Sternstunde

So werden Sie zum Weltraumunternehmer

Andreas Menn Quelle: Frank Beer für WirtschaftsWoche
Andreas Menn Redakteur Innovation & Digitales

Weltraum für alle: Auf Crowdfunding-Plattformen im Internet kann Jedermann in Startups investieren, die das All erobern - mit Raumschiffen, Satelliten und Weltraumteleskopen. Über eine Revolution in der Raumfahrt.

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Quelle: dpa, Montage

Sie wollten immer schon so verrückte Dinge tun wie Richard Branson oder Elon Musk, jene US-Unternehmer, der ihre Milliardenvermögen in den Bau von Raumschiffen stecken? Sie würden nur zu gerne zu den Sternen aufbrechen, und sei es nur mit einer ferngesteuerten Raumsonde?

Nichts leichter als das: Binnen fünf Minuten können Sie ein Weltraumunternehmer werden, so wie Branson oder Musk. Schon mit ein paar Klicks im Internet und ein paar Dutzend Dollar Einsatz sind sie dabei, wenn Raumfahrtgeschichte geschrieben wird.

Die Raumfahrtträume eines Milliardärs
Microsoft-Mitgründer Paul Allen will die Raumfahrt revolutionieren. Er plant den Bau des bisher größten Flugzeuges auf der Welt, von dem aus Satelliten oder auch Raumfahrzeuge gestartet werden sollen. Quelle: dapd
Die Raumfahrzeuge sollen von dem Flugzeug-Giganten in 10.000 Meter Höhe gebracht werden. Dort erfolgt dann der Start ins All. Quelle: dapd
In den Flugzeugriesen sollen sechs Boeing-747-Triebwerke eingebaut werden. Das Gewicht wird bei 544 Tonnen liegen, die Flügelspannbreite bei 116 Metern. Quelle: dapd
Zum Start und zur Landung benötigt das Flugzeug eine 3,65 Kilometer lange Bahn.
Allens Unternehmen Stratolaunch arbeitet bei der Konstruktion der Maschine mit dem legendären Flugzeugdesigner Burt Rutan (l.) zusammen. Quelle: dapd
Beide hatten bereits bei der Entwicklung des SpaceShipOne kooperiert, das es 2004 als erstes privat gebautes bemanntes Fahrzeug in den Erdorbit schaffte. Quelle: ap
Der erste Flug der Maschine sei innerhalb der nächsten fünf Jahre geplant, so Allen.

Denn auf Crowdfunding-Plattformen im Internet wie Kickstarter und Indiegogo ist das Weltraumfieber ausgebrochen: Diverse Startups suchen dort nach Investoren für ihre Missionen ins All. Mit ihrem Geld wollen sie Raumschiffe bauen, Sonden zu fernen Planeten schicken und Jagd auf Asteroiden machen.

Das All wird demokratisiert

Schon lange geht der Trend in Richtung private Raumfahrt: Nicht mehr nur staatliche Agenturen erschließen das All, sondern vor allem Unternehmen. Nun aber wird es richtig privat, denn Jedermann kann mitmachen. Zehntausende Internetnutzer haben schon in Weltraum-Projekte investiert.

Das All wird demokratisiert, könnte man sagen. Mit allen Risiken, die Weltraum-Missionen gewöhnlich mit sich führen: Eine Gewähr, dass die Projekte Erfolg haben, gibt es - wie auch sonst in der Raumfahrt – leider nicht.

Trotzdem ist das Interesse gewaltig: Erst kürzlich hat das US-Startup Planetary Resources auf der Plattform Kickstarter 1,5 Millionen Dollar von rund 17.600 Finanziers eingesammelt. Das Geld soll in den Bau eines Weltraumteleskops fließen, mit dem Wissenschaftler, Studenten und Internetnutzer das All erforschen und nach Asteroiden suchen können.

Mit an Bord: Ein Bildschirm, auf dem Fotos der Kickstarter-Investoren angezeigt werden. Eine Kamera, die außen an dem Satelliten befestigt ist, fotografiert den Bildschirm ab, mit der Erde im Hintergrund. Am Ende erhalten die Kickstarter-Investoren ein Bild von sich aus dem Weltall. 2015 soll das Teleskop ins All starten.

Erfolgreich finanziert ist auch bereits der SkyCube – ein Mini-Satellit, auch Cube-Sat genannt, der nur so groß ist wie ein Notizzettel-Würfel auf dem Schreibtisch. Ende November soll er mit einer Rakete ins All fliegen und in fast 500 Kilometern Höhe die Erde umkreisen. Mit seiner Kamera können dann Nutzer einer Smartphone-App Fotos von der Erde knipsen.

Das Weltraum-Katapult

Die Hobbys der Superreichen
Jeff Bezos Quelle: AP
James Cameron Quelle: dapd
Dennis Tito Quelle: AP
Francis Ford Coppola Quelle: dpa
Roman Abramowitsch Quelle: dpa/dpaweb
Richard Branson Quelle: dpa
Paul Allen Quelle: dapd

Wie einfach es geworden ist, einen Satelliten zu bauen und ins All zu schicken, zeigt ein besonders exzentrisches Kickstarter-Projekt zweier Fans der BBC-Serie "Dr. Who": Ende des Jahres möchten sie zum 50. Geburtstag der Science-Fiction-Serie einen Mini-Satelliten ins All schicken, der aussieht wie die blaue Polizei-Zelle, mit dem der Held der Serie durch die Zeit reist. Eine Kamera an Bord soll Fotos der Erde knipsen und hinabfunken. 33.000 Dollar wollen die beiden Amateur-Satelittenbauer dafür ausgeben - so viel, wie ein Mittelklassewagen kostet.

Die zwölf Männer auf dem Mond

Der Slingatron, so der Name der Erfindung,  ist eine Art Weltraum-Katapult: Eine Startbahn in Form einer Spirale wird von Motoren in eine Kreisbewegung  versetzt, ähnlich wie ein riesiger Hula-Hoop-Reifen. Fracht bewegt sich dadurch vom Inneren der Spirale kreisförmig nach außen und wird dabei immer schneller, bis sie am Ende in den Himmel geschleudert  wird - mit einem so hohen Tempo, dass sie die Erdanziehung überwindet und in eine Erdumlaufbahn gerät.

Menschen und teure Großsatelliten wären den Kräften, die in der neuartigen Startbahn herrschen, nicht gewachsen. Doch Spezial-Kanister mit Wasser und Treibstoff ließen sich zu geringen Kosten hinauf befördern, glauben die Entwickler. Auch Cube-Sats wie der SkyCube könnten so ihre Reise in den Weltraum antreten.

Um solche Frachten ins All zu schießen, müsste die Sternen-Schleuder einen Durchmesser von 300 Metern haben, so die Berechnung der Weltraum-Unternehmer. Mit 250.000 Dollar Startfinanzierung von Kickstarter wollen sie zunächst aber nur einen kleinen Prototypen bauen. Der soll rund 100 Gramm Material auf einen Kilometer pro Sekunde beschleunigen – und damit 51 Kilometer hoch schießen. Der Weltraum beginnt ab 100 Kilometern.

Nur ein kleiner Fleck im All
Dieser Schnappschuss von Erde und Mond (Pfeil) ist der Raumsonde Cassini geglückt. Die eigentlich zur Erkundung des Planeten Saturn ausgeschickte Sonde befand sich zum Zeitpunkt der Aufnahme rund 1,4 Milliarden Kilometer von unserem Heimatplaneten entfernt. Möglich wurde der Schnappschuss, weil die Sonne zum Zeitpunkt der Aufnahme hinter dem Planeten stand, dessen Rand man oben links erkennt, zusammen mit einem Teil seines bekannten Ringsystems. Bei einer anderen Sonnenposition wären Erde und Mond durch das Licht unseres Zentralgestirns überstrahlt worden. Quelle: dpa
Dieses 1972 von Astronauten der Nasa-Mondmission Apollo 17 gemachte Bild ist ein echter Klassiker. Als "Blue Marble" - so der Titel des Fotos - präsentierte sich die Erde den Raumfahrern aus einer Distanz von 45.000 Kilometern. Quelle: NASA
Neil Armstrong und Buzz Aldrin waren nicht nur die beiden ersten Menschen auf dem Mond, sie konnten auch als erste Betrachter diesen Anblick genießen: Die Erde geht über dem Mondhorizont auf. Klar, dass sie von diesem Ereignis ein Foto zur Erde funkten. Quelle: NASA
Erde und Mond auf einem Bild vereint - was uns heute alltäglich erscheint, war in den frühen Tagen der Raumsonde Voyager 1 eine Sensation. Am 18. September 1977 funkte die Sonde diesen Schnappschuss aus gut 11 Millionen Kilometern zur Erde, um sich dann auf ihre weite Reise durch das Sonnensystem zu machen. Quelle: NASA
Ein gutes Stück näher war die Sonde Galileo, als sie auf ihrem Weg zum Jupiter einen Blick zurück auf Erde und Mond warf. Doch nicht nur die geringere Distanz zwischen Kamera und Motiv - "nur" rund 6 Millionen Kilometer - sorgte für eine höhere Bildqualität im Vergleich zum Voyager-Bild, auch die Technik war ein gehöriges Stück weiter - das Galileo-Bild entstand 1992. Quelle: NASA
Zugegeben, besonders eindrucksvoll wirkt die Erde auf diesem Bild nicht gerade. Und doch hat diese Aufnahme aus dem Jahr 2004 großen historischen Wert: Erstmals wurde unser Heimatplanet von der Oberfläche eines anderen Planeten aus fotografiert. Den kleinen Lichtpunkt am Himmel über dem Planeten Mars fing die Kamera des Nasa-Rovers Spirit ein. Zum Zeitpunkt der Aufnahme betrug die Entfernung zwischen beiden Planeten rund 65 Millionen Kilometer. Quelle: NASA
Auch dieses Bild der Erde wurde von einer Marssonde gemacht, dem Mars Global Surveyor. Die nachträglich eingefügten Details in der rechten Darstellung verdeutlichen, welchen Teil unseres Heimatplaneten die Sonde aus knapp 140 Millionen Kilometern ins Bild setzte. Quelle: NASA

Ob der Slingatron je in voller Größe gebaut wird, ist völlig offen. Doch das hat mehr als 500 Unterstützer nicht daran gehindert, zusammen rund 15000 Dollar für das Projekt locker zu machen. Als Dank gibt es E-Books, T-Shirts und Urkunden. Und die Finanzierungsrunde läuft noch zwei Wochen lang.

Nicht alle Projekte sind erfolgreich

Die schönsten Bilder unserer Erde
Dieses Bild des NASA-Zentrums für Klimaforschung zeigt die Bewegung globaler Aerosole, also von Gas- und Schwebeteilchen, die eine wichtige Rolle für das Wetter spielen. Sie regen beispielsweise die Wolkenbildung an oder bilden Eiskristalle. Die roten Schwaden auf dem Bild stellen hierbei Nebel dar, blaue Schwaden sind Meersalz, Rauch ist grün dargestellt und Schwefel, beispielsweise aus Vulkanen, weiß. Quelle: Screenshot
Die Erde bei Nacht - ein traumhafter Anblick.
Die Dünen der Wüste wirken auf dem Nasa-Bild wie sanfte Wellen. Quelle: Screenshot
Diese rundum-Aufnahme der Erde zeigt den Salzgehalt der Meere und die Veränderungen dieses Gehalts durch Süßwasserströme. Quelle: Screenshot
Die Strömungen und Wirbel vor der amerikanischen Küste, zeigt diese Aufnahme. Quelle: Screenshot
Auf dieser Aufnahme sind Luftströmungen schematisch dargestellt. Quelle: Screenshot
Auf dieser Aufnahme ist zu sehen, wo und in welchem Ausmaß die Pole abschmelzen. Quelle: Screenshot

Wer noch weiter ins All hinaus will, kann die Macher von LunarSail unterstützen. Die Leiter des ARES-Instituts, einer US-NGO, die den Weltraum erkunden will, wollen ein Sonnensegel bauen, das zum Mond fliegt.

Es handelt sich um High-Tech-Forschung, wie sie sich bisher nur die großen Weltraumagenturen leisten konnten. Sonnensegel sind enorm dünne und leichte Folien. Sie fangen den Sonnenwind  ein - einen Strom geladener Teilchen, der von der Sonne ausgeht – und setzten ihn in Vortrieb um. Künftig könnten Satelliten oder Raumsonden damit ganz ohne Treibstoff das Sonnensystem erkunden.

Das LunarSail soll nun einen Cube-Sat zum Mond und in eine Umlaufbahn um den Erdtrabanten bringen. Unterwegs soll die Sonde den Sonnenwind vermessen und winzige Meteoriten zählen, die durchs All irren – und die künftig eine Gefahr für Astronauten auf dem Mond sein könnten.

Ende 2016 soll die Sonde reif für den Flug zum Mond sein. Wer 35 Dollar beiträgt, kann ein Foto auf den Satelliten laden, das dann per Funksignal zum Mond geschickt wird. Mit entsprechenden Empfangsgeräten lässt sich das Echo-Signal auf der Erde wieder auffangen. Die Chancen, dass das Projekt finanziert wird, stehen gut: Bisher sind knapp 7.000 Dollar zusammen gekommen, 11.000 sind geplant.

Andere Projekte waren auf Crowdfunding-Plattformen weniger erfolgreich: Gescheitert sind sowohl ein geplanter Antrieb für Mini-Raumsonden, eine bemannte Mondmission und der Plan, ein Open-Source-Raumschiff zu bauen.

Dass aber auch scheinbar verrückte Ideen durchaus Unterstützung finden, beweist das Startup Liftport: Die Amerikaner wollen einen Weltraumlift auf dem Mond bauen, mit dem Astronauten oder Fracht sanft zum Mondboden gleiten können. Rund 3500 Unterstützer gaben 11.0000 Dollar. Nun will Liftport auf der Erde eine allererste Vorstufe des Fahrstuhls testen.

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