Coronavirus Wo die Menschen trotz Corona noch auf den Straßen unterwegs sind

Wo die Menschen die Ausgangssperre beachten – und wo nicht. Quelle: imago images

In Deutschland und Europa fahren die Menschen ihr öffentliches Leben je nach Ort unterschiedlich stark zurück. Das zeigen aktuelle Verkehrsdaten des Navigationsanbieters TomTom, die die WirtschaftsWoche analysiert hat.

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Deutschlands Wirtschaft hat in den vergangenen Tagen unterschiedlich konsequent auf Homeoffice umgestellt. Und die Menschen haben ihre Mobilität unterschiedlich stark eingeschränkt. Darauf deuten Staudaten des Navigationsanbieters TomTom aus mehreren Großstädten hin. Eine Auswertung durch die WirtschaftsWoche zeigt, dass in allen untersuchten Städten die Staus während der Stoßzeiten in der vergangenen Woche zurückgegangen sind. Allerdings geschah dies im Westen stärker als im Osten.

Lag die Staugefahr etwa in München am Mittwoch den 11. März sowohl vormittags als auch nachmittags noch weitgehend auf Normalniveau, bot sich schon am darauffolgenden Dienstag den 16. März ein komplett anderes Bild. Die Staugefahr war den TomTom-Daten zufolge plötzlich nur noch so hoch wie an einem typischen Samstag oder Sonntag. Bayern hat inzwischen nach Nordrhein-Westfalen die zweithöchste Zahl Covid-19-Fälle. Ein ähnlich klares Bild ergibt der Blick auf Düsseldorf – und in abgeschwächter Form auch auf Stuttgart und Berlin. Deutlich weniger in den eigenen vier Wänden schienen vergangene Woche Menschen im Osten zu sein. Ein Blick auf die Staugefahr in Dresden zeigt demnach kaum einen Rückgang während der Woche.

Auch am Wochenende schienen die Dresdner häufiger unterwegs zu sein als Menschen in westdeutschen Städten. Und das, obwohl die sächsischen Landeshauptstadt am Samstag um null Uhr eine der ersten Ausgangsbeschränkungen in Deutschland verhängt hatte. Ein Sprecher der Stadtverwaltung sagt, es sei schwer, den Grund dafür nachzuvollziehen – gibt sich aber optimistisch, dass die Ausgangsbeschränkung greifen wird.



Große Unterschiede im europäischen Vergleich

Große Unterschiede gibt es auch im europäischen Vergleich. Während in den hart vom Virus getroffenen Städten Mailand und Madrid inzwischen fast absolute Ruhe auf den Straßen herrscht, ist in Moskau kaum ein Verkehrsrückgang zu registrieren. Nur am vergangenen Wochenende war auf den Straßen etwas weniger los als an einem normalen Wochenende. Das mag auch daran liegen, dass Russland offenbar Covid-19-Todesfälle nicht als solche in die Statistik einfließen lässt, sondern als Folge einer Lungenentzündung oder eines Herzfehlers. Offiziell gibt es daher bislang keine Corona-Toten.

Zumindest ein wenig deutlicher ist der Rückgang in der schwedischen Hauptstadt Stockholm und der britischen Hauptstadt London. Schweden hat laut Johns Hopkins University rund 2300 Corona-Fälle und fährt zurzeit einen laxeren Kurs, was die Pandemie angeht. Das skandinavische Land ist deshalb in den vergangenen Tagen immer wieder in die Kritik gekommen. So werden zurzeit kaum Menschen getestet. Zuletzt hatte sich die Umweltaktivistin Greta Thunberg mit der Vermutung gemeldet, an Covid-19 erkrankt zu sein. Ein Test sei aber in ihrer Heimat nicht möglich gewesen.

In Großbritannien sind inzwischen mehr als 8000 Menschen infiziert. Hier tritt am Mittwoch erstmals eine Ausgangssperre in Kraft. Zudem hatte sich der Bürgermeister von London verwundert darüber geäußert, dass die U-Bahnen voller Menschen sind.



Eine starke Verhaltensänderung zeigt sich in Warschau, Prag und Wien. Österreichs Kanzler Sebastian Kurz etwa hatte recht harte Einschränkungen verhängt, nachdem es in Tirol einen massiven Ausbruch der Krankheit gab und infizierte Skiurlauber das Virus in allerlei Länder geschleppt hatten. So ist in Wien der Straßenverkehr seit Anfang vergangener Woche deutlich zurück gegangen.

Noch klarer ist das Bild in Paris: Seit Präsident Emmanuel Macron am Dienstag eine Ausgangssperre verkündet hat, ist hier weitgehend Ruhe auf den Straßen.

Mehr zum Thema: Diese App weiß, wo Corona lauert: Unternehmer Mathias Reidel verspricht eine Alternative zum Shutdown: Eine App soll alle Straßen und Gebiete identifizieren, in denen es keine Ansteckungsgefahr mehr gibt. Wenn die Datenschützer mitmachen.

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