
Zu schnell leer, epische Ladezeiten: Die Achillesferse des Smartphones ist der Akku. Forscher und Hersteller brüten daher über Batterien, die Strom in Turbogeschwindigkeit tanken.
Der US-Chiphersteller Qualcomm könnte diesem Ziel mit der neuen Version seiner Schnellladetechnik etwas näher gekommen sein. In nur einer halben Stunden soll Quick Charge 3.0 den Smartphoneakku zu 70 Prozent befüllen, nach 35 Minuten ist er zu 80 Prozent geladen und damit fast voll.
Ladegeräte ohne die neueste Qualcomm-Technologie benötigten für die gleiche Leistung fast 90 Minuten, wie der Hersteller aus San Diego vorrechnet. Mit Quick Charge 3.0 hat das Unternehmen auch intern einen gewaltigen Sprung gemacht. Im Vergleich zur ersten Schnellladeversion Quick Charge 1.0 hat es die Ladedauer halbiert und ist um 38 Prozent effizienter als Quick Charge 2.0.





Ausschlaggebend dafür ist ein neuer Algorithmus, der die Spannung während des Aufladens reguliert. Die ersten Geräte, in denen Quick Charge 3.0 zur Anwendung kommen soll, erscheinen laut Qualcomm im nächsten Jahr. Die Technik, so heißt es aus dem Unternehmen, lässt sich auch relativ einfach in Geräte integrieren, die eine Vorversion nutzen. Darunter sind etwa Smartphones von Google, HTC, LG, Motorola, Samsung oder Sony.
Israelisches Start-up ist noch schneller
Was Qualcomm auf den Markt bringt, ist beachtlich. Es erreicht aber nicht annähernd das Tempo, das ein Tech-Start-up aus Israel vorlegt: Die Akkus von StoreDot laden fast verboten schnell. Schon im verangenen Jahr präsentierte der CEO Doron Myersdorf in Tel Aviv einen mehrere Zentimeter dicken Akku, der ein Samsung Galaxy Smartphone in nur 30 Sekunden auflud. Das zugehörige Youtube-Video wurde bislang über drei Millionen Mal geklickt.
Inzwischen konnte Myersdorf die Batterie auf Normalgröße schrumpfen, die Ladedauer liegt nun bei 60 Sekunden. Das ist immer noch ein Wert, der die Konkurrenz weltweit in Schnappatmung versetzen dürfte.
Wie genau die Ladetechnik funktionert, verrät der StoreDot-Chef wohl nur seinen Investoren. Bislang ist nur bekannt, dass die Akkus Peptidmoleküle enthalten, organische Verbindungen, die in Mensch und Tier als Proteine vorkommen.
66 Millionen US-Dollar hat StoreDot bis August 2015 eingesammelt, berichtet das Portal Geektime. Geldgeber sind etwa der Milliardär Roman Abramowitsch mit seiner Firma Norma Investments oder auch die Investmentfirma Samsung Ventures.
Technische Hintergründe zu Akkus
Eine Batterie hat die Aufgabe, beim Aufladen möglichst viele Elektronen aufzunehmen und diese mit möglichst wenigen Verlusten zu speichern. Beim Entladen gibt sie die Elektronen dann wieder ab, um mit diesem Strom zum Beispiel einen Elektromotor oder ein Handy zu betreiben.
Im Akku übernehmen die sogenannten Lithium-Ionen diese Speicheraufgabe: Diesen Atomen fehlt ein Elektron. Daher sind sie elektrisch positiv geladen. Beim Aufladen strömen negativ geladene Elektronen in den Akku und sammeln sich in einem dichten Geflecht aus dem leitfähigen Kohlenstoff Graphit. Dorthin wandern dann auch die positiv geladenen Lithium-Ionen. Jedes von ihnen bindet ein Elektron – man könnte auch sagen, dass jedes Ion ein Elektron festhält, um die Ladungsneutralität zu gewährleisten. Beim Entladen des Akkus verlassen die Elektronen das Graphit nach und nach wieder. Damit wandern auch die positiv geladenen Lithium-Ionen aus dem Graphit-Netzwerk heraus. Später kann der Ladezyklus dann von neuem beginnen.
Je mehr Lithium-Ionen in einen Akku hineinpassen, umso mehr Elektronen und damit Energie können auf gleichem Raum gespeichert werden. Daher arbeitet Bosch schon länger unter anderem daran, den Graphit-Anteil zu reduzieren oder ganz auf das Graphit zu verzichten. Dies würde die Energiedichte des Akkus deutlich steigern. Das scheint jetzt dem Start-up Seeo, das Bosch gekauft hat, gelungen zu sein.
Mit dem Kapital will Myersdorf aber nicht nur Smartphones aufmotzen. Seine Highspeed-Akkus sollen auch den Markt für Elektroautos aufmischen. In nur fünf Minuten, so sein Versprechen, sollen sie Stromer volltanken. Eines der meistverkauften Elektroautos der Welt, der Nissan Leaf, braucht dafür rund acht Stunden.
2016 will das Startup einem E-Mobil eine Wunderbatterie verpassen und seine Leistung öffentlich testen. 2020 könnten laut Myersdorf die ersten damit ausgestatteten Autos auf den Markt kommen. Sollte er mit seiner Technologie Erfolg haben, würden Elektroautos auf einen Schlag einen ihrer Schwachpunkte verlieren: Die ewige Warterei beim Aufladen.