Musk-Netzwerk Twitter startet nächste Woche Probephase für neues Bezahlmodell

Der Nachrichtendienst soll künftig in blaue, graue und goldene Häkchen als Echtheitszeichen geteilt sein. Musks vorheriger Versuch mit einer käuflichen Verifizierung endete im Chaos.

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Der nächste Anlauf für ein Bezahlmodell folgt. Quelle: Reuters

Elon Musk startet einen neuen Anlauf für ein Abomodell bei Twitter. Die überarbeitete Version werde in der kommenden Woche probeweise starten, gab der neue Eigentümer des Unternehmens am Freitag über den Kurznachrichtendienst bekannt.

Premium-Abonnenten erhielten verschiedenfarbige Haken, die sie als verifiziert ausweisen: Einzelpersonen erhalten weiterhin einen blauen, Unternehmensaccounts einen goldenen Haken. Die Farbe Grau markiert Musk zufolge künftig „Regierungs-Accounts“. Ob damit Regierungsvertreter oder -organisationen gemeint sind, erklärte Musk nicht. Bevor ein Konto dieses Siegel erhalte, würden die Nutzer einzeln überprüft.

„Einzelpersonen können ein sekundäres kleines Logo bekommen, die ihre Zugehörigkeit zu einer Organisation zu zeigen, wenn das von dieser Organisation bestätigt wird“, ergänzte Musk in einem weiteren Tweet. Zu den Kosten des neuen Premium-Modells machte er zunächst keine Angaben.

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Anfang des Monats musste Musk einen ersten Anlauf zur Einführung eines Abomodells nach wenigen Tagen wegen massenhaften Missbrauchs des Systems abbrechen. Nutzer abonnierten „Twitter Blue“ für acht Dollar pro Monat und erhielten dafür einen blauen Verifizierungs-Haken hinter ihrem Nutzernamen. Dieser war auf den ersten Blick nicht von den unter anderem an offizielle Unternehmensaccounts und Personen des öffentlichen Lebens verliehenen Haken zu unterscheiden.

Eine große Menge unangemessener und gefälschter Beiträge vermeintlicher Unternehmensaccounts sorgten daraufhin für Chaos auf der Plattform: Super Mario zeigte Nutzern auf einem gefälschten Nintendo-Account den Mittelfinger und sorgte für Empörung unter den Spielern, die Aktie des Pharmakonzerns Eli Lilly brach ein, nachdem ein falscher Account verkündet hatte, dass das Unternehmen Insulin künftig kostenlos abgeben werde.

Twitter: Erstes Abo-Modell fördert Fake-Accounts und scheitert

Musk, der unter anderem auch den Elektroautobauer Tesla leitet, krempelt Twitter seit der Übernahme Ende Oktober komplett um. Dabei stößt er mit seinen plötzlichen und radikalen Entscheidungen immer wieder Beschäftigte und Nutzer vor den Kopf. Besonders die Massenentlassungen im Rahmen des Umbaus sorgen für Kritik.

EU-Justizkommissar Didier Reynders stellte die Frage, ob das soziale Netzwerk die verschärften Regeln im Kampf gegen illegale Inhalte auf seiner Plattform einhalten könne. Einem Insider zufolge forderte Reynders von Twitter konkrete Maßnahmen, um dies sicherzustellen. Halten Unternehmen den ab Februar 2024 geltenden „Digital Services Act“ nicht ein, drohen ihnen Strafen in Höhe von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes.

Parallel dazu kündigte Musk eine Amnestie für gesperrte Accounts an. Ausgenommen seien Nutzer, die das Gesetz gebrochen oder viele Spamnachrichten gepostet hätten. Musk hatte zuvor bereits den Account des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump wiederherstellen lassen. Dessen Nutzerkonto war nach als gewaltverherrlichend zu verstehenden Aussagen zum Sturm seiner Anhänger auf das US-Kapitol Anfang 2021 gesperrt worden.

Vor diesem Hintergrund haben mehrere Konzerne ihre Werbe-Aktivitäten und teilweise auch ihre Posts auf Twitter eingestellt. Auch die Bundesregierung beobachtet die Entwicklung „mit wachsender Sorge“. Etliche Ministerien haben bereits Konten bei dem konkurrierenden Kurznachrichtendienst Mastodon.

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