




Die Mitteilung No. 240 der International Agency for Research on Cancer (IARC) dürfte der Fleischindustrie nicht schmecken. Heute gab die IARC, die zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehört, bekannt, dass sie verarbeitetes Fleisch als krebserregend einstuft. 22 Forscher aus 10 Länder haben in den vergangenen Jahren die wissenschaftlichen Untersuchungen ausgewertet und sind zu dem Schluss gekommen, dass verarbeitetes Fleisch, wie es Wiener Würstchen, Corned beef oder auch Kassler sind, das Risiko vor allem auf Darmkrebs erhöhen. Wer täglich 50 Gramm verarbeitetes Fleisch zu sich nimmt, erhöht sein Risiko an Darmkrebs zu erkranken um 18 Prozent.
Die IARC untersucht in den sogenannten Monographs, welche Stoffe nach dem Stand der Wissenschaft als krebserregend gelten. Sie unterteilt die Stoffe, die nicht nur Nahrung, sondern auch Kohlestaub oder Brustimplantate umfassen, in vier Stufen. Stufe 4 heißt, dass es keinen Hinweis gibt, dass der Stoff Krebs auslöst. Stufe 1 heißt soviel, dass der Stoff, wenn er in erhöhtem Maße zu sich genommen wird, Krebs auslösen könnte. Für Wurstwaren und Schinken sieht es die IARC nach der Auswertung von Studien als erwiesen an, dass sie Krebs auslösen können und stufte sie in die Gruppe 1 ein.
"Für einen Menschen bleibt das Risiko, Darmkrebs auf Grund seines Konsums von verarbeitetem Fleisch zu bekommen gering, aber dieses Risiko steigt mit der Menge, die verzehrt wird", sagt Dr. Kurt Straif, dem Chef des IARC-Programms "Monographs", das die Risiken von Materialien und Nahrungsmitteln bewertet. 800 Studien wurden berücksichtigt und die Folgen des Konsums von Fleisch von Rindern, Schweinen, Lämmern, Ziegen oder Pferd auf mehr als ein Dutzend Arten Krebs untersucht.
Neben dem verarbeiteten Fleisch, wie es Wurst enthalten ist, untersuchten die Forscher auch das Risiko, dass durch den Verzehr von schierem Fleisch wie bei einem Steak entsteht. Diese stuften die Forscher in die Gruppe 2a. Die Gruppe 2, die nahelegt, dass ein Stoff bei erhöhter Einnahme Krebs auslösen kann, wird unterteilt in A und B. In der Gruppe B gibt es Belege für einen Krebs-Effekt bei Tieren, aber die Forscher wollen die Wirkung auf den Menschen noch überprüfen - zu dieser Gruppe zählt zum Beispiel Kaffee. In der Gruppe 2a, zu der nun auch Steaks gehören, gibt es Hinweise darauf, dass ein Stoff krebserregend bei Tieren ist und starke Hinweise, dass dies auch für den Menschen gilt.
"Die Ergebnisse bekräftigen die Empfehlungen der Gesundheitsorganisationen, dass Menschen den Konsum von Fleisch begrenzen sollten", sagt Dr. Christopher Wild, der Direktor des IARC. Gleichzeitig, so Wild, habe rotes Fleisch auch wichtige Bestandteile für die Ernährung. "Unsere Ergebnisse sind wichtig, damit Regierungen und Organisationen Risiko-Einschätzungen vornehmen können, um die Risiken und positiven Effekte des Konsum von rotem Fleisch und verarbeitetem Fleisch abzuwägen und in die bestmögliche Empfehlung für die Ernährung zu bringen", sagt Wild.