: Der Trend zeigt klar nach unten. Jahr für Jahr sank die kroatische Arbeitslosenquote, ausgenommen einer leicht höheren Quote in den Corona-Jahren 2020 und 2021. Für das aktuelle Jahr prognostiziert Germany Trade & Invest wieder eine niedrigere Arbeitslosenquote.

Im vergangenen Jahr lag die kroatische Arbeitslosenquote von 7,5 Prozent knapp über dem EU-Durchschnitt und knapp unter dem Schnitt in der Euro-Zone. Ein Sorgenkind ist Kroatien in Sachen Beschäftigung also augenscheinlich nicht mehr.

Schlechter als in vielen anderen europäischen Ländern ist allerdings die Bezahlung in Kroatien: Laut der letzten Eurostat-Erhebung von 2018 lag der monatliche Durchschnittslohn bei 1179 Euro. Nur in sieben EU-Mitgliedsländern wird im Schnitt weniger bezahlt. Die Durchschnittslöhne in Deutschland, Luxemburg, Dänemark und Irland liegen um ein Vielfaches höher.

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Klar ist: Mit Kroatien tritt ein wirtschaftlich stabiles Land dem Euro-Raum bei. Es gibt zwar noch Luft nach oben, etwa beim Lohnniveau oder dem BIP-Wachstum, große Sorgen müssen sich die anderen Euro-Staaten aber wohl nicht machen angesichts des zwanzigsten Mitgliedslandes. Und für die kommende Sommersaison lockt das küstenreiche Land Millionen von Touristen aus dem Euro-Raum mit einem weiteren Vorteil: Urlaub ohne Wechselstube.

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