Innovationspreis 2015: Merck macht Ventile fürs Licht
Sieger der Kategorie Großunternehmen: Manager Roman Maisch, Michael Heckmeier, Sang-Kyu Lee und Harald Hirschmann (v.l.) lassen Flachbildschirme stromsparend strahlen.
Foto: Christof Mattes für WirtschaftsWocheZellen einer Möhre hatte der österreichische Botaniker Friedrich Reinitzer 1888 unter seinem Mikroskop – und entdeckte dabei scheinbar Unmögliches: flüssige Kristalle, eine Art Zwitter zwischen Flüssigkeit und Festkörper.
Es dauerte noch neun Jahrzehnte, bis seine Entdeckung eine technische Anwendung fand – die erste Quarzuhr von Seiko Epson kam 1973 auf den Markt. Erst 1999 gab es den ersten Flachbildfernseher von Pioneer. Heute stecken die flüssigen Kristalle (englisch: Liquid Cristals, LC) in Milliarden Displays von Laptops, Fernsehgeräten und, seit Apple 2007 mit seinem ersten iPhone den Markt befeuerte, Smartphones. Mittlerweile finden sich die Flüssigkristalle des Darmstädter Chemie- und Pharmaunternehmens Merck in rund 60 Prozent aller Flachbilddisplays weltweit.
Vor allem bei tragbaren Telefonen aber macht sich ein Grundproblem der Technik schmerzhaft bemerkbar: Die weiße Hintergrundbeleuchtung leuchtet immer, selbst wenn der Bildschirm schwarz ist, und verschwendet Energie aus dem Akku.
Und weil die Displays der Smartphones mit jeder Generation größer werden, steigt auch ihr Leistungshunger. Trotzdem sollen Akkus und Geräte dünn und handlich bleiben. Vergangenes Jahr präsentierte Merck deshalb eine neue LC-Technologie, bei der die neu entwickelten, zwischen zwei Glasplatten liegenden Flüssigkristalle, das Licht extrem effizient nutzen. Die Folge: Das Bild erscheint leuchtender und schärfer, und trotzdem braucht das Display rund ein Drittel weniger Energie.
Der Bayerische Hof in München: Hier werden die Sieger beim Deutschen Innovationspreis 2015 gekürt.
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheMichael Kaschke, Vorstandsvorsitzender des Optikkonzern Carl Zeiss, berichtet auf dem Innovationsforum vor der Preisverleihung, wie er den Erfindergeist in seinem Unternehmen fördert.
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheDas Epoc des Unternehmens Emotiv kann zu Forschungszwecken Gehirnströme auslesen, Teilnehmer des Innovationsforums probierten es aus.
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheDer intelligente Roboter Roboy begleitete Innovationsforum und Preisgala mit seinen neunmalklugen Kommentaren.
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheMachen Läufer mit einer speziellen Sohle im Sportschuh schneller: Harald Habermann (Vice President BU Running & Outdoor, adidas), Jay Pollard (Senior Vice President Brand Operations, adidas), Martin Vallo (Head of Sales and Technical Service Footwear, BASF), Jürgen Ahlers (Consultant, BASF), Gerd Manz (Vice President Future, adidas), Finalist in der Kategorie Großunternehmen.
Foto: Stefan Obermeier für WirtschaftsWocheErmöglichen Online-Einkäufe bar zu zahlen: Florian Swoboda (Geschäftsführer, Cash Payment Solutions), Sebastian Seifert (Geschäftsführer, Cash Payment Solutions), Finalisten in der Kategorie Start-up.
Foto: Stefan Obermeier für WirtschaftsWocheSchützen SAP-Systeme von Unternehmen vor Hackern: Thomas Meindl (Senior Consultant IT-Security, IT-Cube Systems), Boris Gehring (Head of Development agileSI, IT-Cube Systems), Christoph Aschauer (Head of Professional Services, IT-Cube Systems), Finalisten in der Kategorie Mittelstand.
Foto: Stefan Obermeier für WirtschaftsWocheHaben hochsensible Spürnasen für Medikamentenwirkstoffe entwickelt: Ulrich Rant (CEO, Dynamic Biosensors), Ralf Straßer (Head of Biochemistry, Dynamic Biosensors), Dirk Scholl (CFO, Dynamic Biosensors), Frank Fischer (Head of Engineering, Dynamic Biosensors), Andreas Langer (Application Scientist, Dynamic Biosensors), Sieger in der Kategorie Start-up.
Foto: Stefan Obermeier für WirtschaftsWocheHorst J. Kayser (Chief Strategy Officer, Siemens) und Begleiterin Claudia Gall-Kayser.
Foto: Stefan Obermeier für WirtschaftsWochePeter Hofbauer (Mitglied des Vorstands, UniCredit Bank) und Begleiterin Gabriele Hofbauer.
Foto: Stefan Obermeier für WirtschaftsWocheBieten einen kostengünstigen Dolmetscherdienst für Hörgeschädigte an: Florian Erfuth (Software-Entwicklung, VerbaVoice), Benjamin Ludwig (Software-Entwicklung, VerbaVoice), Michaela Nachtrab (Geschäftsführerin, VerbaVoice), Robin Ribback (Technischer Leiter, VerbaVoice), Finalisten in der Kategorie Mittelstand.
Foto: Stefan Obermeier für WirtschaftsWocheRobert Hanser (Geschäftsführer, Bosch Management Support GmbH) und Begleiterin Colette Hanser.
Foto: Stefan Obermeier für WirtschaftsWocheDurch ihre Flüssigkristalle sind Handy-Displays brillanter und akkuschonender: Walter Galinat (CEO Performance Materials, Merck), Bernd Reckmann (CEO Life Science & Performance Materials , Merck), Michael Heckmeier (Head of Business Unit Pigments & Functional Materials, Merck), Roman Maisch (Senior Vice President Marketing & Sales, Merck), Sanyu-Kyu Lee (Technical Marketing Manager, Merck), Harald Hirschmann (Associate Director Physics Research, Merck), Sieger in der Kategorie Großunternehmen.
Foto: Stefan Obermeier für WirtschaftsWocheKarl-Rudolf Rupprecht (Vorstand Operations, Lufthansa Cargo) und Begleiterin Birgit Rupprecht.
Foto: Stefan Obermeier für WirtschaftsWocheProduziert kostengünstig Silizium für Solarzellen: Jan Philipp Mai (CEO, JPM Silicon), Begleiterin Inka Dreßler, Finalist in der Kategorie Start-up.
Foto: Stefan Obermeier für WirtschaftsWocheMichael Weinhold (CTO Energy, Siemens) und Begleiterin Hiltrud Fenn.
Foto: WirtschaftsWocheRainer Zilz (Head of Management Operations, Nokia Solutions and Networks) und Carolin Zilz.
Foto: Stefan Obermeier für WirtschaftsWocheWerner Steinmüller (Head of Global Transaction Banking, Deutsche Bank) und Begleiterin Kirsten Schoder-Steinmüller.
Foto: Stefan Obermeier für WirtschaftsWocheDie Väter des leistungsstarken neuen Computertomografen Somatom von Siemens, Finalisten in der Kategorie Großunternehmen: Markus Koch (Project Manager, Siemens Healthcare), Walter Märzendorfer (CEO, Siemens Healthcare), Peter Aulbach (Product Manager, Siemens Healthcare), Thomas Flohr (Head of Physics & Applications , Siemens Healthcare), Matthias Senn (Product Definition, Siemens Healthcare), Martin Petersilka (Head of SOMATOM Force Physics, Siemens Healthcare).
Foto: Stefan Obermeier für WirtschaftsWocheWolfram Münch (Leiter Forschung und Innovation, EnBW) mit Begleitung Christine Münch.
Foto: Stefan Obermeier für WirtschaftsWocheRalf Lenninger (Head of Strategy and Research Department, Continental Automotive) und Begleiterin Sabine Lenninger.
Foto: Stefan Obermeier für WirtschaftsWocheKaroline Bader (Geschäftsführerin, Parkplatz-gesucht UG) mit Bruder Stefan Bader.
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheMichael Brandkamp (Managing Director, High-tech Gründerfonds Management) und Begleiterin Claudia Brandkamp; Frank Dopheide (Geschäftsführer, Verlagsgruppe Handelsblatt).
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheNicole Fritsch-Nehring (Geschäftsführerin, Enercon GmbH) mit Begleitung Michael Strobel.
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheHerr Ralf Schneider (Group CIO, Allianz SE) mit Begleitung Claudia Schneider.
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheGünther Bessinger (Geschäftsführender Gesellschafter, MN Maschinenbau), Clemens Schmees (Geschäftsführender Gesellschafter, Edelstahlwerke Schmees GmbH) mit Begleitung Carla Schmees und Claudia Gugger-Bessinger, Andreas Wilkes (Geschäftsführer, Veranstaltungsforum Holtzbrinck Publishing Group).
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheSebastian Wieczorek (Director Startup Engagement, SAP SE) mit Begleitung Olga Wieczorek.
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheStefan Krotsch (Head of Innovation, Allianz Worldwide Partners SAS) mit Begleitung Jana Krotsch.
Foto: WirtschaftsWocheManfred Wittenstein (Aufsichtsratsvorsitzender, Wittenstein AG) und Sahin Albayrak (Geschäftsführender Direktor TU Berlin)
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheJörg Matthias Großmann (CFO, Freudenberg Chemical Specialities SE & Co. KG) mit Begleitung Andrea Großmann.
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheCatharina van Delden (CEO innosabi GmbH) mit Begleitung Moritz Wurfbaum.
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheFranz Häussler (Geschäftsführender Gesellschafter, Häussler Innovation GmbH) mit Begleitung Carolin Häussler und Frank Piller (Lehrstuhl für Innovationsmanagment, RWTH Aachen) mit Begleitung Andrea Zehetner.
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheModerator Christian Sievers und Miriam Meckel (Chefredakteurin, WirtschaftsWoche).
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheEröffnete die festliche Preisverleihung: Miriam Meckel (Chefredakteurin, Wirtschaftswoche).
Foto: Stefan Obermeier für WirtschaftsWocheRednerin Verena Pausder, (Gründerin, Fox and Sheep).
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheBlick in den Festsaal im Bayerischen Hof, München.
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheLaudator in der Kategorie Start-up: Klaus Engel (Vorsitzender des Vorstandes, Evonik).
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheSieger in der Kategorie Start-up: Ulrich Rant (CEO, Dynamic Biosensors), Dirk Scholl (CFO, Dynamic Biosensors), Frank Fischer (Head of Engineering, Dynamic Biosensors), Andreas Langer (Application Scientist, Dynamic Biosensors), Ralf Straßer (Head of Biochemistry, Dynamic Biosensors), Laudator Klaus Engel (Vorsitzender des Vorstandes, Evonik).
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheSieger in der Kategorie Start-up: Andreas Langer (Application Scientist, Dynamic Biosensors), Frank Fischer (Head of Engineering, Dynamic Biosensors), Ulrich Rant (CEO, Dynamic Biosensors), Dirk Scholl (CFO, Dynamic Biosensors), Frank Fischer (Head of Engineering, Dynamic Biosensors), Ralf Straßer (Head of Biochemistry, Dynamic Biosensors).
Foto: Stefan Obermeier für WirtschaftsWocheLaudator in der Kategorie Mittelstand: Frank Mastiaux (Vorsitzender des Vorstandes, EnBW).
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheSieger in der Kategorie Mittelstand: Hans Lehrach (Gründer Alacris Theranostics und Direktor des Max-Planck-Instituts für molekulare Genetik in Berlin), Bodo Lange (CEO, Alacris Theranostics) und Laudator Frank Mastiaux (Vorsitzender des Vorstandes, EnBW).
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheSieger in der Kategorie Mittelstand: Bodo Lange (CEO, Alacris Theranostics), Hans Lehrach (Gründer Alacris Theranostics und Direktor des Max-Planck-Instituts für molekulare Genetik in Berlin).
Foto: Stefan Obermeier für WirtschaftsWocheLaudator Frank Riemensperger (Vorsitzender der Geschäftsführung, Accenture Deutschland) mit Roboter Roboy.
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheLaudator Frank Riemensperger (Vorsitzender der Geschäftsführung, Accenture Deutschland) und der Sieger in der Kategorie Großunternehmen Bernd Reckmann (CEO Life Science & Performance Materials, Merck).
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheSieger in der Kategorie Großunternehmen: Harald Hirschmann (Associate Director Physics Research, Merck), Michael Heckmeier (Head of Business Unit Pigments & Functional Materials, Merck), Sanyu-Kyu Lee (Technical Marketing Manager, Merck), Bernd Reckmann (CEO Life Science & Performance Materials, Merck), Roman Maisch (Senior Vice President Marketing & Sales, Merck), Walter Galinat (CEO Performance Materials, Merck).
Foto: Stefan Obermeier für WirtschaftsWocheGroßes Finale der Sieger, Finalisten und Ausrichter des Deutschen Innovationspreis 2015 im Bayerischen Hof, München.
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheMax Kraft und Band.
Foto: Thorsten Jochim für WirtschaftsWocheFrank Riemensperger, Juror beim Deutschen Innovationspreis und Deutschland-Chef des Beratungsunternehmens Accenture, ist beeindruckt von dieser Innovationskraft, die Merck den Sieg in der Kategorie Großunternehmen beschert: „Damit leistet dieses deutsche Unternehmen seinen eigenen wichtigen Beitrag zur weltweiten Digitalisierung“, lobt Riemensperger.
Bereits eine Zehntelgrammmischung der Flüssigkristalle verleiht den Displays von Smartphones und Tablets ihre Leuchtkraft. Stehen die Kristalle unter Spannung, richten sie sich einheitlich senkrecht zur Glasplatte aus und lassen Licht durch. „Die Flüssigkristalle funktionieren als eine Art Lichtventil“, sagt Michael Heckmeier, der bis Ende vergangenen Jahres die Flüssigkristallforschung bei Merck leitete.
Die Grundbausteine der Flüssigkristallbildschirme entwickeln mehr als 200 Merck-Wissenschaftler in Darmstadt mit einem jährlichen Forschungsbudget von 60 Millionen Euro. Immer wieder tüfteln sie neue Mixturen für spezielle Anforderungen aus und schicken sie dann zusammen mit für die Kunden maßgeschneiderten Rezepturen an die Merck-Ableger in China, Japan, Korea und Taiwan.
Heute leuchten Mercks Kristalle in vier von fünf Smartphones weltweit. Die Sparte machte 2014 mit 6000 Mitarbeitern mehr als zwei Milliarden Euro Umsatz und warf einen Gewinn vor Abschreibungen, Steuern und Zinsen von rund 43 Prozent ab.
Wo weiteres Wachstum herkommen kann, umreißt Roman Maisch, der bei Merck Marketing und Vertrieb verantwortet: „In der Entwicklung sind faltbare Displays.“ Daneben habe Merck in seinem neuen Innovationszentrum in Darmstadt gerade Smart Windows einbauen lassen. Diese Fenster lassen sich mithilfe einer Flüssigkristallschicht ähnlich einer selbsttönenden Sonnenbrille stufenlos verschatten. Das funktioniert ohne Jalousien, ermöglicht den freien Blick nach draußen und bietet hohes Energiesparpotenzial: Die Technik kann die Innentemperatur um bis zu zehn Grad senken.