Die Löhne der rund 19 Millionen Beschäftigten in Deutschland mit einem Tarifvertrag sind zu Jahresbeginn wieder etwas stärker gestiegen als zuletzt. Die tariflichen Monatsverdienste einschließlich Sonderzahlungen legten von Januar bis März um durchschnittlich 2,1 Prozent zum Vorjahreszeitraum zu, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
In den beiden Vorquartalen hatte das Plus bei 2,0 und 1,8 Prozent gelegen, im Jahresschnitt 2015 bei 2,1 Prozent. Den Beschäftigten blieb auch nach Abzug der Inflation mehr Geld in der Tasche, da die Verbraucherpreise zu Jahresbeginn nur um 0,3 Prozent zulegten.
In den einzelnen Branchen fallen die Zuwächse unterschiedlich stark aus. Jobvermittler kamen auf ein Plus von 3,5 Prozent. Die Beschäftigten der Energieversorger erhalten 3,0 Prozent mehr, da ihnen hohe Einmalzahlungen gewährt wurden. Im Handel stiegen die Tarifverdienste mit 2,8 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich.
So hoch ist das Gehaltsniveau in Deutschland
Das Vergleichsportal Gehalt.de hat die Gehälter von 448.997 Arbeitsverhältnissen analysiert und dabei nach Bundesland, Hauptstadt, Region, Geschlecht, Firmengröße, Wirtschaftssektor, Führungsverantwortung und Berufseinstiegsgehalt differenziert. Quelle: Gehaltsatlas http://www.gehalt.de/downloads/presse/gehaltsatlas-2015-Gehalt-de.pdf
In München werden die höchsten Löhne gezahlt: Das Lohnniveau in der bayerischen Landeshauptstadt liegt 20,4 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Auch in Stuttgart (+19 Prozent) und Düsseldorf (+14 Prozent) sind die Gehälter überdurchschnittlich. Und das gehaltsstärkste Bundesland ist Baden-Württemberg. „Im Süden und im Westen werden zwar sehr gute Löhne gezahlt, allerdings sind hier die Lebenshaltungskosten entsprechend hoch. Arbeitnehmer, die ihren Job wechseln möchten, sollten diesen Aspekt stets vor Augen haben und gut kalkulieren“, sagt Artur Jagiello von Gehalt.de.
Noch immer herrschen große Unterschieden zwischen Ost und West. Die Gehaltsspanne zwischen dem vergütungsschwächsten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern und Baden Württemberg mit dem höchsten Lohnniveau in Deutschland liegt bei 33 Prozent. Laut Untersuchung von Gehalt.de befinden sich alle neuen Bundesländer auf einem unterdurchschnittlichen Vergütungsniveau.
Im Vergleich der Landeshauptstädte belegen entsprechend Erfurt (-20 Prozent), Magdeburg (-23 Prozent) und Schwerin (-26 Prozent) die letzten Plätze. Die Gehaltslücke zwischen München und Erfurt liegt demnach bei 46 Prozent.
Bei der Betrachtung der regionalen Unterschiede nach ihren Postleitzahlen befinden sich die Gebiete mit den Anfangsziffern 0 und 1 auf den hinteren Rängen. Diese decken zum größten Teil die neuen Bundesländer ab. Dahinter folgen die Regionen mit der Postleitzahl 9 am Anfang. Hierzu gehören auch Teile des gehaltsstarken Bayerns sowie strukturschwächere Gebiete in Thüringen. Die besten Gehälter werden in Regionen mit den Anfangsziffern 8, 6, 7, 4 und 5 gezahlt.
Stadtstaaten wie Hamburg oder Berlin sind zwar beliebt, die Löhne jedoch geringer. In Berlin zahlen Arbeitgeber rund sieben Prozent weniger als im Bundesdurchschnitt. „Durch die Beliebtheit von Großstädten müssen die dort ansässigen Unternehmen nicht ganz so stark mit dem Gehalt locken, wie es im ländlichen Bereich der Fall ist“, erklärt Jagiello.
Die höchsten Gehälter können Akademiker in den südlichen Bundesländern erwarten. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt verdienen Uniabsolventen in Baden-Württemberg mit einem Plus 7,5 Prozent mehr Lohn am besten. Die hinteren Ränge belegen auch bei dieser Vergleichsgruppe die neuen Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Nach wie vor verdienen Frauen weniger als Männer. Je nach Bundesland ergeben sich laut Studie unterschiedliche Entgeltlücken – die größte in Baden-Württemberg. Hier bekommen Arbeitnehmerinnen 37 Prozent weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen. Allerdings werden hier die höchsten Löhne gezahlt. Einzig in Hessen (93,3 Prozent) und Hamburg (89,4 Prozent) verdienen Frauen im Schnitt besser als in Baden-Württemberg (87,1 Prozent). Mit rund 17 Prozent ist die Lücke in Mecklenburg-Vorpommern am kleinsten. Hier werden jedoch auch die geringsten Gehälter gezahlt.
Im Gastgewerbe wurde dagegen nur ein Plus von 1,2 Prozent vereinbart. Untertroffen wird das noch von den Beschäftigten im Bereich Verkehr und Lagerei, die nur auf plus 1,0 Prozent kamen. Die Mitarbeiter im Kohlenbergbau verdienten sogar 0,6 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, weil Sonderzahlungen wegfielen. Dazu werden beispielsweise Einmalzahlungen, Jahressonderzahlungen oder tarifliche Nachzahlungen gezählt.
Im Frühjahr wurden in mehreren großen Branchen deutliche Lohnzuwächse zwischen den Tarifpartnern vereinbart. Die rund 785.000 Bau-Beschäftigten bekommen in zwei Stufen insgesamt 4,6 Prozent mehr Geld, in den ostdeutschen Betrieben sind es 5,3 Prozent. Die 3,8 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie erhalten eine zweistufige Lohnerhöhung von 4,8 Prozent. Arbeitgeber und Gewerkschaften hatten sich Ende April auf ein deutliches Lohnplus für die zwei Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen verständigt. Insgesamt sollen die Gehälter in zwei Schritten um 4,75 Prozent steigen. In diesem Jahr stehen unter anderem noch Lohnrunden in der Chemieindustrie, bei den Banken sowie bei der Deutschen Telekom und bei Volkswagen an.