Anleitung: Mit Bitcoins zahlen in 5 Schritten
Online-Währung Bitcoin
Foto: unbekanntBitcoin, kurz BTC, ist eine Währungseinheit, die Nutzer in einem so genannten Peer-to-Peer-System austauschen, also einem dezentralen Computernetzwerk. Sie zu benutzen, birgt derzeit das Risiko eines Totalverlusts, da niemand die Stabilität des Zahlungsmittels vorhersagen kann. Jeder, der es trotzdem wagen möchte, kann Bitcoins kaufen und zum Bezahlen benutzen - und das funktioniert so:
1. Konto eröffnen
Zunächst lädt der Nutzer den Bitcoin-Client aus dem Netz und installiert ihn auf seinem Computer. Persönliche Angaben müssen nicht gemacht werden. Beim ersten Öffnen lädt die Software die gemeinsame Datenbank des Netzwerks herunter - ein Verzeichnis aller Zahlungen im Bitcoin-Netzwerk. Das Laden kann je nach Internet-Verbindung mehrere Stunden dauern. Die Datenbank stellt sicher, dass niemand Falschgeld überweisen kann: Sie weist jeden Bitcoin einer Bitcoin-Adresse zu und damit einem Nutzer. Die eigene Bitcoin-Adresse, einen kryptischen Buchstabencode, bekommt der Nutzer automatisch mit dem Installieren der Software. Sie kann zum Beispiel so aussehen: 1Lu3nfXbD3UP76NMAgvTAGdUzWdvvB3zCP. Im Programm wird sie oben unter dem Punkt „Ihre Bitcoin-Adresse“ angegeben. Außerdem speichert die Software eine Datei namens wallet.dat auf dem Computer. Sie enthält kryptografische Schlüssel, mit denen der Nutzer gegenüber dem Bitcoin-Netzwerk ausweist, dass ihm die entsprechende Bitcoin-Adresse gehört.
2. Münzen kaufen
Es gibt verschiedene Wege, an Bitcoins zu gelangen:a ) Gratis-Bitcoins: Wer sich als neuer Nutzer nicht weit hervorwagen mag, kann auf der Webseite Bitcoin Faucet Gratis-Geld in Höhe von 0,002 Bitcoin anfordern, umgerechnet derzeit etwa zwei Eurocent. Dazu muss er ein Google-Konto haben und seine Googlemail-Adresse angeben. b) Bargeld-Eintausch: Privatpersonen bieten Bitcoins gegen Bargeld - diese Bitcoin-Händler, ihr Wohnort und ihre Telefonnummern oder E-Mailadressen sind auf der Seite Bitcoin local gelistet.c) Börsenhandel: Internetseiten wie Mt Gox oder BitMarket bieten Bitcoin gegen Euro oder andere Währungen an.
Bitcoin: Der Bitcoin ist die bei weitem älteste und bekannteste Digitalwährung. Er hat zudem mit aktuell etwa 60 Prozent den größten Marktanteil unter den derzeit rund 7000 Kryptowährungen. Entstanden ist der Bitcoin zu Zeiten der Finanzkrise 2008. Sein Erfinder ist bis heute nur unter einem Decknamen bekannt. Wichtigste Merkmale des Bitcoin sind seine dezentrale Organisation und die Verwendung der Datenbanktechnik „Blockchain“. Beides zusammen sichert den Bitcoin-Nutzern ein hohes Maß an Anonymität: Zahlungen in Bitcoin sind praktisch nicht nachzuverfolgen.
Foto: imago imagesEther: Ether ist nach Bitcoin die zweitgrößte Digitalwährung der Welt. Ihr Marktanteil beträgt etwas mehr als zehn Prozent. Kennzeichnend für Ether ist zum einen die ebenfalls dezentrale Organisation des zugrundeliegenden Netzwerks Etherum. Zum anderen - und das ist ein wichtiger Unterschied zum Bitcoin - liegt ein Schwerpunkt von Ether auf „intelligenten Verträgen“. Bei diesen sogenannten Smart Contracts handelt es sich im Grunde um kleine Computerprogramme, die Verträge nach der Zahlungsabwicklung quasi automatisch ausführen können. Ähnlich wie der Datenbanktechnik Blockchain wird Smart Contracts eine große Zukunft vorhergesagt.
Foto: imago imagesTether: Tether gehört zu den „Stable Coins“, deren Wert durch die Unterlegung mit klassischen Anlagen garantiert wird. Im Fall von Tether ist es die weltgrößte Währung US-Dollar. Dadurch wird jedoch eine wichtige Idee des Kryptowährungskonzepts verletzt, nämlich die Unabhängigkeit von staatlichen Institutionen. Dennoch - oder vielleicht gerade deshalb - erfreut sich Tether großer Beliebtheit. Ein Vorteil der Anbindung an den US-Dollar ist nämlich, dass der Kurs im Vergleich zu anderen Digitalwährungen weniger stark schwankt. Allerdings gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Zweifel, ob die behauptete Deckung mit US-Dollar den Tatsachen entspricht.
Foto: ddp imagesLibra: Ähnlich wie Tether ist Libra eine Digitalwährung nach dem Prinzip „Stable Coins“, jedoch mit zwei gewaltigen Unterschieden. Erstens: Es gibt sie noch gar nicht. Zweitens: Hinter Libra steht mit Facebook eines der mächtigsten Technologieunternehmen der Welt. Die Idee von Libra ist, einer Digitalwährung auf breiter Front den kommerziellen Durchbruch zu verschaffen. Das Problem: Staatliche Institutionen sind davon überhaupt nicht begeistert. Zwar untersuchen auch Staaten und Zentralbanken seit längerem, wie sie sich das Konzept digitaler Währungen nutzbar machen können. Sie lassen sich dabei aber nicht gerne das Zepter aus der Hand nehmen. Auf entsprechend großen Widerstand stößt daher die von Facebook initiierte „Libra Association“ mit ihrem Vorhaben.
Foto: imago imagesDigital-Yuan: Schon länger arbeitet China an der digitalen Variante seiner Währung Yuan oder Renminbi. Das Vorhaben steht im klaren Gegensatz zu den freiheitlichen Ideen, die die Vordenker digitaler Währungen einst hatten. Denn eine staatlich unkontrollierte, dezentrale Währung mit anonymisierten Zahlungsvorgängen ist sicherlich nicht das, was die politische Führung der Volksrepublik im Sinn hat. Im Gegenteil dürfte ihr eher daran gelegen sein, Zahlungsvorgänge und damit verbundene Geschäfte möglichst engmaschig zu kontrollieren. Der Digital-Yuan kann damit als eine Art Gegenentwurf zur Ur-Kryptowährung Bitcoin angesehen werden.
Foto: imago imagesDazu muss sich der Nutzer einmalig registrieren und den Geldbetrag etwa per Banküberweisung oder Zahlsysteme wie Dwolla an die Börse senden. Wie an einer Aktienbörse lassen sich dann Bitcoin-Kauforder platzieren, z.B. zehn Bitcoin zum Kurs von 14 Dollar. Eine Order, die über dem aktuellen Preisangebot an der Börse liegt, wird sofort erfüllt. Die Börse schickt die Bitcoins schließlich an die Bitcoin-Adresse des Nutzers. Die Börse ist auch der Ort, um Bitcoins wieder in Euro umzuwandeln. d) Bitcoins schürfen: Bitcoin-Nutzer können auch selbst neue Bitcoins errechnen. Dieses so genannte Mining erfordert leistungsstarke Computer und ist Computer-Laien nicht zu empfehlen.
3. Mit Bitcoins bezahlen
Hat jemand Bitcoins an der Börse erworben, so ist die entsprechende Summe in seinem Bitcoin-Client aufgeführt. Um nun einen Geldbetrag zu überweisen, reicht die Angabe der Summe und der Adresse des Empfängers in der Software. Nach etwa zehn Minuten ist das Geld beim Empfänger angekommen. Eine Liste der Geschäfte, die Bitcoin akzeptieren, gibt es hier.
4. Sicherheit
Um dem Verlust der virtuellen Bitcoin-Geldbörse etwa durch Beschädigugn der Festplatte vorzubeugen, sollte die wallet.dat-Datei kopiert werden - zum Beispiel auf einen USB-Stick. Da sich Hacker über das Internet Zugriff auf den Computer verschaffen und die Datei stehlen können, sollte sie zudem mit Hilfe eines speziellen Programms verschlüsselt werden (eine Anleitung dazu gibt es hier). Unter Windows findet sich die Datei im Pfad C:Dokumente und EinstellungenBenutzernameAnwendungsdatenBitCoin, beim Mac unter ~/Library/Application Support/Bitcoin/.
5. Bitcoin fürs Handy
Wer häufiger mobil ins Internet geht, kann sich inzwischen auch Android-Apps, z.B. Bitcoin, herunterladen. Sie machen das Handy zur Bitcoin-Geldbörse. Zum Bezahlen generiert die Software des Empfängers eine Rechnung in Form eines QR-Codes, dem quadratischen Vetter des Barcodes. Sobald der Sender diesen Code mit der Handykamera einscannt, verschickt die Software via Internet das Geld zur Bitcoin-Adresse des Empfängers. Vorsicht: Die Programme sind noch in der Entwicklung und können fehlerhaft sein. Darum sollten sie allenfalls zur Übertragung kleiner Geldsumme genutzt werden. Für das iPhone gibt es bisher noch keine Bezahl-Apps, aber Programme wie Bitcoin App, die aktuelle Kursverläufe darstellen.
Dieser Artikel erschien erstmals bei der WirtschaftsWoche im November 2011. Aktuelle Artikel zum Thema Bitcoin finden Sie hier:
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