IT-Branche Kampf um das Milliardengeschäft mit der Cloud

Seite 3/3

Rechenzentrum Quelle: obs

Der Wettbewerb um die Kunden wird härter, wie der jüngste Streit zwischen Google und Microsoft zeigt.

Google hat vor einem Bundesgericht Klage gegen das US-Innenministerium eingereicht. Hintergrund ist die Ausschreibung für ein internetbasiertes E-Mail-System, bei dem sich Google gegenüber Microsoft benachteiligt fühlt. „Ein fairer und offener Prozess könnte den amerikanischen Steuerzahler eine zweistellige Millionensumme ersparen und das Ergebnis sei ein besserer Dienst“, teilte Google mit. 

Der strittige Auftrag hat einen Wert von 59 Millionen Dollar für fünf Jahre. Das ist nicht sonderlich fiel, doch es geht darum Claims abzustecken und sich als gleichwertiger Wettbewerber zu präsentieren.

„Wenn das Cloud-Computing in drei bis vier Jahren in großen wie in kleinen Unternehmen selbstverständlich geworden ist, wollen wir - gemessen an Umsatz und Nutzern - die Nummer eins in diesem Markt sein", tönte der Chef der Unternehmenssoftwaresparte, Dave Girouard, kürzlich in der FTD. Nach Angaben von Google nutzen derzeit rund drei Millionen Unternehmen und öffentliche Einrichtungen seine Dienstleistungen über das Internet.

IBM & Co. auf Einkaufstour

Um ihre Positionen zu stärken tobt zudem ein Übernahmekampf in der Branche. Der weltweit zweitgrößte PC-Hersteller Dell kündigte Anfang des Monats an, den Cloud-Computing-Spezialisten Boomi zu kaufen. Zu deren Dienstleistungen gehört es, verschiedene Computerprogramme aufeinander abzustimmen sowie den Datentransfer zwischen ihnen zu erleichtern.

Erst kürzlich hatte Dell in einem milliardenschweren Übernahmepoker den Kürzeren gezogen. Der größere Rivale Hewlett-Packard hatte für 2,4 Milliarden Dollar ein Wettbieten um den Datenspeicher-Spezialisten 3PAR für sich entschieden. 1,5 Milliarden Dollar gab HP für Arcsight aus, einen Experten zum Schutz von Netzwerken. 

Der Chipriese Intel verleibte sich Ende August den Antivirenspezialisten McAfee für 7,7 Milliarden Dollar ein, um Sicherheitslösungen schon auf Chipebene zu integrieren. 

Anbieter von Sicherheitslösungen stehen bei der Suche nach Übernahmezielen derzeit besonders im Fokus. Fast alle Cloud Computing-Anbieter (96 Prozent) sehen die Sicherheit ihrer Angebote als den entscheidenden Faktor für die Zufriedenheit ihrer Kunden an, ergab eine aktuellen Umfrage im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC.

Auch bei den potenziellen Kunden sind Sicherheitsbedenken oft noch die entscheidende Hürde bei der Entscheidung für Cloud Computing Lösungen. „Der Erfolg hängt letztlich davon ab, inwieweit die Anbieter von Cloud-Diensten die Bedenken der Nutzer ausräumen können", erklärt Markus Vehlow, PwC-Experte für Cloud Computing.

Auch IBM ist auf Einkaufstour, ein Schwerpunkte ist dabei das Cloud Computing. Derzeit soll sich der US-Technologiekonzern für Fortinet interessieren, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Der Kurs des Spezialisten für Netzwerksicherheit stieg daraufhin um 15 Prozent, Fortinet ist an der Börse fast 2,5 Milliarden Dollar wert.

Im laufenden Jahr übernahm IBM bereits elf kleine und mittelgroße Softwarefirmen, darunter den Cloud-Anbieter Iron Cast Systems. Die letzte große Akquisition von IBM war der Datenbankspezialist Netezza, den das Unternehmen Ende September für 1,7 Milliarden  Dollar kaufte.

Doch das ist erst der Anfang: Bis 2015 will der Konzern rund 20 Milliarden Dollar für weitere Übernahmen ausgeben.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%