




„hallo“
Das ist kein langweiliger Einstieg in einen Text, sondern das beliebteste deutschsprachige Passwort hiesiger Computernutzer. Hallo.
Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam hat im Rahmen einer Studie zur Mehrfachnutzung von Passwörtern eine Hitliste aus einer Milliarde Nutzerkontern destilliert.
„passwort“
Das ist kein Fehler im Texterfassungssystem, sondern Rang 2 der beliebtesten Passworte. 31 Datenlecks hat das HPI ausgewertet. Und es bleiben Fragen über Fragen, die das Institut der Fantasie der Interpreten dieses Rankings überlässt.
Da wäre zum Beispiel die Frage, welche Datenlecks genau das HPI da eigentlich untersucht hat. Es müssen Passwörter aus der Zeit Gutenbergs gewesen sein, denn welches Kundenaccount, welches Portal begnügt sich heute noch mit fünf Buchstaben? Alle klein. Kein Sonderzeichen. Keine Zahl. Kein Unterstrich. Keines der letzten vier Monate. Keines, das Ahnen des Users 1996 bei AOL eintippten? Es sind die beliebtesten Passwörter, die aus rund 30 Millionen Nutzerkonten ermittelt werden, die als .de-Domain registriert sind. Da hat wohl keiner Lust auf Sonderzeichen-Firlefanz.
„hallo123“
Plattners Literaturkritiker müssen sicher auch nicht lange rätseln, welche poetischen Kräfte in den Nutzern wirkten, die die Mindestanforderung „Buchstaben UND Ziffern“ mit der numerischen Steigerung 123 versahen. Es ist leichter zu merken als der Text von „Alle meine Entlein.





„schalke04“
Dies ist kein Hack fanatischer Fußballnerds in diesen Text, es ist – tatsächlich – Rang vier. Vor BVB09, FCB-Miasanmia, HOPPsHOffenheim, #nurderHSV oder #bökelbergrulez, die es – so überhaupt verwendet – nicht in die Top Ten schafften. Selbst „arschloch“ auf Platz 7 ist offensichtlich beliebter bei einer großen Zahl von Passwort-Vergebern als einer dieser Vereine. Warum ausgerechnet auf Schalke in Gelsenkirchen die Liebe zum Verein größer ist als die Sehnsucht nach Sicherheit durch ein cleveres Passwort wie „schalke05sportstudio“ – diese Erklärung bleibt das HPI schuldig.
Fanbeauftragte aller Bundesligaclubs haben hier zweifelsfrei Potential, die Liebe der Fans weiter zu vertiefen, in dem sie zur Verwendung des Vereinsnamens als Passwort aufrufen. Leidenschaft und Sicherheit sind möglich mit „Werder Br0men“, „VflVolksBurg“, „Ingoldorf“, „RoterBulleMateschitz“ oder „Hannover-Abgestiegen“
„passwort1“
Dies ist kein mit Tippfehler versehener Ausrutscher sondern Zeugnis eines überzeugten Minimalismus vieler Anwender. (Nach einer Niederlage sicher auf Tabellenplatz 5 hinter Schalke04 gerutscht) Ja, die nervigen Verweigerungen der Maschinen, die wohlgeformte Worte allein nicht tolerieren, der Langeweile des eigenen Namens mit Postleitzahl als Passwort zu zitieren, straft der Minimalist mit der hingerotzten 1 hinter #2 des Passwortrankings. Es spricht zum Administrator und Hacker, der sich auf seinem Gamerstuhl sicher scheckig lacht: „Ja, ich beuge mich deinem Buchstaben-Ziffern-Diktat, aber nicht mehr als ich muss.“