Die Volks- und Raiffeisenbanken sowie die Sparkassen begrüßten dagegen die neuen Vorschriften. "Boni-Exzesse sind im Jahr sechs der Krise unserer Gesellschaft nicht mehr vermittelbar", sagte Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon. Banken müssten sich wieder darauf konzentrieren, Unternehmen und Konsumenten mit Darlehen zu helfen. Ähnlich äußerte sich EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier: Banken und Hedge-Fonds seien Teil der Gesellschaft und sollten beachten, was die Bürger denken. "Die Zeit für ein bisschen Bescheidenheit ist gekommen."
Millionengehälter plus Riesenboni - wenn Bosse Geld scheffeln wie Dagobert Duck, ärgert das auch die Schweizer. Die Eidgenossen können dank direkter Demokratie per Volksentscheid dafür sorgen, dass Managergehälter nicht grenzenlos in den Himmel wachsen. An diesem Sonntag stimmen sie deshalb über die "Abzocker-Initiative“ ab. Wenn sie durchkommt, müssen Gehaltsexzesse unter Strafe gestellt und die Rechte von Aktionären massiv gestärkt werden.
Gefängnisstrafen für gierige Manager
Jahrzehntelang war das Wirtschaftsmodell der Schweiz als besonders liberal und deshalb besonders erfolgreich gepriesen worden. Dass der Staat - zumal mit Mitteln der Strafjustiz - in die Chefetagen hineinregieren könnte, erschien absurd. Doch dann kam die Finanzkrise. Auch in der reichen Schweiz rieben sich Menschen die Augen angesichts von Millionen-Boni, die Banker und Vorstandsmitglieder selbst dann noch kassierten, wenn Unternehmen Verluste einfuhren. Zu denen, die sich aufregten, gehörte Thomas Minder. Der heute 52-jährige Chef der familieneigenen Kosmetikfirma Trybol in Neuhausen am Rheinfall beließ es nicht beim Ärgern. Der Hobby-Politiker, der als parteiloser Abgeordneter im Parlament sitzt, sammelte vor fünf Jahren mehr als 100.000 Stimmen und setzte damit den Volksentscheid "gegen die Abzockerei“ durch.
Nach den Vorschlägen des "modernen Wilhelm Tell“, wie Minder von Anhängern genannt wird, sollen Aktionäre und nicht mehr Konzernvorstände das letzte Wort über Manager-Vergütungen haben. Dem Votum der Anteilseigner sollen sich Großunternehmen jährlich nach Neuwahlen des Verwaltungsrates unterwerfen müssen. Zudem sollen Sonderboni für Spitzenmanager - wie das 2012 gezahlte "Begrüßungsgeld“ von vier Millionen Franken (heute 3,27 Millionen Euro) für Ex-Bundesbanker Axel Weber bei dessen Antritt als UBS-Präsident - verboten werden. Zuwiderhandlungen werden laut Minder-Initiative "mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren und Geldstrafe bis zu sechs Jahresvergütungen bestraft“.