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KrebsWenn Vitamine & Co mehr schaden als nützen

Vitamine sind gut, davon kann man nicht genug haben - so die vorherrschende Meinung. Aber im Gegenteil: Es mehren sich in letzter Zeit Studien, die zeigen, dass Antioxidantien das Tumorwachstum sogar fördern können.Eva Mühle 08.10.2015 - 10:54 Uhr

Heidelbeeren

Foto: dpa

Heidelbeeren, Brombeeren oder Cranberries – diese und viele weitere Lebensmittel gelten als besonders gesund. Grund ist ein hoher Anteil von Antioxidantien wie zum Beispiel Vitamin C und E, welche auch vor Krebserkrankungen schützen sollen. Täglich nehmen daher viele Menschen Vitaminpräparate und andere Antioxidantien zu sich – nach dem Motto: viel hilft viel. Positive Effekte einer hohen Dosis dieser Substanzen auf die Gesundheit konnten Wissenschaftler bislang aber nicht feststellen. Im Gegenteil: Forscher der Universität Göteburg im Fachblatt „Science Translational Medicine“ haben eine Studie veröffentlicht, die zeigt, dass im Tierversuch die Gabe von bestimmten Antioxidantien Hautkrebs nicht etwa hemmte, sondern die Tumore je nach Dosierung deutlich schneller wuchsen. Die Forscher fütterten Mäuse mit der Verbindung N-Acetylcystein (NAC). Anstatt einer Verbesserung durch die „gesunde“ Kost verschlimmerte sich der Zustand der Mäuse: Der Krebs breitete sich im ganzen Körper aus. Im Vergleich zu Mäusen ohne NAC-Gabe verdoppelte sich allein die Zahl der Lymphknoten-Metastasen. Der Test mit menschlichen Krebszellen in der Petrischale brachte ein ähnliches Ergebnis. Bereits Anfang 2014 war dasselbe Forscherteam bei Versuchen mit Mäusen, die an Lungenkrebsvorstufen litten, zu ähnlichen Ergebnissen gekommen.

Die Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung lassen sich aber nicht eins zu eins auf den Menschen übertragen. Welchen Einfluss Antioxidantien auf gesunde Menschen haben und ob sie das Krebsrisiko erhöhen, darüber können erst klinische Studien Auskunft geben. Dennoch: „Die Einnahme von Antioxidantien verbessert die Situation von Krebspatienten nicht. Unter bestimmten experimentellen Bedingungen können Antioxidantien Krebs sogar verschlimmern“, sagt Dr. Katrin Schröder, die eine Arbeitsgruppe zum Thema freie Radikale am Institut für Kardiovaskuläre Physiologie der Goethe-Universität Frankfurt leitet.

Cola und Salzstangen helfen bei Durchfall

Bei Durchfall verliert der Körper Flüssigkeit und Mineralien, die schnell wieder zugeführt werden sollten. Salzstangen und Cola sind dafür allerdings nicht optimal: Das Koffein in der Cola kann besonders bei Kindern den Durchfall noch verstärken. Zu viel Zucker entzieht dem Körper weiteres Wasser sowie Kalium, wie eine Studie des "Internal Journal of Clinical Practice" zeigt. Besser eignen sich leicht gesüßte Tees und Elektrolytelösung aus der Apotheke.

Auch die Salzstangen bringen nicht viel, Zwieback hilft dem Körper besser, wieder zu Kräften zu kommen.

Foto: dpa

Obst und Gemüse schützen vor Krebs

Wer sich gesund ernährt und mehr Gemüse als Fleisch isst, der tut seinem Körper etwas Gutes. Doch ein konkreter Schutz vor Krebs ist das nicht. Das ergab eine Studie von Hsin-Chia Hung und Walter Willet von der Harvard University Boston, die im "Journal of the National Cancer Institute" veröffentlicht wurde. Die Probanden, die mehr Obst und Gemüse aßen, hatten jedoch ein geringeres Herzinfarktrisiko.

Foto: dpa

Dunkle Schokolade macht nicht so dick

Das stimmt leider nicht. Egal, wie dunkel die Schokolade ist, sie besteht in erster Linie aus Kakaobutter, Zucker und Kakaomasse. Im Gegensatz zu Milchschokolade enthält dunkle Schokolade keine Milch, folglich auch keinen Milchzucker - und auch insgesamt meist weniger zugesetzten Zucker. Die Kalorienzahl ist durch den hohen Fettgehalt aber vergleichbar mit der der Milchschokolade.

Foto: dpa/dpaweb

Kaffee trocknet den Körper aus

Nein, Kaffee entzieht dem Körper kein Wasser. Koffein wirkt allerdings harntreibend: Wer viel Kaffee trinkt, muss also öfter die Toilette aufsuchen. Das bedeutet aber nicht, dass er dabei mehr Flüssigkeit verliert, als er mit dem Bürokaffee aufgenommen hat.

Foto: dpa

Pro Tag zwei Liter Wasser trinken

Es ist richtig, dass der Mensch "ausreichend" Flüssigkeit braucht. Er muss aber nicht zwangsläufig zwei Liter in Form von Wasser trinken. Auch Obst, Gemüse und Milchprodukte enthalten Flüssigkeit. Außerdem hängt der Flüssigkeitsbedarf von vielen Faktoren ab, etwa wie heiß es ist, wie viel der Mensch wiegt und ob man sich körperlich stark anstrengt. Pauschal eine Menge von zwei Litern zu empfehlen, ist wenig sinnvoll. Zu viel Wasser kann dem Körper auch schaden. Wer ein normales Durstgefühl hat, nimmt automatisch genug Flüssigkeit zu sich.

>> Hier finden Sie die wichtigsten Tipps zum richtigen Trinken.

Foto: dpa

Salat hat viele Vitamine

Das stimmt nicht. Salat hat viel Folsäure, die der Körper braucht, aber Vitamin C etwa findet sich in der doppelten bis achtfachen Menge in Tomaten oder Paprika.

Foto: AP

Eier erhöhen den Cholesterinspiegel

Cholesterin ist ein lebensnotwendiger, natürlicher Stoff und kein Schadstoff. Der Körper produziert selbst Cholesterin und stoppt die Produktion, wenn zu viel Cholesterin in Form von Nahrung aufgenommen wird. Nur wer eine Cholesterin-Stoffwechselstörung hat muss auf seine Ernährung achten. Alle anderen können so viele Frühstückseier essen, wie sie wollen.

Foto: dpa

Salz ist ungesund

Das stimmt nur, wenn Sie zu den sogenannten salzsensitiven Menschen zählen. Bei denen kann der häufige Genuss von stark gesalzenen Speisen zu einem Anstieg des Blutdrucks führen. Betroffen ist etwa jeder vierte Deutsche. Da die Mehrheit der Menschen also nicht salzsensitiv ist, müssen sie auch nicht auf Salz verzichten.

Foto: AP

Mehrere kleine Mahlzeiten sind besser

Immer wieder hört man, es sei besser fünf kleine Mahlzeiten zu sich zu nehmen, als die drei großen Klassiker Frühstück, Mittag- und Abendessen. Im Grunde ist es völlig egal, wann man isst. Wer mit fünf „kleinen“ Mahlzeiten am Tag abnehmen möchte, läuft jedoch schnell Gefahr, zu viele Kalorien aufzunehmen. Wer sich an feste Mahlzeiten hält, behält besser den Überblick über die Gesamtmenge der aufgenommenen Kalorien.

Foto: CLARK/obs

Am Abend essen macht dick

Ob wir zu- oder abnehmen liegt an der Menge der Kalorien, die wir zu uns nehmen und nicht am Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme. Mehrere Studien haben widerlegt, dass Stoffwechselvorgänge am Abend ruhen und daher, wer abends mehr isst, schneller dick wird.

Foto: dpa/dpaweb

Der Mensch nutzt nur einen Bruchteil seines Gehirns

Zwar keine Ernährungsweisheit, aber ein Gesundheitsmythos ist, dass der Mensch gar nicht die volle Leistung des Gehirns ausschöpfe. Einmal heißt es 10 Prozent, ein andermal 25 Prozent. Mehr unserer Hirnkapazitäten nutzen wir nicht? Doch, tatsächlich nutzt der Mensch alle Bereiche seines Gehirns. Untersuchungen haben gezeigt, dass es keine inaktiven Teile gibt. So verführerisch der Gedanke an noch ungenutzte Areale und Möglichkeiten wie Telepathie und Telekinese sein mag, sie bleiben Fantasterei.

>> Hier finden Sie weitere spannende Mythen rund um unser Gehirn.

Foto: dpa

Dabei scheint der Grund, warum Antioxidantien als „Gesundheitshelfer“ gelten, einleuchtend: Sie neutralisieren die sogenannten freien Radikale - Atome und Moleküle, die sehr reaktionsfreudig sind und deshalb wichtige Grundbausteine unseres Organismus wie Proteine und Nukleinsäuren angreifen. Freie Radikale entstehen als Nebenprodukt im Stoffwechsel und sind in großen Mengen giftig für den Körper. Sie können zum Beispiel dadurch Alterungsprozesse beschleunigen. Weil Antioxidantien die aggressiven Radikale eliminieren, sind sie auch in manchen Kosmetika enthalten.

Das ist aber nur die eine Seite der Medaille: Denn freie Radikale sind genauso nützlich, da sie auch Bakterien und Viren sowie sich schnell teilende Tumorzellenangreifen angreifen und so für einen langsamen, kontrollierten Zelltod sorgen. „Antioxidantien verhindern dies, indem sie die Produkte der Radikale eliminieren. Zumindest im Experiment  kann dies dazu führen, dass Tumorzellen aktiviert werden, sich teilen und im Körper ausbreiten“, so Schröder.

Nobelpreisträger und Entdecker der DNS-Struktur, James Watson, hatte bereits vor über zwei Jahren Stellung zum Thema genommen. „Wenn wir herausfinden könnten, wie wir die Antioxidantien-Konzentration in Krebszellen reduzieren können, wären wir in der Lage, viele Formen von Krebs auch im späten Stadium zu behandeln, die jetzt noch unheilbar sind“, so Watson.

Jetzt aus Angst vor dem Krebs Vitamine zu meiden, wäre auch gefährlich. Denn wer etwa zu wenig Vitamin C zu sich nimmt, leidet schnell an Skorbut. Die Krankheit war früher unter Seeleuten gefürchtet, die Wochen auf See unterwegs waren und kein frisches Obst oder Gemüse bekamen. Wie immer in der Medizin kommt es auf die richtige Dosis an.

Wie viel wir von welchen Nährstoffen zu uns nehmen sollten, um gesund zu bleiben, darüber informiert die Deutsche Gesellschaft für Ernährung.

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