Elinor Ostrom, OIiver Williamson Wirtschafts-Nobelpreis: Ordnung ohne Formeln

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Irgendwie schade, dass Elinor Ostrom eine Frau ist. Denn so wird es wohl vor allem diese Eigenschaft der frisch gekürten Nobelpreisträgerin für Wirtschaftswissenschaften sein, die sich im kollektiven Gedächtnis verankert. Dabei müsste sie eigentlich bekannt bleiben als die Frau, die den Ausweg aus der Überbeanspruchung und Zerstörung natürlicher Ressourcen fand.

Kern von Ostroms Forschung sind die Probleme bei der Nutzung von Gemeinschaftsgütern (Allmende-Güter), wie sie erstmals von dem US-Ökologen Garett Hardin beschrieben wurden. Hardin zog das Beispiel einer gemeinschaftlich genutzten Wiese heran, auf der die Hirten eines Dorfes ihre Schafe weiden lassen. Das ist solange kein Problem, wie die Zahl der Schafe nicht übermäßig groß ist. Da die Nutzung der Wiese nichts kostet, hat jeder Hirte einen Anreiz, so viele Schafe wie möglich auf die Wiese zu schicken.

Das führt dazu, dass zu viele Schafe auf der Wiese weiden. Der Boden kann sich nicht mehr regenerieren, es wächst kein Gras mehr, der Weidegrund wird zerstört. Wissenschaftlich ausgedrückt: Die individuelle Rationalität steht der kollektiven Rationalität entgegen. Das Beispiel der Wiese steht stellvertretend für Probleme bei anderen endlichen Ressourcen wie dem Fischfang, der Wassernutzung oder der Forstwirtschaft.

Traditionell empfahl die Wirtschaftswissenschaft bei derartigen Problem einen alternativen Lösungsansatz. Entweder müsse man Gemeinschaftsgüter unter staatliche Kontrolle stellen oder sie privatisieren. Beide Lösungen erwiesen sich jedoch als suboptimal. Wird das Gemeinschaftsgut unter staatliche Aufsicht gestellt, ist eine externe Instanz zur Überwachung notwendig. Die aber kennt die örtlichen Gegebenheiten nicht und stellt ineffiziente Nutzungsregeln auf, die von den Nutzern häufig umgangen werden.

Die Privatisierung hingegen scheitert oftmals an den Eigenschaften des Gutes selbst. Denn ein Fischschwarm schwimmt dorthin, wo es die Fische gerade hinzieht, und verteilt sich nicht gleichmäßig über die Meeresbucht. Eine Aufteilung unter den Nutzern ist daher ungerecht oder gar unmöglich.

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