Rassismus in Polen Miriam Shaded - Islamhetze in High Heels

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"Ich werde euch beschützen"

Eines ihrer beliebtesten Fotos zeigt Shaded mit Pistole, die sie mit geraden Armen gegen ein Ziel außerhalb des Bildes richtet. Darunter steht: „Ich werde euch beschützen.“ Es wurde auf Facebook mehrere hundert Mal geteilt. Es gehört zu Shadeds regelmäßigen Forderungen das Waffengesetz zu liberalisieren, um sich besser vor Muslimen schützen zu können.

Die Aktivistin Anna Tatar dokumentiert rassistisch motivierte Verbrechen. „Wir beobachten in Polen derzeit eine Welle des Hasses. Erst zeigten sich die Hetzer nur im Internet, doch jetzt gibt es immer mehr körperliche Attacken“, sagt sie. Ihre Organisation „Nie wieder“ berichtet von dutzenden Vorfällen allein in den letzten Wochen. Ausländisch aussehende Menschen werden geschlagen, getreten oder beschimpft. „Die Gewalt eskaliert. Wir zählen momentan so viele Angriffe pro Woche wie ansonsten pro Monat“, sagt Tatar.

Vor wenigen Wochen hatten die Fans des Fußballvereins Slask Wroclaw eine Choreografie zu einem Heimspiel vorbereitet. Ihr Transparent spannte sich über den gesamten Fanblock: Ein Ritter wehrte mit seinem Schwert Flüchtlingsboote im Mittelmeer ab. Darunter stand: „Verteidigt das christliche Abendland, wenn Europa von der islamischen Pest überzogen wird!“ In vielen Städten Polens ist der Slogan „Stoppt die Islamisierung“ an Wände gesprüht. Und der Fremdenhass richtet sich nicht nur gegen Muslime. Bei einer Demonstration gegen Flüchtlinge wurde in Breslau kürzlich öffentlich eine „Juden-Puppe“ verbrannt. Die Regierung schwieg zu diesen Vorfällen.

Die machthabende PiS-Partei schürt schließlich selbst die Ressentiments. So warnte ihr Chef Jarosław Kaczinsky vor Krankheiten, die Muslime nach Europa bringen. Außerdem versprach er, keine „Scharia-Bezirke“ in Polen zuzulassen. Es war der neue Außenminister, der mit seiner Idee einer syrischen Flüchtlingsarmee ganz Europa irritierte. Und am Tag nach den Paris-Anschlägen verlangte Polens Europaminister, keine weiteren Menschen mehr aufnehmen zu müssen. Die Regierung plant bereits, die Zusage zur EU-Quotenregelung anzufechten.

„Ich bin froh, dass die PiS-Partei an der Macht ist“, sagt Shaded. In den kommenden Wochen wird sie den polnischen Außenminister treffen, um über Visa-Regelungen für neue Flüchtlinge ihrer Stiftung zu sprechen. 6000 Euro investiert sie in jeden Flüchtling, der erfolgreich auf Christlichkeit geprüft wurde. Die bekannteste Islamhasserin des Landes ist auch die berühmteste Fluchthelferin.

Mittlerweile wird Shaded auf der Straße erkannt. Menschen wollen Selfies mit der berühmten Islamhasserin. „Viele danken mir dafür, dass ich sage, was alle denken“, sagt sie. Mit Muslimen hingegen hat die junge Frau seit Jahren nicht gesprochen. Dazu gäbe es keinen Grund. „Muslime lügen, das lehrt sie der Koran.“ Das ist eine ihrer beiden Standard-Antworten auf Gegenbeispiele. Die andere lautet: „Falls sich ein Muslim anders verhält, ist er kein richtiger Muslim.“

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