Euro-Krise Die Target2-Salden sind ein Weckruf

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Riskanter Anstieg

Ist der Anstieg der T2-Positionen aus deutscher Sicht riskant?

Nicht solange die Währungsunion intakt bleibt. Aber: Zerfällt die Union oder tritt ein betroffenes Land aus, müssten die Salden zurückgezahlt werden. Das könnte aber die unmittelbare Zahlungsfähigkeit der entsprechenden Länder überfordern.

Das Gefährliche ist: Da seine Schöpfer von der Endgültigkeit des Euros ausgingen, ist der Fall eines Euro-Ausstiegs nicht klar geregelt.. Die sich daraus ergebende Unsicherheit und die schiere Höhe der Forderungen sind also mithin ein Risiko, da der Ausstieg eines Landes aus dem Euro für die Zukunft nicht ausgeschlossen werden kann. Der Euroraum ist durch die Krise brüchig, die politischen Fliehkräfte, die gegen die Gemeinschaftswährung wirken, sind in vielen Ländern stärker geworden. Große politische Anstrengungen und Überzeugungsarbeit sind nötig, um den Konsens bezüglich der Währungsunion zu erhalten oder wiederherzustellen. Und der Erfolg dieser Anstrengungen ist ungewiss.

Gute Banken, schlechte Banken
Dunkle WolkenEuropas Banken stecken in der Krise – das wussten Marktbeobachter schon vor dem großen Stresstest der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde. Doch ein genauer Blick auf die Kennzahlen zeigt: Das gilt nicht für alle Institute. Im Vergleich von Nettogewinn, Eigenkapitalrendite und Eigenkapitalquote schneiden einige Institute deutlich besser ab als andere. Besonders interessant ist dabei das Verhältnis zwischen Kurs und Buchwert pro Aktie (KBV). Der Wert offenbart, inwieweit der Börsenwert einer Bank mit den Aktiva, also den Werten in den Büchern der Bank, übereinstimmt. Das KBV liegt bei fast allen Geldhäusern unter 1. Das bedeutet, dass sich die Aktionäre entweder von einer Zerschlagung der Bank mehr Geld versprechen als von der Fortführung des Geschäfts – oder dass sie den Qualitäten der Bilanzen, also der verzeichneten Aktiva, nicht vertrauen. Im Folgenden werden die Kennzahlen für die wichtigsten europäischen Banken dargestellt, sortiert nach den Nettogewinnen im 2. Quartal 2016. Quelle: DPA
Platz 10: Deutsche BankNettogewinn (Q2/2016): 20 Mio. EuroEigenkapitalrendite: 0,1 ProzentEigenkapitalquote: 10,8 ProzentKBV (Aktienkurs vom Stichtag/Buchwert pro Aktie): 0,27 Quelle: DPA
Platz 9: Credit SuisseNettogewinn: 155 Mio. EuroEigenkapitalrendite: 1,5 ProzentEigenkapitalquote: 11,8 ProzentKBV: 0,48 Quelle: Reuters
Platz 8: CommerzbankNettogewinn: 247 Mio. EuroEigenkapitalrendite: 3,6 ProzentEigenkapitalquote: 11,5 ProzentKBV: 0,26 Quelle: Reuters
Platz 7: UnicreditNettogewinn: 916 Mio. EuroEigenkapitalrendite: 8,8 ProzentEigenkapitalquote: 10,3 ProzentKBV: 0,22 Quelle: AFP
Platz 6: UBSNettogewinn: 943 Mio. EuroEigenkapitalrendite: 7,4 ProzentEigenkapitalquote: 15 ProzentKBV: 0,88 Quelle: DPA
Platz 5: BarclaysNettogewinn: 992 Mio. EuroEigenkapitalrendite: 5,8 ProzentEigenkapitalquote: 11,6 ProzentKBV: 0,41 Quelle: AFP

Die steigenden T2-Salden sollten darum als Weckruf wahrgenommen werden. Die Risiken, die sich aus ihnen ergeben, müssen endlich in den Blick genommen werden. Die geldpolitischen Arrangements im Euroraum sind nicht in Stein gemeißelt.

Bisher vorgeschlagene Änderungen – Besicherung der Positionen, Zentralisierung der Geldpolitik, Ausgleich der Salden, Strafzinsen für zu hohe Salden – sind selbst mit vielen Problemen behaftet. Europas Politiker sollten diese Vorschläge dennoch endlich offen diskutieren und sie als Ausgangspunkt nehmen,  um daraus praktikable Alternativen zu entwickeln, die die Währungsunion stabiler machen und sie gegen Austrittsrisiken absichern können.

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