Zahn-Gesundheit Wie Forscher Karies den Garaus machen wollen

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Carolacton gegen Karieskeime

Andere Wissenschaftler haben jahrzehntelang auf Impfstoffe gegen Karies gesetzt. Sie wollten eine Waffe gegen eine Bakterienart, den Strepptoccus mutans, finden. „Dabei trägt eine Horde von 500 Arten zum Problem bei“, sagt Mikrobiologin Irene Wagner-Döbler vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Sie will daher die Kommunikation zwischen den verschiedenen Keimen im Mund stören, um deren Wachstum zu behindern.

Die Wissenschaftlerin nutzt dazu Carolacton, einen Naturstoff, den im Boden lebende Myxobakterien bilden, um sich gegen lästige Konkurrenz durch andere Mikroorganismen zu wehren. Im Labor macht das Carolacton den Karieskeimen bereits erfolgreich das Leben schwer.

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Wagner-Döblers Team plant nun einen klinischen Test, um herauszufinden, ob das auch beim Menschen klappt: Die Forscher wollen den Wirkstoff in Keramikmaterial, mit dem Ärzte Löcher in Zähnen reparieren, mischen. Denn gerade an den Lücken zwischen Füllung und Zahn bildet sich gerne neue Karies. Rund 40 Patienten sollen an der Studie teilnehmen. Erste Ergebnisse könnten voraussichtlich im nächsten Jahr vorliegen. Hat sich doch ein Kariesloch gebildet, bohren Zahnärzte die beschädigte Stelle heute meist großzügig aus, wertvolle Zahnsubstanz geht verloren.

Doch das ist vielleicht gar nicht nötig, meint Rainer Haak, der die Leipziger Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie leitet. Er untersucht im Rahmen einer klinischen Studie, ob es nicht genügt, die Bakterien einfach unter der Füllung zu begraben und sie so zu schwächen. Denn eine Richtlinie für Zahnärzte, wie viel Zahnsubstanz bei Karies entfernt werden sollte, gibt es bisher nicht.

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Ganz ohne Bohrer und Schmerzen wollen Wissenschaftler des King’s College London auskommen. Ihre Idee: Mithilfe von kleinen elektrischen Impulsen sollen Mineralien wie Calcium und Phosphate zurück in den angegriffenen Zahn geführt werden, um so den Zahnschmelz zu regenerieren. Schmerzen, etwa durch die elektrischen Impulse, soll es laut den Forschern nicht geben. 2014 haben sie eine eigene Firma, Reminova, gegründet.

Wann und ob eine Markteinführung überhaupt kommt, ist allerdings noch völlig offen. Bislang wurde die Methode noch in keiner klinischen Studie getestet.

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