Mehrwert entsteht im Industrie-4.0-Umfeld häufig dann, wenn B2B-Unternehmen in ihrem Geschäft B2C-Ansätze integrieren und damit einen Wandel in der Industrie initiieren. Dazu gehört die stetige Verbesserung und Erweiterung von Lösungen durch agile Entwicklungsprozesse. Die Software, die in der „digitalen Fabrik“ eine immer größer werdende Rolle spielt, wird ständig um Funktionalitäten erweitert, beispielsweise indem der Shopfloor zunehmend mit Daten „von außen“, wie der Logistik oder Warenwirtschaft, vernetzt wird. Schon heute lassen sich klassische Komponenten aus der Industrieautomatisierung von Anbietern wie Beckhoff, Harting, WAGO oder anderen nahtlos an die Cloud anbinden. Hidden Champions aus der Automatisierungstechnik digitalisieren ihre Produkte und ermöglichen ihren Kunden auf diese Weise einen leichten Einstieg in die „smarte Fabrik“, also einer Umgebung, in der sich Produktionsanlagen und Logistiksysteme weitgehend selbst organisieren, ohne dass es eines Menschen bedarf, der sie steuert. Ein großartiges Beispiel für diese Art von digitaler Transformation ist General Electric. CEO Jeffrey Immelt umschrieb den Wandel folgendermaßen: „Noch letzte Nacht seid ihr als Industrieunternehmen schlafen gegangen - und heute Morgen wacht ihr als Software- und Analyticsunternehmen auf.“
Effiziente Individualisierung
Das Beispiel Stölzle Oberglas – ein führender österreichischer Glashersteller – zeigt, wie ein Industrieunternehmen Gesetzmäßigkeiten der Konsumgüterindustrie mit seinem Geschäftsmodell verknüpft. Entscheidet sich ein Kunde des Glasherstellers kurzfristig – etwa anlässlich eines sportlichen Großereignisses – eine Sonderedition zu verkaufen, auf welcher der Name des siegreichen Teams steht, muss Stölzle kurzfristig liefern. Dieses hoch individualisierte Produkt darf im Zeitalter der Digitalisierung jedoch nicht teurer sein als ein Produkt von der Stange. In der Vergangenheit wären die Kosten zu hoch gewesen, um einen derartigen Sonderwunsch zu erfüllen. Stölzle kann das heute leisten, weil es mit Hilfe des Softwareanbieters Actyx Daten im gesamten Produktionsprozess zusammengeführt hat, sie intelligent analysiert und darstellt. Damit können veränderte Spezifikationen praktisch in Echtzeit in den Produktionsprozess einfließen. Die Umsetzung erfolgt mittels Cloud-Technologie. Kundengetriebenes Innovieren im Industrie 4.0 Umfeld macht hier aber noch nicht halt. Actyx nutzt die Erkenntnisse aus dieser spezifischen Anforderung, entwickelt die Lösung weiter und macht sie über sein Lösungsportfolio auch anderen Anwendern zugänglich – ähnlich wie wir auch bei Amazon Web Services vorgehen, wenn wir auf konkretes Kundenfeedback hin neue Features und Dienste entwickeln und diese dann für alle unsere Nutzer verfügbar machen.
Ökosystem zusätzlicher Services
Für die Hidden Champions wird es künftig auch erfolgskritisch sein, das Wissen von „Digital Natives“ sinnvoll mit ihrem Ingenieurs-Know-how zu verbinden. Fast täglich entstehen im Silicon Valley, in Tel Aviv, London und Berlin Startups. Das Geschäftsmodell vieler dieser neuen Firmen besteht darin, durch einen neuen digitalen Dienst einen noch größeren Wert für den Anwender einer Maschine oder eines Geräts zu schaffen. Mit den Sensoren, die in einem ersten Schritt Maschinen und Produkte im „Internet of Things“ verbinden, werden dann aber auch Dienstleistungen möglich, die nicht mehr auf die Fertigungsstraße beschränkt sind. Gleichzeitig bergen derartige Experimente nur ein geringes Risiko, da sich in der Cloud exakt die Dienste und die Rechnerleistung buchen lassen, die für den jeweiligen Anwendungszweck auch tatsächlich gebraucht werden.