Plus 3,2 Prozent Chinas Wirtschaft springt wieder an – zumindest ein bisschen

Die Wirtschaft in China springt langsam wieder an, weil das Land die Pandemie unter Kontrolle gebracht hat. Quelle: REUTERS

Nach einem historischen Einbruch ist Chinas Wirtschaft im zweiten Quartal wieder gewachsen. Über den Berg ist die Volksrepublik damit aber noch lange nicht.

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Das Wachstum fällt für chinesische Verhältnisse noch immer zart aus, aber immerhin steht kein Minus mehr vor der BIP-Zahl für das zweite Quartal, die das Pekinger Statistikbüro am Donnerstag veröffentlichte: Nach einem historischen Einbruch um 6,8 Prozent in den ersten drei Monaten des Jahres, ist die zweitgrößte Volkswirtschaft im Zeitraum von April bis Juni im Vergleich zum Vorjahr wieder um 3,2 Prozent gewachsen.

Die Wirtschaft in China springt langsam wieder an, weil das Land die Pandemie unter Kontrolle gebracht hat. Im Dezember waren die ersten Fälle des Coronavirus in China entdeckt worden. Das bevölkerungsreichste Land dämmte die Pandemie mit strikten Maßnahmen ein. Es gibt heute kaum noch neue Infektionen, das Leben und die Wirtschaftstätigkeiten normalisieren sich wieder. Der Aufschwung in China wird angetrieben von der heimischen Nachfrage und einem Anstieg bei Industrieproduktion und Dienstleistungen.

Dass es langsam wieder aufwärts geht, machten bereits am Dienstag die neuen Zahlen für den Außenhandel deutlich: Exporte und Importe der größten Handelsnation lagen im Juni erstmals wieder im Plus.

Die Ausfuhren in US-Dollar stiegen um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Einfuhren wuchsen unerwartet stark um 2,7 Prozent. Eigentlich hatten Experten mit einem starken Minus der Importe wie in den Vormonaten gerechnet.

„Die wirtschaftliche Erholung sollte nach der jüngsten Wende im zweiten Quartal andauern“, sagt Wang Tao, Chefökonom der Schweizer Bank UBS. „Die heimische Nachfrage wird sich mit der andauernden Unterstützung durch die Politik und der Normalisierung der wirtschaftlichen Aktivitäten wahrscheinlich verbessern.“

Obwohl eine Stabilisierung erkennbar ist, bleibt ungewiss, wie sich die chinesische Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte entwickeln wird.

Skeptisch ist etwa Max Zenglein, Ökonom am China-Institut Merics in Berlin: „Trotz einiger Lichtblicke machen sich die Auswirkungen der Krise weiterhin stark bemerkbar“, sagt Zenglein. Auch China sei noch weit von einer Rückkehr zur Normalität entfernt. Der erneute Covid-19-Ausbruch in Peking vor einigen Wochen habe verdeutlicht, wie fragil die Situation ist.

Die weiterhin vorhandene Unsicherheit – auch bei Einkommen und Arbeitsplatzsicherheit – drücke auf das Konsumverhalten. „Viele Unternehmen, insbesondere KUMs, kämpfen weiter ums Überleben“, sagt Zenglein.

Chinas Zoll-Sprecher Li Kuiwen nannte die Entwicklung des Außenhandels im ersten Halbjahr „besser als erwartet“. Nach den Turbulenzen im ersten Quartal zeigten die Importe und Exporte im zweiten Quartal „Zeichen der Erholung und der Stabilität“.

Der Sprecher warnte aber gleichzeitig vor „einer düsteren und komplizierten Situation in der zweiten Jahreshälfte“.

Trotz der Besserung muss sich Chinas Wirtschaft nämlich weiter auf schwer kalkulierbare Risiken einstellen. Experten nennen die Ungewissheiten durch die Streitigkeiten zwischen den USA und China im Handel und im Technologiesektor sowie einen möglichen weiteren Rückgang der Weltwirtschaft. Auch besteht weiterhin die Gefahr einer neuen Corona-Welle.

Experte Zenglein glaubt, dass ein ein positives BIP im Gesamtjahr nur realistisch sei, wenn die Regierung ihren Stimulus weiter massiv ausweitet. „Doch damit droht China wieder in ein altes Muster zu fallen und Reformfortschritte der letzten Jahre könnten zunichte gemacht werden.“

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