Digitale Infrastruktur Der Stoff, aus dem die Zukunft sein muss

In Deutschland nutzen nur rund 5 Prozent aller Breitbandanschlüsse die Glasfasertechnologie. Quelle: dpa

Schnelles Glasfaserinternet, in der Stadt und auf dem Land, sollte für einen führenden Industriestandort wie Deutschland selbstverständlich sein. Ist es aber nicht. Wer die Gigabitgesellschaft will, muss jetzt endlich loslegen. Ein Gastbeitrag.

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Digitale Infrastruktur steht im Vorfeld der Bundestagswahl bei allen Parteien weit oben im Wahlprogramm, sie spielte sogar im zweiten TV-Triell eine Rolle. Die Politik hat also erkannt, dass am Ausbau des Glasfasernetzes in Deutschland kein Weg vorbeiführt. Die schlechte Nachricht: Flächendeckender Glasfaserausbau ist bei Weitem kein neu ausgegebenes Ziel. Die Politik ist bisher weit hinter ihren Ambitionen zurückgeblieben.

Fakt ist: In Deutschland nutzen nur rund 5 Prozent aller Breitbandanschlüsse die Glasfasertechnologie. Damit sind wir im internationalen Vergleich weit abgeschlagen. Noch düsterer sieht es in ländlichen Regionen aus: Hier sind Netzlücken weiterhin die Regel statt die Ausnahme. Die Coronapandemie und die Zeit des mobilen Arbeitens führen uns allen vor Augen, wie sehr es auf leistungsfähiges Internet ankommt. Mobiles Arbeiten ist nur mit stabilem Internet möglich. Die Pandemie hat die Attraktivität ländlicher Regionen massiv erhöht. Damit dieser Wandel nicht nur ein kurzfristiges Phänomen ist und unsere Großstädte langfristig entlastet werden können, brauchen wir eine schnellere, flächendeckende Glasfaserversorgung.

Die digitale Infrastruktur entscheidet darüber, ob der ländliche Raum seine Vorzüge in der Lebensqualität erhalten und entfalten kann. Digitale Angebote im Bereich der Gesundheit wie zum Beispiel telemedizinische Lösungen oder auch die digitale Übertragung von Kulturveranstaltungen können hier durch Glasfaser realisiert werden. Das Gefühl des Abgeschnittenseins auf dem Land wird dadurch deutlich reduziert und die Attraktivität des ländlichen Raums langfristig erhöht. Heute allerdings bremst die langsame Datenleitung die Zukunftsfähigkeit, fehlende digitale Anbindung wird zum Wettbewerbsnachteil. Glasfaser ist also längst zu einem der wichtigsten strategischen Wettbewerbs- und Standortvorteile in den ländlichen Regionen geworden.

Aufgrund des schnell wachsenden Datenverkehrs in Unternehmen und Privathaushalten ist die Nachfrage nach gigabitfähigen Anschlüssen größer denn je. Und die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der digitalen Infrastruktur werden durch neue Technologien und veränderte Nutzungsgewohnheiten weiter steigen. Nur Glasfaser hat die dafür nötige Leistungsstärke. Andere Infrastrukturen können schon sehr bald nicht mehr mithalten und werden in wenigen Jahren an ihre technischen Grenzen stoßen.

Beispiele hierfür gibt es viele – insbesondere im Privaten. Dass sogenannte Download- und Uploadraten nicht mehr ausreichen, haben viele Familien in den vergangenen Monaten am eigenen Leib erlebt. Als die Eltern im Homeoffice saßen und die Kinder am Küchentisch dem Onlineunterricht folgen wollten, zog oft mindestens einer den Kürzeren. Noch spürbarer werden die Grenzen, wenn wir uns neue Technologien wie die Mobilfunkgeneration 5G oder autonomes Fahren anschauen.

Verfehlte Ziele

Um den Glasfaserausbau mit der notwendigen Geschwindigkeit voranzutreiben, braucht es privatwirtschaftliche Investitionen – und diese stehen uns auch zur Verfügung. Durch diese Investitionen kann der Glasfaserausbau ökonomisch sinnvoll und schnell erfolgen. Privatwirtschaftliche Unternehmen wie die Deutsche Glasfaser setzen dort an, wo der Bedarf am größten ist – im ländlichen Raum. Damit tragen wir als Digitalversorger dazu bei, dass die Regionen zukunftssichere Wirtschaftsstandorte bleiben. Und wir schaffen die Voraussetzung, dass Menschen und Unternehmen auf dem Land die Möglichkeiten und Annehmlichkeiten digitaler Anwendungen uneingeschränkt nutzen können.

Wir können es uns nicht leisten, die Anbindung an schnelles Internet – insbesondere auf dem Land – auf die lange Bank zu schieben. Es braucht schnelles Handeln aller beteiligten Akteure. Das Ziel, in Deutschland einen flächendeckenden Ausbau mit Gigabitnetzen zu realisieren, hat die Bundesregierung ursprünglich schon für 2025 ausgegeben. Das Ziel wird weit verfehlt und ist unter optimalen Bedingungen nun frühestens 2030 zu erreichen. Um wenigstens dieses Ziel zu erreichen, müssen drei politische und administrative Weichenstellungen erfolgen:

1. Für mehr Tempo im Glasfaserausbau in Deutschland müssen wir Genehmigungsprozesse effizienter gestalten. Der derzeitige Genehmigungsdschungel für den Glasfaserausbau kostet Behörden und ausbauende Unternehmen wertvolle Arbeitszeit. Genehmigungsprozesse für den Glasfaserausbau müssen entschlackt, standardisiert und sinnvoll digitalisiert werden.

2. Es dürfen künftig nur solche Regelwerke geschaffen und politisch akzeptiert werden, die den schnellen Glasfaserausbau mit modernen Verlegeverfahren anerkennen. Nur mit modernen, minimalinvasiven Verfahren kann Glasfaser schneller, zielgenauer und effizienter als beim konventionellen Tiefbau verlegt werden. Dank der Verlegung auf Glasfasertiefe (rund 40 Zentimeter) gewinnen wir deutlich an Ausbautempo und wenden den Stand der Technik für den industrialisierten Glasfaserausbau an.

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3. Es braucht eine zügige und diskriminierungsfreie Migration von Kupfer auf Glasfaser. Ein Glasfasernetz ist nachhaltiger im Bau und um ein Vielfaches energieeffizienter im Betrieb gegenüber der veralteten Kupferinfrastruktur. Um diese Nachhaltigkeitsdividende der Glasfaser zu nutzen, müssen Anbieter, Bürgerinnen und Bürger einfach von Kupfer auf Glasfaser wechseln können.

Mehr zum Thema: Die öffentlichen Investitionen in Deutschland sinken seit Jahren. Eine bislang wohl einmalige Auswertung der vergangenen 25 Jahre belegt: Der Steuer-Föderalismus schränkt die Kommunen zu stark ein – lokale Parteien gehen höchst unterschiedlich mit dem Investitionsstau um. Unsere Grafiken zeigen, welche Kreise am wenigsten investieren.

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