Wenn Frank Swain durch London spaziert, wandelt er auf einem Klangteppich, den außer ihm kein Mensch hört. Denn er nimmt akustisch auch die Signale der drahtlosen Kommunikation wahr, die uns umwabern: die Wlan-Netze. Entfernte klingen wie das Klicken eines Geigerzählers, nahe wie das Gedudel einer Telefonwarteschleife.
Mensch 2.0 - Welche Techniken und Implantate uns besser leben lassen
Ein Mikrochip im Innenohr (38.000 Euro) lässt Taube wieder hören.
Hirnschrittmacher (ab 31.000 Euro) senden elektrische Impulse ins Gehirn, um epileptische Anfälle, das Zittern von Parkinson-Kranken und Depressionen zu heilen.
Ein Chip erfasst Nervenreize. Denkt ein Proband "Greifen", kann er eine Prothese fernsteuern.
Werden kleine Magnete unter die Haut der Fingerkuppen implantiert (200 Euro), können Menschen elektromagnetische Felder wahrnehmen.
Mit einer vollelektronischen Orthese (60.000 Euro) können Menschen gelähmte Gliedmaßen wieder benutzen.
Mikroelektronik in modernen Prothesen (30.000 bis 40.000 Euro) kontrolliert und steuert innerhalb von Millisekunden die Position des Kunstbeins beim Gehen, Rennen oder Treppensteigen.
Mit superleichten Karbonfedern (8.000 Euro) spurten Sportler besser als mit normalen Fußprothesen.
Implantate nahe dem Rückenmark (etwa 20.000 Euro) stoppen die elektrischen Nervensignale - und damit das Schmerzempfinden.
Elektronische Schrittmacher kontrollieren die Funktion von Magen, Blase und Darm (ab 14.400 Euro).
Der Brustmuskel wird in mehrere Segmente unterteilt, mit denen Arm und Kunsthand präzise gesteuert werden (60.000 Euro).
Schrittmacher (ab 5.100 Euro) und implantierbare Defibrillatoren (ab 15.500 Euro) halten geschädigte Herzen mit elektrischen Impulsen auf Trab.
Exakt geschliffene Kunststofflinsen (je 3.000 Euro) heilen den grauen Star. So erreichen viele Patienten anschließend 180 Prozent Sehschärfe.
Blinde können mit einem Computerchip (73.000 Euro ohne Operation), der in die Netzhaut implantiert wird, wieder sehen. Eine Kamerabrille überträgt Bilder zum Chip, der das Signal an den Sehnerv weiterleitet. Der Akku am Gürtel liefert den Strom.
Das funktioniert, obwohl – oder gerade weil – Swain taub ist. Denn er trägt deshalb eine Hörprothese. Die hat er so umprogrammiert, dass sie auch diese fürs menschliche Ohr nicht wahrnehmbaren Frequenzen empfängt. Die ganze Aktion ist ein Kunstprojekt.
Diese Art des Body-Hackings ist bei Künstlern en vogue, aber auch Technikbegeisterte auf der ganzen Welt experimentieren mit den neuen Möglichkeiten, die das Zusammenwachsen von elektronischen Bauteilen und dem Körper ermöglichen. Sie tüfteln gemeinsam daran, ihre Sinne zu erweitern – etwa in Berlin, Pittsburgh oder Barcelona, wo die Szene besonders aktiv ist.
Magnete unter der Haut sind dabei eine recht simple Variante, der Welt der Empfindungen den Magnetismus hinzuzufügen und zum Cyborg zu werden. Diese Minioperation zur Selbstoptimierung bekommt jedes Tattoo-Studio hin.
Deutlich aufwendiger ist der Eyeborg des in Spanien lebendenden britischen Musikers und Malers Neil Harbisson. Da er farbenblind ist, kann er nur in Schwarz-Weiß sehen. Und hat sich daher einen Apparat gebaut, der die Farbsignale – die Wellenlänge des Lichts – in Töne verwandelt.
Wenn Harbisson sich den Eyeborg auf den Kopf setzt, nimmt eine Kamera auf, was er sieht, rechnet die Farbe in Töne um, die der 32-Jährige mittels Knochenschall wahrnimmt: Der Schallgenerator ist mittlerweile fest in seinem Kopf implantiert.