Marktprognose für 2024: Bremst der Chip-Mangel den KI-Boom aus?

Der enorme Energiehunger von KI-Hochleistungschips entfacht die Diskussion um Kosten und Nachhaltigkeit von IT-Betrieb und Rechenzentren neu.
Das dominierende IT-Thema des Jahres 2023 – künstliche Intelligenz – wird auch 2024 eine der wichtigsten Herausforderungen für Führungskräfte aus Wirtschaft, Technologie und Forschung sein. Allerdings unter deutlich veränderten und vor allem erschwerten Vorzeichen, warnen die Experten des Marktforschungs- und Technologieberatungsunternehmen Forrester in ihrer aktuellen Prognose der wichtigsten IT-Trend.
Der „irrsinnige Hype um KI“ bekomme in den kommenden Monaten einen kräftigen Dämpfer, weil die Hersteller der erforderlichen Chips mit der Produktion nicht mehr nachkommen. „Da die Kapazitäten für die Herstellung weiterer Chips begrenzt sind, wird die Verknappung vor allem große Abnehmer wie Cloud-Anbieter, Meta, Tesla und OpenAI hart treffen“, schreiben die Forrester-Fachleute in ihrem jüngsten Report. Der Engpass werde vor allem anspruchsvolle Anwendungen von großen Sprachmodellen treffen mit Milliarden von Parametern.
Dabei geraten die hochfliegenden Pläne gleich von zwei Seiten unter Druck: Zum einen, weil die überbordende Nachfrage nach speziellen KI-Prozessoren deren Preise pro Stück teils auf das Niveau von Mittelklasse-PKW steigen lasse. So wird etwa der nachgefragte KI-Prozessor H100 von Nvidia für 40.000 Dollar und mehr verkauft. Auch die jüngste Ankündigung von Microsoft, eigene KI-Chips zu produzieren, dürfte den Mangel nicht lindern.
Zum Problem entwickelt sich aber auch, dass sich der hohe Strombedarf der Spezialchips und deren Abwärme für die Betreiber von KI-Rechenzentren „extrem kostspielig und umweltschädlich erweisen“. Auch das, so die Forrester-Prognose, werde die KI-Ambitionen zahlreicher Anwender dämpfen. Aber es werde sie nicht komplett zum Erliegen bringen: „Technologieanbieter wie Dell und HPE arbeiten mit Chip-Herstellern wie NVIDIA und Intel zusammen, um den Bedarf gerade für kleinere Unternehmensanwendungen zu erfüllen“, der Forrester-Experten.
40 bis 50 Prozent besser und produktiver
Sie gehen daher auch davon aus, dass der Einsatz von KI-Systemen in Unternehmen weiter zunehmen wird. So prognostizieren die Fachleute, der Einsatz von generativer KI ermögliche etwa in der Softwareentwicklung Verbesserungen um bis zu 40 Prozent. Die Produktivität und Kreativität bei der Problemlösung für Kunden könne bei Teams und Führungskräften aus Wirtschaft, Technologie und Marketing 2024 sogar um bis zu 50 Prozent zunehmen.
Das dürfte umso nötiger werden, weil die Regulierungsbehörden den KI-Entwicklern immer genauer auf die Finger schauen und den Einsatz speziell von generativer KI zunehmend auf mögliche Rechtsverstöße prüfen werden. Schon jetzt laufen europaweit erste Verfahren auf Basis der europäischen Datenschutzgrundverordnung. Zudem steht mit dem europäischen AI Act ein erstes dezidiertes Regelwerk für Entwicklung und Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Verabschiedung an.
Auch US-Regulierer wie die Wettbewerbsbehörde FTC haben mittlerweile KI-Unternehmen wie OpenAI ins Visier genommen. Damit, so die Forrester-Prognose, wachse auch das Risiko von Strafen und Sanktionen für Unternehmen, die auf künstliche Intelligenz setzen, bei Rechtsverstößen der von ihnen genutzten KI-Anbieter und -Anwendungen. Tatsächlich haben Gerichte bereits untersucht, wie Unternehmen die Regeln der DSGVO zur vollautomatisierten Entscheidungsfindung in ihren Anwendungen anwenden, die KI nutzen.
Doppelt so viele Strafen wegen KI-Verstößen
Forrester prognostiziert daher, „dass sich die Zahl der Bußgelder für DSGVO-Verstöße, die durch KI und generative KI verursacht werden, im Jahr 2024 verdoppeln wird“. Europäische Unternehmen müssten daher in den nächsten zwölf Monaten umgehend eine KI-Compliance-Strategie definieren und aktiv in neue Technologien und Talente investieren und sofort mit der Umsetzung beginnen.
Die Vorzeichen also ändern sich. Aber KI bleibt ganz oben auf der To-do-Liste.
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