Stress im Büro Leiser Lärm kann krank machen

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Der Lärm-Terror im Büro

Der Knigge fürs Großraumbüro
"Fenster zu!" Dem einen ist es zu kalt und zugig, dem anderen zu warm und stickig. Einer der Hauptstreitpunkte in Großraumbüros ist die Raumtemperatur. Das bestätigte auch eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa. Gut ein Viertel der Befragten gab an, dass es um die Temperatur im Büro immer wieder Diskussionen gibt. Da hilft nur, Frostbeulen und Kollegen mit Dauerhitzewallungen in getrennten Räumen unterzubringen. Quelle: dpa
Ein Mann und eine Frau reden in einem Büro Quelle: Rofeld Hempelmann
Meeting Quelle: Kzenon-Fotolia.com
Eine Frau telefoniert Quelle: Hanik - Fotolia.com
Ein Mann mit zugeklebtem Mund Quelle: Mirko Raatz - Fotolia
Eine Frau schreit aus einem Computer heraus Quelle: SnappyStock
Mann an einem Kopierer Quelle: Arne Pastoor - Fotolia

Was evolutionär sinnvoll ist, hat im Alltag ungewollte Folgen. Denn auch im Büro können plötzliche, unerwartete Geräusche - das laute Niesen von Kollegen, ein lauter Klingelton oder das Knallen einer Tür -, diese Stresshormone auslösen.

Doch das eigentliche Problem ist ein anders. „Im Großraumbüro muss man gegen die Hintergrundgeräusche arbeiten und sich konzentrieren“, sagt Hellbrück. „Konzentration ist nichts anderes als die Hemmung von störenden Reizen.“ Und das koste Energie. Ermüdungserscheinungen, Kopfschmerzen und Magenprobleme können hier ebenso die Folge der akustischen Dauerbelastung sein.

Außerdem beginnt ein Teufelskreis. Je „angeschlagener“ ein Mitarbeiter ist, desto schwerer wird es ihm fallen, die Hintergrundgeräusche auszublenden. „Wenn das über mehrere Jahre so geht, kann diese Dauerbelastung zu gesundheitlichen Nebenwirkungen führen“, sagt Hellbrück.

Das Gequatsche der Kollegen

Es ist schon seltsam: Eigentlich sind die Geräusche am Arbeitsplatz mit den Jahren leiser geworden. Wo einst knatternde Schreibmaschinen standen, befinden sich heute Computer mit leisen Laufwerken. Gleichzeitig ist die geistige Büroarbeit immer anspruchsvoller geworden. Wer hier erfolgreich sein will, muss sich konzentrieren können – denn gerade bei der Büroarbeit wird das Kurzzeitgedächtnis besonders beansprucht.

Doch hierbei stört vor allem Gerede im Hintergrund - sogar mehr als eine rauschende Klimaanlage oder der surrende PC-Lüfter. Vor allem aus einem Grund: Studien haben eindeutig gezeigt, dass sich der Mensch nicht an das Gequatsche seiner Kollegen gewöhnen kann.

Die Lautstärke ist dabei sogar zweitrangig. Schon ein Geräuschpegel von 40 Dezibel kann die eigene Konzentration stören, so dass die Erinnerungsfähigkeit sinkt. Sogar messbar.

Das bemerkten die Psychologen Alan Baddeley und Pierre Salamé bereits in den Achtzigerjahren. Sie ließen Probanden eine Telefonnummer auswendig lernen. Doch wenn sie einen Teil der Freiwilligen einer Tonbandaufnahme mit leiser Hintergrundsprache aussetzten, stieg die Fehlerrate um 30 Prozent.

Wissenschaftler nennen dieses Phänomen „Irrelevant Sound Effect“: Nicht nur Gespräche, sondern auch Musik kann das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigen. „Vor allem bei sprachlichen Aufgaben wie Schreiben oder Lesen stören Gespräche im Hintergrund“, sagt Experte Hellbrück.

Besonders störend sind die Telefongespräche von anderen, denn wir hören nur die halbe Konversation. „Unser Gehirn gibt sich jedoch nur ungern mit halben Sachen zufrieden und sucht nach Vervollständigung des Dialogs. Das führt dazu, dass wir kaum weghören können“, sagt Hellbrück.

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