Künstliche Intelligenz Wie ChatGPT zum persönlichen Assistenten wird

Quelle: imago images

Bald gibt es auf Handys keine statischen Apps mehr, prophezeien Zukunftsforscher. Stattdessen orchestrieren Chatbots personalisierte Suchen. In Ansätzen funktioniert das bereits heute.

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Der neu entfachte Wettbewerb in der Internetsuche könnte für einen Innovationsschub sorgen, wie ihn die digitale Welt seit dem Start des iPhones im Jahr 2007 nicht mehr erlebt hat. Das jedenfalls erwartet Mark Rolston, Gründer und Chefkreativer von Argodesign, einem Beratungsunternehmen für Produktdesign aus Texas. „In zehn Jahren gibt es keine statischen Apps  der heutigen Art mehr auf unseren Smartphones“, prophezeit Rolston.

Stattdessen kommuniziere man mit Chatbots wie etwa ChatGPT, beispielsweise für die Gestaltung einer Reise. „Für die einzelnen Schritte wie Flug-, Mietwagen- oder Restaurantbuchung benötigt man heute noch mehrere verschiedene Apps“, so Rolston. „In Zukunft bindet ChatGPT diese zusammen und generiert gewissermaßen eine App in Echtzeit nur für diesen einen Zweck.“

KI-Bot orchestriert den Kurztrip am Wochenende

ChatGPT wird so zum digitalen Assistenten am Smartphone, sozusagen Siri 2.0: Für einen Kurztrip am Wochenende beispielsweise etwa der Bot automatisch die Buchungen von Flug und Hotel per Booking.com. Zudem kümmert er sich in dem Zeitraum um einen Babysitter auf einer Vermittlungsplattform, die Reservierung des Restaurants am Urlaubsort per OpenTable und bestellt zwei Konzerttickets bei Ticketmaster – jeweils abhängig von den individuellen Bedürfnissen und Wünschen des Nutzers.

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von Andreas Menn

Dass dieses Szenario keine pure Fantasie mehr ist, zeigt auch eine Ankündigung von OpenAI aus der vergangenen Woche: Da hat das kalifornische Start-up mehrere sogenannte Plug-ins – also spezielle Funktionserweiterungen – für seinen Chatbot GPT-4 veröffentlicht. Mit deren Hilfe kann ChatGPT automatisch Informationen aus bestimmten Onlinequellen abgreifen und mit Webseiten von Drittparteien interagieren.

Funktionserweiterungen per Plug-in für ChatGPT

Bisher befindet sich das Plug-in-Feature noch in einer geschlossenen Alpha-Phase, es kann also noch nicht breit getestet werden. Zudem gibt es im ersten Schritt nur elf Plug-ins, darunter der Online-Lebensmittelhändler Instacart, die Suchmaschine Wolfram Alpha, der Tischreservierer OpenTable, die Reisesuchmaschinen Expedia und Kayak sowie der E-Commerce-Zahlungsdienstleister Klarna.

In einem Video demonstriert OpenAI, wie die Plug-ins funktionieren: Ein Nutzer fragt ChatGPT nach Vorschlägen für ein veganes Restaurant in San Francisco am Samstag sowie ein einfaches Rezept mit wenig Kalorien für den Sonntag, dessen Zutaten man bestellen wolle. OpenTable schlägt Greens vor, das im Jahr 1979 gegründete erste vegetarische Restaurant Amerikas – und reserviert dort automatisch einen Tisch. Zudem hat der Chatbot ein geeignetes Rezept parat, die Suchmaschine Wolfram Alpha berechnet dessen Kalorien – und die KI bestellt die Zutaten automatisch bei Instacart.



Statt mehrere Webseiten oder Apps aufzurufen, benötigt man nur noch den Chatbot, in den man einen Satz eintippt – das erinnert bereits stark an die Vision von Siri 2.0 auf dem Smartphone, die Mark Rolston skizziert.

Und der kennt sich aus mit Softwaredesign: Vor der Gründung von Argodesign im Jahr 2014 war der 50 Jahre alte Texaner lange Zeit die rechte Hand des deutschen Industriedesigners Hartmut Esslinger bei dessen Unternehmen Frog Design. In dieser Position verantwortete er in den späten 1990er-Jahren unter anderem die Designs der SAP-Unternehmensplattform und der Dell.com-Website.

„Das Konzept einer Internetsuche wird sich durch KI-gestützten Assistenten dramatisch verändern“, ist Rolston überzeugt. Im Grunde bedeute dies sogar noch mehr: Generative Software statt nur generative KI – also Software, die jedes Mal neu per Algorithmus erzeugt werde.

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Damit könnten Suchmaschinen in Zukunft noch stärker personalisierte Ergebnisse ausspucken als heute, glaubt Rolston: Der in eine Websuche getippte Satz „Ich benötige ein Paar Laufschuhe" würde bei ihm beispielsweise das Symbolfoto eines 50-jährigen Joggers aus Austin zeigen. „Warum sollte es dann nur ein und dasselbe Foto für jeden Menschen geben?“

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